Ausstellungsbesprechungen

Eine Galerie kommt ins Schwabenalter - Klassische Moderne in der Galerie Schlichtenmaier Stuttgart, bis 12. September 2009 / Aktuelle Positionen zum 40jährigen Bestehen der Galerie Schlichtenmaier Schloss Dätzingen, bis 2. Oktober 2009

Während sich das Gros der Galeristen nach etwas mehr Investitionsbereitschaft unter den Kunstfreunden sehnt, ist es schon auffallend, wenn einzelne Vermittler an den Schaltstellen der Kunst ein genüssliches Schmunzeln zeigen beim Anblick der halbrunden und runden roten Aufkleber an den Bildern ihrer Galeriewand. Nun mag es am 40jährigen Bestehen der Galerie Schlichtenmaier liegen, dass es Grund zum Lachen gibt. Die drei in Kunstgeschichte promovierten Brüder, die 1979 von ihrem Vater die Galerie erbten, sind freilich heute so erfahrene Hasen im Kunstmarkt, dass sie sich Illusionen hingeben würden.

Nach dem Motto »Die Mischung macht’s« hat die Galerie moderne Klassiker genauso im Programm wie jüngere Positionen – und erfahrungsgemäß muss der eine Teil den anderen tragen, je nachdem, wie die Galerie positioniert ist. Bei Schlichtenmaier steht ein solch bedeutungsschwerer Veteranenstamm parat, der sich nicht verstecken muss: Horst Antes, Willi Baumeister, Karl Otto Götz, Ernst Wilhelm Nay, Georg Karl Pfahler, Oskar Schlemmer – um nur die Spitze zu nennen. In diesem Segment, wo die Preise fünfstellig benannt oder »auf Anfrage« zu erfahren sind, scheint die Käuferschicht auch in Zeiten der Krise aktiv zu sein. Schwieriger ist es im »jüngeren« Programm, wo der beherzte Zugriff eher selten ist. Dabei beeindruckt auch hier die Vielfalt in der Galerie Schlichtenmaier: Von Platino über Cordula Güdemann bis hin zu Volker Blumkowski sind erstklassige Positionen vertreten, für die man kein Prophet sein muss, um beste Prognosen zu stellen.

Im vergangenen Jahr feierten die Schlichtenmaier-Brüder bereits den 30. Gründungstag der Galerie im Schloss Dätzingen. Nun steht die 40jährige Galerietätigkeit insgesamt auf dem Podest, die nicht nur im besagten Schloss in Grafenau begangen wird, sondern auch in der gerade mal sechs Jahre alten Dependance im Zentrum von Stuttgart. Die Bilanzen sehen gut aus: Die Hauschronik verzeichnet 7500 Kunden im Verteiler sowie 177 Editionskataloge, und die Besucherzahl wird mit über 100000 angegeben. Zwei Schwerpunkte setzt die Galerie in ihren beiden Häusern: die Klassische Moderne in Stuttgart, aktuelle Positionen in Grafenau. Die Bandbreite reicht dabei von den Ismen der ersten Jahrhunderthälfte des 20. Jahrhunderts bis zu den abstrakten, expressiven, figurativen Strömungen, die zwischen den Nachkriegsjahren und dem 21. Jahrhundert eine bunte Palette präsentieren. Raffiniert bleiben sogar manche Stile im Ärmel: »Der Klarheit des Ausstellungskonzeptes wegen haben wir mit der Konzentration auf zwei Themen bewusst auf einige für das Programm der Galerie wichtige Künstler und Themenbereiche wie z.B. Neue Sachlichkeit oder Expressiver Realismus verzichtet.« Wenn man Arbeiten wie Jawlenskys »Meditation« von Anfang 1935 oder Schlemmers »Zwei Maler« von 1941, Rupprecht Geigers »E 190« oder Otto Dix’ »Katze und Hahn« von 1966 ins Blickfeld nimmt, von Plastiken wie Cimiottis »Strukturen, waagrecht« von 1991/92 oder Jürgen Brodwolfs »Pissoir« von 1971 nicht zu schweigen, zeigt sich, dass die Galerie in Stuttgart eine wichtige Rolle spielt – nicht von ungefähr in der Nachbarschaft des Kunstmuseums.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:

Galerie Schlichtenmaier, Stuttgart
Dienstag bis Freitag 11.00 - 19.00 Uhr
Samstag 10.00 - 17.00 Uhr

Schloss Dätzingen, Grafenau
Dienstag bis Freitag 11.00 - 18.30 Uhr
Samstag 11.00 - 16.00 Uhr

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