Ausstellungsbesprechungen

European Media Art Festival (EMAF) 2008

Das diesjährige European Media Art Festival stand unter dem Motto »Young Identities – Global Youth«, das auf die aktuelle Situation der Jugend in aller Welt aufmerksam machen will. Neben vielen Kurzfilmbeiträgen im Hasetor-Kino, im Haus der Jugend, in der Lagerhalle und erstmals auch im Zimmertheater gab es die dazugehörige Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche.

Organisiert war das Festival wie immer ausgesprochen vorbildlich. Es gibt einen vollständigen Katalog, in dem alle Filme, Performances und Installationen und deren Künstler kurz beschrieben werden und eine Festivalzeitung, in der man sich informieren kann, was wann wo läuft. Für Medienkunst-Freunde ist das emaf in seiner Dichte und Vielfalt ein absolutes Highlight, wenn man neben der Ausstellung auch noch das gesamte Festivalgeschehen mit den verschiedensten Kurzfilmen und Videoinstallationen wahrnimmt. Es gibt bei den angebotenen Partys sicher auch reichlich Gelegenheit mit anderen Interessierten ins Gespräch zu kommen, denn das emaf zieht jedes Jahr viele junge Menschen an, die sich Osnabrück im Medienkunstrausch nicht entgehen lassen wollen.

 

Die Ausstellung präsentierte die Medienkunstwerke verschiedener internationaler Künstler. Ihre Geschichten spielen in der Welt des Computerspiels, unter Wasser, in der Fantasie, in Bochum, in Berlin, in Johannisburg oder in einem Vorort von Mexico City. Sie machen deutlich, wie unterschiedlich die Situationen der Jugendlichen in aller Welt ist und wie unterschiedlich die Probleme sind, die sie alle haben.

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Die deutschen Beiträge aus Berlin und Bochum zeigen völlig anders geartete Lebenssituationen von jungen Menschen. Die Berliner genießen in »A Sunset Takes 7 Minutes« (Johanna Domke) gelangweilt einen Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt, während sich die jungen Bochumer, die für den Film aus der Bahnhofsszene rekrutiert wurden, in »Pitt Bull Germany« (Martin Brand) mit sich selbst und ihrem Erscheinungsbild auseinandersetzen müssen, indem sie zwei Minuten lang schweigend und konzentriert in die Kamera schauen. Wer hält das Anstarren der Kamera aus? Wer wird unsicher?

 

Das Audioprojekt »Privileged Tactics 1« besteht aus einem weißen Raum, in dem zehn Lautsprecher angebracht sind, aus denen in verschiedenen Sprachen Stewardessen-Stimmen Tipps geben, wie ein Ladendiebstahl erfolgreich auszuführen ist. In einer hinteren Ecke des Raumes befindet sich ein Stapel CDs, eine Ablage für Geld und ein Preisschild für die CDs über 1,- Euro. Weder die CDs noch das Geld werden bewacht. Wer möchte, kann eine CD mit zehn Musiktitel kaufen. Wer das nicht möchte, kann sie stehlen. Wer die CD nicht braucht, kann das Geld stehlen. Hintergrund dieser Installation ist das Anliegen der Künstler Franc Purg (Kiew) und Sara Heitlinger (London) auf die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich hinzuweisen. Solange unregulierter Kommerz und Profitgier über Umweltbewusstsein und Moral siegen, kann keine Besserung der Lage erzielt werden. In diesem System kann sich der Unterprivilegierte nur durch die Taktik des Ladendiebstahls Vorteile verschaffen.

 

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Eine Arbeit, die mehr für die Augen als für die Ohren bietet, ist die Filmcollage »Venusia« der belgischen Künstler Aline Bouvy und John Gillis, die die Schönheit der Jugend und ihre Vergänglichkeit in bunten Bildern darstellen. Wie durch ein Kaleidoskop gesehen, verändert sich die Szene in stetem Fluss. Zu sehen sind Körper und Körperteile aus Modemagazin-Bildern, die auftauchen, sich verändern, zu andern Wesen mutieren und schließlich vergehen. Leben und Tod, Eleganz und Montrösitäten wechseln sich ab.

 

Neben weiteren Videoarbeiten gibt es ein kleines Schmuckstück zu sehen: den »VanityRing« von Markus Kison. Ringe gelten seit jeher als Prestigeobjekte, die anzeigen, wie bedeutend ihre Träger sind. Statt eines Diamanten trägt dieser Ring jedoch einen Computerchip mit einer Anzeige. Er ist verbunden mit einen Computer, in den man seinen Namen eintippen kann und der einem dann auf der Anzeige des Ringes die Treffer bei Google präsentiert. Je höher die Trefferzahl, desto bedeutender ist die Person. In unserer computerisierten Zeit verschieben sich die traditionellen Werte, die der Jugend heute immer ferner erscheinen.

 

Die Ausstellung bietet somit von völlig verschiedenen Standpunkten aus kleine Einblicke in die Welt der Jugend und wie sie sich heute sieht und versteht, aber oftmals nicht verstanden wird.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten

dienstags bis freitags 11 bis 18 Uhr
samstags/sonntags 10 bis 18 Uhr

 

www.emaf.de

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