Ausstellungsbesprechungen

Edvard Munch – Zeichen der Moderne.

»Der Schrei« von Edvard Munch (1863–1944) gehört sicher zu der Handvoll Bilder, die jeder halbwegs kunstinteressierte Mensch kennt – macht es dieses Jahrhundertwerk ja auch einigermaßen leicht: es existieren etliche Varianten. Darüber hinaus beginnt dann auch schon das Brachland.

Die Wegbereiter der Moderne heißen – wie schon die Schule lehrt – Van Gogh, Gauguin und Cézanne, Rodin und Maillol. Dagegen blieb Edvard Munch lange genug der Schöpfer einzelner Meisterwerke. Damit machten die Fondation Beyeler und die Kunsthalle Würth 2007 Schluss: Was sie zeigen, ist nicht mehr und nicht weniger als das großartige, breit gefächerte Schaffen eines, vielleicht des vorrangigen modernen Künstlers, der seine Wurzeln noch im 19. Jahrhundert hat und doch in eine ferne Zukunft weist.

Freilich kann man nicht frohlockend mit einem »A star is born« auf den Lippen durch die Ausstellung ziehen – ein Unbekannter ist Munch bei Gott nicht. Selbst das Etikett eines »radikalen Neuerers«, wie die Megaschau suggeriert, darf man nicht auf die Waagschale legen. Aber was zunächst in Basel und zur Zeit in Schwäbisch Hall zu sehen ist, ist ein außerordentliches, ein vorexpressionistisches Werk, das bereits deutlich die Grenzen von Abstraktion und Figuration aufhebt, das noch Entdeckungen bereithält und diese so selbstbewusst in Szene setzt, dass man auf den »Schrei« durchaus verzichten kann. Ein Haus voller sensationeller Arbeiten aus rund 100 privaten und öffentlichen Sammlungen! Einige dieser Bilder haben Premiere in der Öffentlichkeit. War die Baseler Ausstellung dabei noch flächendeckender über Munchs Werk gelegt, konzentriert sich die Würth-Ausstellung in leichter Abwandlung auf den Lebensfries, auf Landschaften und Porträts.

Einerseits zielt die Ausstellung darauf ab, Werke wie das »Selbstporträt in der Hölle« oder »Das kranke Kind« in ihrem Kontext zu präsentieren, andrerseits will sie die Transmedialität aufzeigen, das heißt einen Munch, der gattungsübergreifend die Fotografie seiner Zeit genauso im Blickfeld hatte wie die Zeichnung. Und auch die Einbindung des Zufalls, des Verfalls sowohl in gesellschaftlicher wie natürlicher Hinsicht, ist ein wichtiger Movens im Munchschen Oeuvre. Wie aktuell seine Kunst dabei wirkt, ist an der Besucherzahl von rund 80000 Besuchern bislang in der Festspielstadt abzulesen.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Täglich 10–18 Uhr

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