Ausstellungsbesprechungen

Die Welt wird Stadt, ifa-Galerie Stuttgart, bis 13. September / ifa-Galerie Berlin, 9. Oktober bis 6. Dezember 2009

Die digitale Welt mag längst zum Dorf geworden sein – das hört sich so heimelig an, dass man ganz verkennt, dass es auch eine nicht-digitale Welt gibt, die zur Stadt wird. Gemeint sind natürlich nicht die respektablen deutschen Riesenstädte wie Berlin oder ... – war noch eine? – , die mit viel Grün, erkennbarem Zentrum, nostalgischen Vierteln und überschaubarem Wildwuchs vor sich hinwachsen, wenn sie nicht schon wieder schrumpfen.

Die Rede ist von Megastädten, die die Zehnmillionengrenze längst hinter sich gelassen haben, die jetzt schon die Hälfte der Weltbevölkerung aufgesogen haben und das Chaos an der Tagesordnung ist – die Ausstellung im ifa Stuttgart spricht trefflich von »diffus wuchernden Agglomerationen«. Die Hitliste führt Tokio an mit über 30 Millionen Einwohnern, gefolgt von Mexiko-Stadt, New York, Sao Paolo, Mubai (Bombey) und Delhi – je über 15 Millionen – sowie Schanghai, Kalkutta, Jakarta, Boenos Aires und Dhaka – mit über 10 Millionen.

Die Ausstellung verfolgt die erkennbaren und absehbaren Entwicklungen etlicher dieser städtischen Monstren, dazu weitere Metropolen wie Hongkong, Palästina oder Taschkent. Dank neuester medialer Unterstützung (Google-Earth) lässt sich ein spektakuläres Bild der mega-urbanen Ballungsräume und »Global Cities« machen, die so faszinierend wie erschreckend sind, sobald man die Wohnräume, sanitären Ausstattungen usw. auch problematisiert. Dies ist den Machern der Schau gut gelungen, wird man doch fundiert mit Informationen versorgt. Sie gehen den Fragen nach: Welche Effekte bringt der dynamische Prozess einer globalen Verstädterung mit sich? Wie unterscheiden sich die neuen Stadtformationen von der Tradition der europäischen Stadt? Welche neuen Stadttypen bilden sich heraus? Die Lebenswelten werden über den Total-Ansichten nicht ausgespart: Ob traditionelle »Hutongs« in China, die Medina in den Golfstaaten oder die Favelas in Sao Paolo, das Tempo rast noch immer in den Straßen, wenn die Google-Vision fast schon eine entschleunigte Wahrnehmung erlaubt.

Die Ausstellung fasst globale Entwicklungen zusammen, die in den vergangenen Jahren bereits in Einzeldarstellungen in den ifa-Galerien Stuttgart und Berlin gezeigt wurden: Thematisiert wurden Moskau, Istanbul, Lagos, Kairo, Seoul und Peking – »Die Welt wird Stadt« beschließt diese als »Stadtansichten« titulierte Reihe.

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