Rezensionen

Franziska Ida Neumann: Wie Sie mit Picasso und Co. ein Vermögen aufbauen...und warum am Ende mit Kunst (nicht) jeder reich werden kann. FBV Verlag

Während der Kauf eines Kunstwerkes vielen Menschen als reines Glücksspiel erscheint ist er für andere eine sichere Geldanlage. Die Kunstexpertin und Szene–Insiderin Franziska Ida Neumann berät Investoren und Sammler und weiß: Mit Kunst kann man reich werden! In ihrem Buch gibt sie Einblicke in die schillernde Kunstwelt und enthüllt die wichtigsten inoffiziellen Regeln des Spiels auf internationalem Niveau. Andreas Maurer hat sich in den Ratgeber vertieft.

Cover © FBV Verlag
Cover © FBV Verlag

Ein Bacon für 74 Millionen US–Dollar? Ein Hockney für 35,5 oder soll es doch gleich ein Da Vinci um 450 Millionen Dollar sein? Mit einem Blick auf die Top Verkaufserlöse wird einem nicht nur schwindlig, sondern schnell klar: Als echter Sammler muss man Geld haben, viel Geld.
Immerhin wurden 2019 auf dem internationalen Kunstmarkt – lauf Art–Market–Report von UBS und Art Basel – sagenhafte 64,1 Milliarden US–Dollar umgesetzt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, denn rund 80% der Verkäufe finden über sogenannte Private Sales statt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Doch woher kommt der Boom am Kunstsektor, liegt es allein die Traumrenditen?

Fakt ist: Der Kunstkauf gilt er als Eintrittskarte in eine besser Gesellschaftsschicht, das Werk selbst als Prestigeobjekt: »In Zeiten höchster Individualität und persönlicher Abgrenzung sind der Genuss sowie der Besitz von Kunst zu einem Extra geworden, von dessen Extravaganz sich ein Großteil der Vermögenden neben einer interessanten Wertanlage ein Alleinstellungsmerkmal oder doch wenigstens das gute Gefühl versprechen, sich mittels geistiger Kulturerhöhung vom Gros der Masse abzusetzen.«
Selbst Luxushotels haben diesen Zeitgeist mittlerweile erkannt und werten ihre Häuser mit prestigeträchtigen Werten aus der Premium–League auf. Wer etwa im 5 Sterne Hotel »Ritz–Carlton Millenia« in Singapur logiert, wird auf dem Weg zum Pool an zwei großformatigen Frank–Stella–Installationen vorbeikommen, über der Rezeption des Fitnessstudios prangt gar eine Zeichnung des britischen Künstlers David Hockney.

Franziska Ida Neumann kennt die Kunstszene und das Paralleluniversum des Marktes wie kaum eine andere, das wird schon nach wenigen Zeilen der Lektüre offensichtlich.
Sie studiert Wirtschaft, Kunstgeschichte, Germanistik und Jura, lernt im Zuge ihres Praktikums bei der Hamburger Dependance von Sotheby´s markttaugliche Künstler*innen und deren Werk kennen. Mit 22 Jahren: der erste Kunstkauf und die Entscheidung im exklusiven Kunstmarkt tätig zu sein.
Für ein Masterstudium an der Sorbonne in Paris verkauft sie ihren gesamten Besitz, steigt mit nur mit 2 Koffern und einem Bündel Geld in den Zug und macht sich auf in Richtung Zukunft.
Kurze Zeit später beginnt Neumann als Kunsthistorikerin bei einer Privatbank zu arbeiten, erfährt wie man Kunst und Geld verbindet und gründet 2018 ihr eigenes Unternehmen für Kunstberatung.
Sicher könnte man als Leser jetzt einwerfen, dass viele schon an der Finanzierung des Studiums scheitern und nur die wenigsten Kunsthistoriker*innen überhaupt ein Praktikum in einem renommierten Auktionshaus ergattern. Nichtsdestotrotz: Versuchen sollte man es auf alle Fälle und dazu gibt Neumann wertvolle, praxisnahe Tipps. Der erste: Vergessen Sie Online–Plattformen! Wer im oberen Segment des Kunstmarktes arbeiten möchte, der sollte sich in den Sektoren Kunstversicherung, Lagerung und Logistik, Kunsthandel, Kunstmessen oder Kunstberatung umschauen. Interessant sind vor allem Lebensläufe mit kombinierten Ausbildungen, zum Beispiel Kunst und Versicherung, Kunst und Jura oder Steuerrecht, Kunst und Journalismus, Kunst und Logistik, Kunst und Lektorat und nicht zuletzt Kunst und Wirtschaft. Doch Achtung: In kaum einer anderen Branche zieht sich das Leistungs– und Ellbogenprinzip so subtil und konsequent durch wie am Kunstmarkt, warnt die Autorin und Kunstexpertin.

Neumanns Buch unterhält und informiert gleichermaßen, wartet nicht nur mit Binsenweisheiten, sondern mit konkreten Vorschlägen und Tabellen auf (eine Liste mit Arbeitgebern, die sich im Lebenslauf gut machen; die wichtigsten Messen usw.). Genau rechnet sie den Gewinn eines Kunstinvestments aus (minus Transport, Restauration...), besonders spannend ist jedoch ihr Bewertungsschlüssel für ein Kunstwerk: Zentimeter x Künstlerfaktor = Euro. Der Künstlerfaktor für diese Formel ist je nach Entwicklung und Alter des Künstlers variabel, Skulpturen und Plastiken werden jedoch gleich zu Beginn einer Künstlerkarriere mit dem Faktor 10–15 bemessen.

In kurzen knappen Sätzen und mit einigem Augenzwinkern führt Neumann in die intransparente Welt des Kunstmarktes ein, berichtet von Kunstwerken in Zollfreilagern, die noch nie eine Wohnzimmerwand gesehen haben und entwirrt das viel zu wenig beachtete Segment der Kunstversicherungen (der Deloitte–Art–&–Finance–Report von 2019 gibt an, dass derzeit ein weltweites Kreditvolumen zwischen 21 und 24 Milliarden US–Dollar im Rahmen sachwertbesicherter Darlehen durch Kunst abgesichert ist). Besonders hilfreich sind aber vor allem Neumanns Ratschläge zum Aufbau einer eigenen Sammlung.
Viele andere Publikationen zu diesem Thema raten dahingehend zum Investment in junge Künstler*innen. Frieder Burdas Zitat »man soll nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt« steht auch am Beginn von Neumanns Buch, die Autorin erklärt aber gleich es wirklich geht: »Weniger Geldeinsatz ist gleich weniger Risiko, denken Sie? Leider nein! Oft ist es sinnvoller und gewinnversprechender, 20.000 € in das Kunstwerk eines arrivierten Künstlers zu investieren als 10.000 € in die Arbeit eines jungen Kollegen.«
Sicher tauscht nicht gleich jeder seinen Kleinwagen gegen ein Kunstwerk – will man aber mit Picasso und Co. wirklich ein Vermögen aufbauen wird es wohl anders nicht gehen. Drei Regeln des Erfolgs hat Neumann dazu aufgestellt: »Keine Angst vor großen Geldbeträgen! Kunstkauf muss wehtun! Geld wird durch Geld verdient!«
Das professionelle Kunstinvestment fängt übrigens bei ca. 100.000 Euro an, doch auch mit weniger Kapital lässt sich bereits einiges an Gewinn lukrieren, denn eine Real–Rendite von 1,9% gilt für den gesamten Kunstmarkt. Das ruft vor allem viele private Anleger auf den Plan, die Angst vor Negativzinsen haben und auf der Suche nach alternativen Investments sind, um ihre Portfolios (Aktien, Oldtimern, Uhren und Immobilien) weiter zu diversifizieren.
Und ähnlich bunt wie das Aktienportfolio wird dann auch die Kunstsammlung durchmischt: mit Werken der Nachkriegsperiode, Blue Chips des Contemporary Art Market sowie einigen Stücken aufstrebender Künstler*innen oder Werken der klassischen Moderne.

Doch erst einmal muss man den Markt kennenlernen und die Kunstwerke finden! Bei den wenigsten versteckt sich der verschollene Picasso auf Omas Dachboden. Um den Topf voller Gold dann aber überhaupt zu erkennen braucht es somit einiges an Vorwissen. Die beiden Königsdisziplinen der Kunstsuche – so Neumann – lauten daher: »Erkennen von schwer entzifferbaren Unterschriften und Monogrammen« sowie »Identifizieren eines Kunstwerkes ohne Signatur nur anhand der künstlerischen Handschrift«.
Die Autorin und Kunstexpertin stöbert deshalb nicht in gut sortierten Antiquitätenläden, sondern lieber in jenen Geschäften mit vielen Objekten, Möbeln, Gemälden und Büchern, die wild durcheinander sind und zum Teil auch den ganzen Boden bedecken. »Unordnung und Staub sind eine gute Grundlage, um ein Schnäppchen zu entdecken«, rät die Schatzsucherin.
Neumann ist aber auch mutig genug die Goldgräberstimmung nicht ins Träumerische abgleiten zu lassen, schonungslos berichtet sie über eigene Käufe, bei denen nicht jeder zum gewünschten Erfolg führte. Dabei tritt vor allem eine Tatsache vor Augen: »Es braucht nicht nur Mut zum Investment, sondern auch Mut zum Verlust.«
Und um den zu verkraften sollte man sich neben dem erhofften Geldgewinn auch auf die »emotionale Rendite« stützen, den ideellen Gewinn. Denn nur »wenn ein persönlicher Mehrwert aus den Werken generiert werden kann, macht Kunst wirklich reich, auch abseits von Gewinnerwartungen«,


Wie Sie mit Picasso und Co. ein Vermögen aufbauen...und warum am Ende mit Kunst (nicht) jeder reich werden kann
Autorin: Franziska Ida Neumann:
FBV Verlag
Softcover, 208 Seiten
ISBN: 978–3–95972–357–2

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