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Europas größte Quadriga wurde erfolgreich auf dem Braunschweiger Residenzschloss aufgestellt

Seit dem gestrigen Abend des 23. Oktobers wird die Fassade des von 2004 bis 2008 rekonstruierten Braunschweiger Residenzschlosses wieder von einer Quadriga mit der Landespatronin Brunonia im Zentrum bekrönt. Eine Spende der Familie und Firma Richard Borek Braunschweig machte die Rekonstruktion der Bronzegruppe möglich.

Quadriga auf dem Residenzschloss, Quelle/Foto: Braunschweig Stadtmarketing GmbH Braunschweiger Brunonia wieder auf dem Residenzschloss - Europas größte Quadriga gestern erfolgreich aufgestellt, Quelle/Foto: BSM
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Das Braunschweiger Residenzschloss wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und schließlich 1960 vollständig abgetragen. Im Jahr 2007 sind die Schlossfassaden samt Schlossvolumen mit mehr als 600 Originalteilen wieder errichtet worden. Das Residenzschloss der Welfen wurde anhand alter Pläne und historischer Fotos in ursprünglicher Größe und am historischen Platz in Nachbarschaft eines Einkaufszentrums rekonstruiert.

Mit der Aufstellung der Quadriga findet eine Geschichte ihre Fortsetzung, die bis in die Zeit von Schlossbaumeister Carl Theodor Ottmer zurückreicht. Dieser sah schon in seinem spätklassizistischen Entwurf der Residenz von 1831–1833 als Höhepunkt über dem tempelhaften Portikus der westlichen Prachtfassade ein Wagengespann mit vier feurigen Pferden vor, scheiterte damit aber an dem herzoglichen Sparwillen. Erst 1856 setzte sich der Vorschlag aus Anlass des 25. Regierungsjubiläums von Herzog Wilhelm von Braunschweig–Lüneburg durch. Als Bildhauer konnte der Dresdener Ernst Rietschel (1804 – 1861) gewonnen werden. 1863 fertig gestellt wurde sie 1865 schon wieder durch einen Brand, der auch das Schloss zu zwei Dritteln vernichtete, zerstört.

Der bedeutende Erzgießer und Metalltreiber Georg Howaldt fertigte zwischen 1866 und 1868 eine zweite, etwas kleinere Quadriga an, die als Braunschweigs Stadtsymbol und durch eine kleinere 1:2 Version für die Weltausstellung von Chicago 1893 berühmt wurde. Diese kleine Quadriga befindet sich noch heute in Privatbesitz in Seesen am östlichen Ortsausgang und ist dort öffentlich zu sehen.

Die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg überstand die Quadriga zwar fast unbeschadet, ihre Haut aus Kupferplatten wurde aber zu einer geschätzten Diebesbeute. Übrig blieb nur das Eisengerippe. Beim Schlossabriss wurde auch dies mit vernichtet.

Mit den Neubauplänen des Schlosses, die 2003 konkrete Formen annahmen, wurde auch die Wiederherstellung der Quadriga als dessen Krone ins Auge gefasst. Getreu der ersten Gruppe von 1865 wurde sie mit Hilfe eines 1:3-Modells von Bildhauer Ernst Rietschel, das in der Dresdener Skulpturensammlung Albertinum erhalten geblieben ist, rekonstruiert und in der Gießerei von Emil Kosicki in Kormoniki westlich von Posen, hergestellt. Die Bronzeskulptur gilt als größte Quadriga Europas. Sie wiegt 25,8 Tonnen, ist 7,5 m breit, 9,5 m lang und misst an ihrer höchsten Stelle 9,2 m. Brunonia allein hat eine Größe von 5,3 m, die vier Zugpferde jeweils von 4,3 m. Sie ist damit mächtiger, als die auf dem Brandenburger Tor, die auf dem Münchener Siegestor sowie die Dresdner "Pantherquadriga" auf der Semperoper. "Der wohl größte Bronzeguss des 20. und 21. Jahrhunderts gelang in einem aufwendigen Verfahren, das Kunstwerk muss aber auch heutigen technischen und statischen Anforderungen entsprechen. Das war für alle Beteiligten Neuland.“, berichtet Stifter Richard Borek. Die Herstellungskosten betrugen 700.000 €.

Informationen zur Besichtigung

Die Quadriga kann voraussichtlich ab Ende November 2008 aus allernächster Nähe gegen eine geringe Gebühr besichtigt werden.

Öffnungszeiten
Montag - Sonntag 10 - 20 Uhr bzw. bis zum Einbruch der Dunkelheit.

Das Eintrittsgeld wird 2 € betragen und zunächst für die Kosten der Gestaltung und technischen Ausstattung des Aufgangs verwendet. Sind diese Kosten refinanziert, so werden die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern in voller Höhe der Stiftung für das Schlossmuseum zufließen.

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