Ausstellungsbesprechungen

Dominik Schmitt – Selbstgeburt, Galerie im Kunsthof Jena, bis 14. April 2012

Fantasmen und Absurditäten erwarten den Besucher im Jenaer Kunsthof. Mit seinen ungewöhnlich düsteren Schöpfungen lotet Dominik Schmitt den Bereich des Unbewussten ebenso aus wie unterschiedliche Vegetationszonen. Hinein in den Pfuhl zu Kröten, Welsen und anderen seltsamen Kreaturen! Rowena Fuß war schon da und berichtet.

Mit zum Gruß erhobener Hand und Augen, die wie schwarze Teiche aussehen, präsentiert sich ein Siebenschläfer wenige Schritte von der Eingangstür zur Galerie. Sein schmutzig weißes Fell, die nur als Konturen ausgeführten Hände und die Ringe unter den Augen erwecken den Eindruck, dass das kleine Kerlchen noch gar nicht richtig da ist. In Gedanken ist es vermutlich ganz woanders.

Dominik Schmitt führt den Betrachter an abgelegene Orte. Die Schwärze des Bildhintergrundes, auf denen sich die geisterhaft weißen Protagonisten tummeln, weist in die tiefsten Ecken des menschlichen Unterbewusstseins, der Träume und Visionen. Seine Bildfindungen weisen in Richtung Surrealismus, aber sein Werk »hit me« erinnert motivisch an Hieronymus Boschs »Garten der Lüste« (um 1503/04). Konkreter: den rechten Innenflügel des Triptychons mit der musikalischen Hölle.

Zu sehen ist bei Schmitt ein großer Wels, der von Motten an Schnüren in der Luft gehalten wird. Gleichzeitig nimmt eine rabenähnliche Kreatur mit sechs Armen eine obszöne Handlung vor. Sich dieser scheinbar halbwegs bewusst, versucht jedoch eine Hand die andere von ihrem Tun abzubringen, den Trieb zu unterdrücken. Weitere Elemente sind eine menschliche Figur, die gerade in der rechten Schulterpartie recht skizzenhaft ausgeführt ist, aber einen ziemlich detaillierten Blick in ihre Eingeweide sowie ihr Genital gewährt. Weiterhin ist auch eine betende Kröte zu sehen, deren Rumpf ein Ringelmuster ziert. Wels, Kröte und Rabe sind allesamt tierische Symbole für Verdorbenheit und das Böse.
Gleichzeitig sind sie eine Verbindung zu Schmitts Biografie. Dieser studiert seit 2005 u.a. Biologie. So können seine Arbeiten auch als ein Abtauchen in verschiedene Vegetationszonen betrachtet werden. Ob bei den Welsen in trüben Tümpeln und Gewässern, in der Erdmulde bei Kröten oder hoch oben in den Baumkronen bei den Raben, das Spektrum ist groß.

Eine Kröte im Nachthemd schält sich in »Erdkrötenkönig« auch gerade so weit aus der Düsternis, dass ihre dunklen Augen, die runzlige ledrige Haut sowie die schwarzen Tupfen ihres Gewandes sichtbar werden. Zurückhaltend verharrt sie in der Ecke des Galerieraumes.

Eine gewisse Versunkenheit demonstriert auch Schmitts Selbstbildnis im Ringelpulli, das neben der Kröte hängt. Sein Blick ist nach innen gerichtet, beim Nähertreten fällt auf, dass er ein nicht definierbares schwarzes Etwas auf dem Arm hält — so, wie manch anderer ein Kaninchen tragen würde. Bedeutungsvoll ist auch der Titel mit »Spiegelgeburt – ich mag dich, schwarz«. Er spricht für eine Art Introspektion. Schmitts Blick ist auf den düsteren Pool in seinem Innern gerichtet, der vermutlich die Quelle seiner Schöpfungen darstellt.

Die Realität wird für ihn zum Spiegel, an dem sich innen und außen brechen, um schließlich auf der Leinwand sichtbar zu werden. Interessant ist bei allen Bildern, dass der Vorgang des Sichtbarwerdens seiner Figuren langsam, einem Vorwärtstasten gleich, vonstatten geht und für den Betrachter nachvollziehbar erfolgt.

Trotz der allgemein vorherrschenden Düsternis ist es eine sehr lohnenswerte Ausstellung und man darf über die weitere Entwicklung Dominik Schmitts gespannt sein!

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