Ausstellungsbesprechungen

Emil Nolde. Morgensonnenland – Nolde in Japan

„Über dem steilen Felsenweg/ geht langsam die Sonne auf./ Überall duften Pflaumenzweige.“ So beschrieb einst der große japanische Dichter Matsuo Basho die morgendliche Stimmung im Land der aufgehenden Sonne.

Fast ebenso poetisch benannte Emil Nolde Japan als sein „Morgensonnenland“. Entsprechend dem Schwerpunkthema des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals und den überaus erfolgreichen Nolde-Ausstellungen in vier japanischen Städten im vergangen Jahr, ist einer der diesjährigen Saisonschwerpunkte des Nolde-Museums ebenfalls Japan gewidmet.

Im Oktober 1913 schloss sich Nolde der „Medizinisch-demographischen Deutsch-Neuginea-Expedition“ an. Ziel der Expedition war Papua-Neuginea, wo Noldes berühmte Südseebilder entstanden. Mit der Transsibirischen Eisenbahn ging es zunächst über Sibirien und die Mandschurei nach Japan, wo Nolde sich ungefähr drei Wochen lang aufhielt und die Eindrücke der fremden japanischen Kultur in leuchtenden Aquarellen und zarten Handzeichnungen festhielt. Viele Figurenstudien, meist junge Frauen in landestypischer Kleidung, sind von den flüchtigen, aber dennoch präzisen Tuschezeichnungen japanischer Künstler inspiriert. In Noldes eigener Sammlung finden sich neben Holzschnitten von Hokusai oder Utamaro auch die typischen No-Masken, die Nolde in späteren Jahren gerne als Vorlagen verwandte, so zum Beispiel für das Ölbild „Maske und Georginen“ (1919).

Der zweite Ausstellungsschwerpunkt nimmt das 100jährige Gründungsjubiläum der Künstlergemeinschaft „Brücke“ zum Anlass, einen Akzent auch auf das frühe Werk Noldes zu legen.

Während einer Ausstellung von Noldes Arbeiten 1906 in Dresden zeigten sich die Brücke-Künstler, allen voran Karl Schmidt-Rottluff, beeindruckt von dessen „Farbenstürmen“ und luden ihn zum Beitritt ein. Doch bereits im Herbst 1907 verließ Nolde die Künstlergruppe; der Altersunterschied zu den meist bedeutend jüngeren Künstlern und deren allzu konform erscheinenden Werken waren für ihn Grund genug, seinen Weg als künstlerischer Einzelgänger fortzuführen. Dennoch war diese kurze Zeit für beide Seiten äußerst befruchtend: Nolde holte sich vor allem motivische Anregungen und erlernte dort die technische Fertigkeit der Xylographie; die Brücke-Künstler profitierten von Noldes Überwindung des Impressionistischen und von seinem ungehemmten Umgang mit intensiven Farben. Eine Aquarellfolge von 1907 veranschaulicht dies ebenso eindrucksvoll wie beispielsweise die beiden Gemälde „An der Küchentür“ oder „Vor dem grünen Gartenzaun“.

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Eine großformatige Aquarellfolge von 1931-35 zeigt ein weiteres der Kernthemen von Emil Nolde. Die als „Phantasien“ bezeichneten Bilder entführen in eine Traumwelt, in der sich Menschen zwischen Ekstase und Trance bewegen. Nolde knüpft hier an ein Thema an, das er bereits 1905 mit einem fantastisch-grotesken Radierzyklus begonnen hatte und mit dem er sich mit dem Einbruch des Mythischen ins menschliche Leben auseinander setzte.

Die diesjährige souveräne Auswahl von insgesamt 155 Nolde-Arbeiten überzeugt durch überraschende Lebendigkeit und gleichzeitig heitere Gelassenheit.

Im Zuge des aktuellen Bauprojektes „Nolde Museum 2006 – Die Weiterentwicklung des Ursprünglichen“ werden außerdem ganzjährig Informationstafeln mit Plänen und Modellen den Fortschritt der Neugestaltungen dokumentieren.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
bis 31. Oktober 2005 tägl. (auch feiertags) 10-18 Uhr
im November 10-17 Uhr

Eintritt
Erwachsene 4,- € / ermäßigt 1,- €

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