Verleger vorgestellt

Engagiert und voller Herzblut: Rainer Lutz Stellmacher, Sandstein Verlag

Der Sandstein-Verlag mit Sitz in Dresden gehört zu den führenden Herstellern von Ausstellungskatalogen im Osten Deutschlands. Dabei wird Wert auf Qualität und strukturierte Inhalte gelegt. Welche Geschichte und Geschichten der 20-jährige Verlag erlebt hat und wie er aus der Wendezeit heraus entstanden ist, während andere Verlage schließen mussten, erzählt Geschäftsführer und Gründungsmitglied Rainer Lutz Stellmacher im Interview mit Antje Fleischhauer.

Lutz Stellmacher © Foto: Antje Fleischhauer
Lutz Stellmacher © Foto: Antje Fleischhauer

Herr Stellmacher, der Sandstein Verlag mit Sitz in Dresden feierte 2010 sein 20-jähriges Firmenjubiläum. Wie sehen Sie als Geschäftsführer die Firmengeschichte nach 20 Jahren Sandstein Verlag – Sind Sie zufrieden, wie sich alles entwickelt hat?

Ich fange mal anders an. Als ich diese Einladung von Ihnen erhielt, zu dem Gespräch, habe ich nachgesehen, sie hatten drei Interviews schon in ihrem Portal veröffentlicht, unter anderem Klaus Wagenbach. Da dachte ich, jetzt ist irgendwas falsch. Das kann jetzt nicht ernst gemeint sein. Seemann ist ja so ein Profi und Klaus Wagenbach ist jemand, bei dem ich mich auch für den Verlag immer interessiert habe. Im Westen Deutschlands entstanden, beginnend aus der 60er-Jahre Zeit, auch in den 70er- und 80er-Jahren ganz wichtig. Das ist so ein Verlag, wie wir Anfang der 90er Jahre auch mal hätten werden wollen.

Inwiefern?

Wagenbach, das ist ein richtiger Verleger, alter Schule, so wie sich das gehört. Einer, der heute noch interessante Titel macht. Der sich irgendwann mal Sorgen machen muss, was aus seinem Verlag wird, wenn er nicht mehr ist. So jemand hätte ich vielleicht mal werden wollen, aber so war ich nie. Das ist eigentlich auch nie möglich gewesen, da wir als Verlag eine ganz andere Geschichte haben.

Können Sie das näher beschreiben?

Wir sind Leute, die aus der politischen Bewegung 89/90 kamen. Wir sind gestartet mit Flugblattzeitschriften für das neue Forum, den „Aufbruch“. Dies kam vollkommen aus der Situation heraus, weil wir alle, die wir diese Flugblattzeitschriften herausgaben, politisch engagiert gewesen sind, auch schon zu DDR-Zeiten. Ich komme aus der kirchlichen Friedensbewegung, habe in den 80er-Jahren hier in der Nikolaikirche die Friedensgebete mitbegründet, wenn man so will. Dies geschah mit anderen zusammen, in der Gruppe, das Individuum spielte da nicht so die große Rolle. Das war auch richtig, da die Gruppen Schutz boten.

So haben wir, die wir die Flugblätter herausgaben, uns auch 89/90 einfach auf den Demonstrationen gefunden. Anfang 1990 brauchte man die Flugblätter nicht mehr, alles ging legal und wir fragten uns, ob wir eine richtige Zeitschrift daraus machen sollten und da kam die Idee auf, „thema – Beiträge für soziales Gestalten“ herauszugeben.

Worum ging es dabei?

Wenn Sie das „soziale Gestalten“ richtig anhören, hören Sie, dass es auch einen anthroposophischen Hintergrund hat. Einige von uns waren in der anthroposophischen Richtung sehr aktiv und wir haben von dort auch viel Unterstützung bekommen. Aber das ist eine Wurzel, die sich nicht wirklich fortgesetzt hat. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen – zufrieden mit der Entwicklung bis heute, das ist eine schwierige Frage. Das setzt ja voraus, wir hätten 1990 ein Ziel gehabt. Das ist ja völlig irrsinnig. Das hatte überhaupt niemand von uns. Und dass wir nun 20 Jahre später hier auf der Buchmesse sitzen und sagen wir mal einen bestimmten Respekt genießen, das war 1990 überhaupt nicht vorauszusehen.

Was war denn, so gesehen, das kurzfristige Ziel, ohne weit vorauszudenken. Das zu weite Vorausdenken oder Planen war in diesen bewegten Zeiten ja ohnehin nicht möglich, oder?

Die Bewegung war das Ziel. Wir wollten mit dieser Zeitschrift die Wendenachzeit mitgestalten, was sich auch schnell als Problem herausstellte, der erste Knackpunkt sozusagen, da wir mit dieser schnellen Wiedervereinigung nichts anfangen konnten. Da innerhalb von wenigen Monaten alles darauf hinraste, keine neue Gesellschaft zu entwickeln, sondern sich an eine bereits vorhandene Gesellschaft anzugliedern, die wir ja auch nicht unkritisch sahen, wo wir auch Freunde hatten, die in der Opposition (bei den Grünen etwa) oder in der Friedensbewegung tätig waren und die dies ebenso sahen.

Woher kam die finanzielle Unterstützung? Ich habe da etwas über Hamburg gelesen?

Genau. Das waren alles ganz verrückte Geschichten. Zwei von uns sagten sich, wenn wir eine Zeitschrift machen wollen, brauchen wir Unterstützung und sind nach Hamburg gefahren zur IHK. Daraufhin sind sie zu einer Hamburger Druckerei geschickt worden. Diese haben uns geholfen, sind im Juni 1990 Mitgesellschafter geworden, ohne sich in irgendeiner Weise in unsere Entwicklung einzumischen. Es gab gleichzeitig einen riesigen Vorteil, man konnte mit ihnen zur Volksbank gehen und bekam sofort einen Kredit. Sie gaben uns auch organisatorische Starthilfe, einen Notar, der wusste wie alles geht, so dass wir da einen ziemlichen Blitzstart hinlegen konnten.

Dann gab es noch die Geschichte mit Herrn Rossmann, dem Inhaber der gleichnamigen Drogeriekette.

Richtig. Das kam aus dieser Anthroposophen-Szene. Der ist ja Anthroposoph, wie der Götz Werner von DM. Ulrich Thoben hat Dirk Rossmann damals im Forum getroffen. Und dieser hat ihm zugesagt, unser Projekt zu unterstützen. Da haben wir dann einen Computerarbeitsplatz für 40.000 DM finanziert bekommen. Und das war natürlich riesig. Es war diese kurze Phase vom Januar bis Sommer 1990, wo wirklich alles ging, alles, was man wollte. Es war so ein Fenster, das da aufging. Die Ideen konnten gar nicht kühn genug sein.
Die Zeitschrift „thema“ lief dann aus, weil die Währungsunion kam. Dies konnte man nicht mehr finanzieren. Gott lob, haben wir das sehr schnell verstanden und es dann auch sein lassen.

Dies war die Zeit der Zeitschrift. Wie kam es dann zur Gründung des Sandstein-Verlages? Zunächst war die Firma eine Grafik-Agentur.

Als es mit der Zeitschrift vorbei war, haben wir als Grafikagentur gearbeitet und das prägt uns bis heute. Und das unterscheidet uns auch von solchen Größen wie Wagenbach. Ich habe an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Andere Kollegen kommen auch aus der Grafik und aus der Buchgestaltung, so dass wir zunächst handwerkliche Arbeit, Buchgestaltung und Buchdesign gemacht haben und das haben wir verkauft als Dienstleistung. Weil wir durch die Zeitschrift den „Verlag“ noch im Namen mitführten, waren wir interessant. Es gab zu dieser Zeit ein gewisses Bedürfnis von Herausgebern und Publizierenden, diese Leute brauchten und suchten einen Verlag. Die Landschaft im Osten ist ja ziemlich schnell geschrumpft, das wissen Sie, da gab es nicht mehr viel. Vielleicht noch den Verlag der Kunst, aber mehr gab es nicht in Dresden. Da waren wir interessant und hatten Kontakte zum Landesamt für Denkmalpflege, zu den staatlichen Kunstsammlungen und anderen.

Sie fragten noch, wie wir denn zum Verlag geworden sind. Das ergab sich aus der Zusammenarbeit mit den Herausgebern – und prägt uns bis heute. Wir machen wenige Titel, bei denen ein Autor zu uns kommt und seinen Stoff anbietet. Bei 70-80 % unserer Titel haben wir ein großes Museum hinter uns.

Wie kommt es zur Zusammenarbeit?

Das geht oft über Ausschreibungen oder eine bereits existierende langjährige Zusammenarbeit. Unsere Aufgabe ist es dann zum einen, das Buch zu produzieren, zum anderen das Buch zu vermarkten. Manchmal verkauft das Museum einen Teil der Bücher selbst. Manchmal – bei wirklich großen Titeln – sagen wir auch, lasst uns das komplett als Einheit, wie bei „Hitler und die Deutschen“, da kann man sich dann auch mal finanziell ein bisschen erholen.

War das ein Vorteil, dass Sie als Verlag erst nach der Wendezeit gestartet sind und nicht bereits vor der Wende existierten?

Ja, selbstverständlich. Wir mussten ja niemanden entlassen, sondern haben eingestellt. Das ist beim Verlag der Kunst anders gewesen, die hatten am Anfang um die 100 Mitarbeiter und am Ende waren es nur noch zwei. Bei uns ist es umgekehrt. Wir waren am Anfang vier und jetzt sind wir 45. Das ist natürlich ein riesiger Vorteil. Auch wurden wir immer als etwas Unterstützenswertes angesehen, nichts, was abgewickelt werden muss.

Sie haben schon die Dreiteilung ihres Unternehmens angesprochen. Das Unternehmen gliedert sich in drei Teile – den Sandstein Verlag, Sandstein Kommunikation (eine Werbeagentur) und Sandstein Neue Medien (Spezialist für Internet und Multimedia). Was sind die Vorteile einer solchen Dreiteilung auf dem Markt?

Diese Dreiteilung hat uns tatsächlich über einige Krisen geholfen. Wenn sie ein reiner Verlag sind, sind Sie davon abhängig, welche Titel sie haben, wie gut diese Bücher verkauft werden. Das geht mal gut und mal schlecht. Meistens geht es eher schlecht, das wissen Sie. Dadurch, dass wir auch als Agentur arbeiten, haben wir bei der Zusammenarbeit mit Herausgebern, bis zu den schönen Titeln mit dem Deutschen Historischen Museum, immer erstmal eine anteilige Finanzierung mit dabei. Da steckt also schon mal Leistung drin, die bezahlt ist. So dass es nicht ganz so sehr schmerzt, wenn es mit dem Verkauf mal nicht so läuft.
Die neuen Medien kamen 1996 dazu. Auch dort waren Quersubventionierungen möglich.

Auf Ihrer Website steht, Sie seien ein Katalog-Spezialist. Was bedeutet das?

Wenn man über viele Jahre mit Herausgebern zusammenarbeitet, mit spezifischen Stoffen zu tun hat, Ausstellungsinhalte in den Katalog bringt, meist noch mit einem Begleitband dazu, das braucht bestimmte Erfahrungen im organisatorischen Ablauf, weil nie pünktlich geliefert wird, es immer etwas zu retten gibt. Positiv gesagt, wenn man sich darauf einstellt, kann man gemeinsam an den Konzepten arbeiten, es so steuern, dass der Inhalt gut strukturiert ist. Ein Katalog, in den einfach nur Text eingesetzt wird, taugt nichts, der Text muss didaktisch aufbereitet werden, er muss verstanden werden können, er muss attraktiv sein. Das ist unsere Arbeit.

Und dies ist möglich, dadurch, dass Sie alles in einem Haus vereinbaren – Verlag, Grafik, Agentur?

Genau. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Weil wir eben aus dem Buchgestaltungsbereich kommen, 6 Grafiker arbeiten bei uns im Hause. Es gibt da noch Leute, die die Buchherstellung handwerklich gelernt haben, richtige Schriftsetzer. Und es gibt Korrektoren, die dies auch als Beruf gelernt haben. Und da legen wir ganz großen Wert drauf. Das unterscheidet uns auch von anderen, daher haben wir, wenn ich das so stolz sagen darf, in der Museumslandschaft einen guten Ruf.

Dresden ist da ein hervorragender Standort.

Ja, wegen der Künstler, da sitzt man an der Quelle. Aber auch Berlin ist ja nicht so weit weg.

Ich würde gern noch einmal über die soziale Komponente ihres Verlages sprechen, die sich ja nicht nur auf die zu publizierenden Inhalte bezieht, sondern die sie auch immer leben wollten. Inwiefern haben Sie diese Komponente über die Jahre bewahren können? Ich habe gelesen, dass sich der Verlag beispielsweise sehr familienfreundlich verhält, die Gehälter nicht allzu sehr divergieren, die Hierarchien bewusst flach gehalten werden.

Für mich persönlich war und ist es immer ein ganz großes Thema gewesen. Dahinter steht die Frage, die ihre Wurzeln in den 80er-Jahren hat: Wie ist es möglich, dass eine große Zahl von Menschen auf eine freundliche Art und Weise miteinander arbeitet, so dass sie Spaß daran haben, gern zur Arbeit gehen – man also dort, wo man zwei Drittel seines Tages verbringt, am Abend nicht frustriert raus geht, sondern erfüllt. Wie kann einem das gelingen?

Wir meinten Anfang der 90er-Jahre, dass dies am besten zu verwirklichen sei in einem selbstverwalteten Betrieb, etwas anderes konnten wir uns gar nicht vorstellen. Niemand von uns wollte Kapitalist werden, obwohl wir es inzwischen geworden sind. Aber wir gingen da rein mit dem Gedanken an gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Anteile. Am Anfang waren wir vier, aber es kamen neue hinzu, die wie alle anderen Neuzugänge Gesellschafter wurden. Und hier differenzierte sich das Ganze schon, es gab neue und alte Gesellschafter und die Frage der Beteiligung.

Sicher auch die Frage der finanziellen Verantwortung?

Ganz genau. Da gab es eines Tages von einer außenstehenden Beraterin die entscheidenden Fragen: Wer will über die Einstellung von Mitarbeitern entscheiden? Alle meldeten sich. Wer will über die Ausrichtung des Verlages entscheiden? Alle Hände hoch. Und wer will für 1,2 Millionen DM bürgen? Da wurde das Dilemma offenbar. Da haben wir erkannt, dass es so nicht laufen kann. Dass, wenn man Unternehmer sein will, man sich mit Haut und Haaren hineinbegibt. Wir haben heute 2 Unternehmensgesellschafter und die Neue Medien GmbH ist auch Gesellschafter.

Aber nun ist die Frage, will und muss man nun der große Chef sein und damit alle Ideale über Bord werfen? Den Schuh kann ich mir ganz schlecht anziehen. Wir haben vielmehr eine Kultur, die sehr auf Mitarbeitermitbestimmung ausgerichtet ist, die Familienfreundlichkeit ist ein Element, dass man die Schwangerschaftszeit nicht als etwas Störendes begreift. Wir freuen uns, wenn die Mitarbeiter Kinder bekommen, ich habe selbst vier Kinder. Wenn Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen, ist das ein ganz anderes Arbeiten, da kann man auch Krisen besser durchstehen.

Was bedeutet das konkret?

Wir haben vollkommen flexible Arbeitszeiten. Man zwingt doch die Leute nicht mit der Stechkarte in die Firma. Wenn sich jemand verweigert, dann läuft sowieso nichts. Aber wenn jemand mit Freude dabei ist, ist das ein ganz anderes Arbeiten.

Ein Beispiel?

Wir hatten Mitte der 2000er Jahre eine große Krise, da ist ein ganzer Geschäftsbereich beinahe den Bach runtergegangen. Es stand die Frage, müssen wir jetzt zumachen oder was wird passieren? Und da haben die Mitarbeiter durch freiwilligen Gehaltsverzicht den Geschäftsbereich über einen langen Zeitraum mitgetragen, so dass wir durch dieses Tal gehen konnten. Und sie haben erlebt, dass es geholfen hat. Dafür war das Jahr 2006 besser denn je und wir konnten ihnen das Geld zurückzahlen.

Sicher hat so eine Einstellung auf beiden Seiten in einem Unternehmen auch Auswirkungen auf das Produkt und seine Qualität.

Die Kuratoren der DHM (Deutsches Historisches Museum) arbeiten ja, das darf ich wohl sagen, gerade deshalb sehr gern mit uns zusammen, weil sie merken, dass wir unser Herzblut in die Arbeit hineinstecken. Und das kommt natürlich aus der Identifikation mit der Arbeit und mit der Firma. Insofern halte ich so ein Denken auch für wirtschaftlich erfolgreich.

Sprechen wir noch kurz über den Nachwuchs beim Sandstein Verlag. Gibt es Praktikanten, Volontäre, Auszubildende? Und nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie diese aus?

Also im Verlagsbereich gibt es in der Woche mindestens drei Bewerbungen für ein Praktikum oder Volontariat. Wenn ich da zu entscheiden hätte, ich würde sagen, es dürften nicht so viele Leute Kunstgeschichte studieren, da müsste ein Numerus clausus eingeführt werden. Das ist verrückt, was da zum Teil auf den Markt gespült wird mit Leuten, bei denen es meiner Meinung nach sehr fraglich ist, ob sie jemals in diesem Gebiet arbeiten werden.

Wir nehmen aber auch einige Praktikanten auf, leider mit dem Modell, dass sie oft gar nicht oder wenig bezahlt werden. Das ist nicht ganz anständig, da muss man schauen, wie weit man dies treibt. Wir nehmen zum Beispiel nur junge Leute, die während ihres Studiums zu uns kommen und sonst BAföG erhalten. Es gibt auch immer wieder Leute, die auf so eine Weise in die Firma hineinwachsen. Das ist im Verlag eher weniger der Fall, da unser Lektorat auch nicht so riesig ist. Aber manchmal klappt’s auch.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Sandstein-Verlages?

Wir sind in einer sehr interessanten Phase. Ich sehe einerseits mit einer gewissen Sorge, andererseits aber auch mit Interesse und Neugier, was im Papierbereich passiert. Meine These ist ja, dass wir in den nächsten zehn Jahren erleben werden, dass die Nachfrage deutlich zurückgehen wird – aus zwei Gründen: erstens weil die Museen immer weniger Geld haben und dass sind ja wichtige Partner für uns, andererseits sterben uns auch die engagierten Ausstellungsbesucher weg, die mit großen Packen Katalogen nach Hause gehen.

Das sehe ich jetzt schon, zum Beispiel an meinen Kindern. Meine Kinder, außer meiner Tochter, die im geisteswissenschaftlichen Bereich tätig ist, würden nicht im Traum auf die Idee kommen, sich in einer Ausstellung einen Katalog zu kaufen. Meine Halbwüchsigen gehen überhaupt nur noch mit elektronischen Medien um. Und das bringt natürlich Veränderungen mit sich. Nun sind wir mit Sandstein Neue Medien, das ist der Vorteil, sehr dicht dran an den neuen Medien. Da gibt es so ein paar interessante Ideen: virtueller Katalog, Ausstellungsführer als Applikationen, diese sind vereinzelt auch schon vorhanden. Aber da versuchen wir trotzdem, vorneweg zu marschieren. Wenn man den Programmierer im Hause hat, ist das etwas einfacher, als wenn man erst schauen muss, wer so etwas anbietet. Im Zusammenhang mit der Landesausstellung gibt es zum Beispiel einen elektronischen Kunst- und Architekturführer durch die Stadt Görlitz – nicht durch die Ausstellung – und eine Applikation, das ist ein Pilotprojekt. Diese Dinge versuchen wir nun zügig so aufzubereiten, dass wir es auch anderen anbieten können.

Aber diese Veränderungen sind normal, wenn ich überlege, wo wir vor 20 oder vor 10 Jahren waren. Dass das, was jetzt ist, nicht schnurgerade so weitergeht, ist auch klar. Diese Wandlungsfähigkeit, die soll uns erhalten bleiben.

Herr Stellmacher, vielen Dank für das Gespräch.

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