Ausstellungsbesprechungen

Enver Hirsch, Menschen Tiere Sensationen

Die Robert Morat Galerie in Hamburg präsentiert mit der Ausstellung »Menschen Tiere Sensationen« bis zum 6. November 2007 die Fotoarbeiten Enver Hirschs. Die Beobachtungskraft seiner Reportagen und der Humor seiner Portraits haben ihn früh zu einem der gefragtesten Fotografen seiner Generation gemacht. Seit 1994 wird seine Arbeit international ausgestellt und in Publikationen wie Tempo, SZ-Magazin, Wallpaper oder Stern veröffentlicht.

Die Ausstellung zeigt neben bekannten auch neue, bis dato noch nicht ausgestellte oder publizierte Arbeiten und beschreibt einen Querschnitt aus Enver Hirschs fotografischem Schaffen der letzten drei Jahre.

Enver Hirsch sucht in seinen Fotografien nach dem absurden Moment, er ist ein Spaziergänger mit offenen Augen für das Skurrile im Alltäglichen. Seine Arbeiten spiegeln auf beeindruckende Weise den Humor, das Lächeln und das Staunen ihres Autors, wie etwa die sich in einem durchsichtigen Behälter befindlichen Ratten, die sich an der Plastikwand aufrichten. Der groteske Kern in dieser Fotografie bildet jedoch ein Stück Karton, das an der Außenwand befestigt ist und die Aufschrift »USED females« trägt.

 

Und auch die beiden aus dem Gras auftauchenden Hundeköpfe dokumentieren das Augenzwinkern, mit dem der Fotograf die Aufnahme gemacht hat. Diese Hundegesichter mit ihren faltigen Stirnen, den kurzen und daher schon lustig anmutenden Schnauzen und den aufmerksam blickenden Augen demonstrieren die Komik des Alltags. Es ist der Kontrast zur gewohnten Perspektive, die Irritation und die Übertreibung des Augenblicks, die dem Betrachter unwillkürlich ein Lächeln abgewinnen.

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Bizarr mutet des Weiteren die Fotografie mit einem sitzenden Hund an. Was aber ist hier so komisch? Es ist die Art, wie der Hund in der zerfallenen Szenerie sitzt: Er sitzt wie ein Mensch auf der Erde, die Hinterläufe gerade nach vorne gestreckt. Doch was auf den ersten Blick zum Lächeln anregt, macht auf den zweiten Blick betroffen. Envers bildet also nicht Nonsens ab, sondern beobachtet als staunender Betrachter seine Umgebung sehr genau, bisweilen auch mit kritischem Auge.

 

Doch interessiert sich der Fotograf – wie es der Titel der Ausstellung schon ankündigt – nicht ausschließlich für Tiere, sondern auch für seine Mitmenschen, deren Verhalten nicht minder zum Schmunzeln verleitet. Da ist dieser Mann, der mit Fernglas und grüner Plastiktüte ausgestattet, seitlich einer Flugzeuglandebahn Position bezogen hat und beobachtet. Und gerade in diesem Beobachten artikuliert sich der komische Duktus der Arbeit: Er beobachtet nicht die in seiner Nähe stehenden oder vielleicht schon rollenden, riesigen Flugzeuge, sondern er schaut mit seinem Fernglas rechts am Fotografen vorbei in den Himmel. Dadurch entsteht eine sonderbare Spannung und Irritation im Bild - möglicherweise, weil uns das ins Visier genommene Objekt verborgen bleibt. Indem Hirsch genau hinsieht, kann er mit seiner Kamera ambivalente und seltsam erscheinende Situationen einfangen.

 

 

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Mit der Ausstellung »Enver Hirsch. Menschen Tiere Sensationen« kann die Robert Morat Galerie wieder einmal ein Highlight an Gegenwartsfotografie vorweisen. Überzeugend ist neben der durchdachten Präsentation die Vielfalt der Arbeiten. Enver Hirsch gelingt es nämlich mit seinen Fotografien Geschichten zu erzählen, die sowohl spannend als auch humorvoll sind und die dem Betrachter gleichzeitig einen großen Freiraum für eigene Fantasien lassen. Dabei stößt der Fotograf mit der Linse seiner Kamera immer wieder auf neue Situationen, die ihn die Skurrilität des Alltags entdecken lassen. Fazit: Eine absolut sehenswerte Ausstellung!

Weitere Informationen

Öffnungszeiten

Di-Fr 11-18 Uhr

Sa 11-16 Uhr und nach Vereinbarung

 

Eintritt

frei

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