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Frieze Art Fair in London 2008 - Eine Bilanz

Nun schon zum sechsten Mal fand vom 16. bis 19. Oktober 2008 im Londoner Regent‘s Park die Frieze Art Fair statt. Doch dieses Jahr war alles anders!

Frieze Art Fair London 2008, Blick in das Messezelt, Foto: A. Göthe Das Frieze Project von Norma Jean: Potlatch 10.1 / I am that which must ever surpass itself (2003-05), Foto: A. Göthe Eine Werk von Jonathan Monk auf der Frieze Art Fair - Rette sich wer kann! Foto: A. Göthe
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Bereits im fünften Jahr war die Deutsche Bank Hauptsponsor dieser an Bedeutung rasant zunehmenden Kunstmesse, die mittlerweile neben der Art Basel und der Art Basel Miami Beach als wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst gilt. Dieses Jahr waren 151 zeitgenössische Galerien aus insgesamt 27 Ländern vertreten, die Ihre künstlerischen Positionen präsentierten. 11 Galerien stellten zum ersten Mal hier aus, darunter Juliètte Jongma aus Amsterdam, Long March Space aus Peking, Mary Mary aus Glasgow und Vermelho aus Sao Paulo.

Das Wetter schien perfekt. Der goldene Oktober strahlte über das imposante Messezelt, das von den renommierten Architekten von Caruso St. John designt wurde. Der Skulpturenpark, der sich an den Messepavillon anschloss, war im Vergleich zum letzten Jahr doppelt so groß angelegt und zeigte 16 skulpturale Arbeiten verschiedener Künstler, u. a. von Robert Melee und Michael Craig-Martin aus den USA, Ugo Rondinone aus der Schweiz, Gardar Eide Einarsson aus Norwegen und Shirazeh Houshiary aus dem Iran. Äußerlich also schien alles wie immer und man hätte auf den ersten Blick von einer angenehmen Regelmäßigkeit sprechen können.

Und doch war dieses Jahr alles anders! In der Finanzmetropole London ist man sich bewusst, dass der lange Schatten der Finanzkrise auch den Kunstmarkt erreichen könnte. Und das spürte man auch auf der Frieze, deren angespannte Stimmung sich nicht verleugnen lies. Man hatte fast den Eindruck, die Fragen nach dem Platzen der Kunstblase würde förmlich unter dem weißen Messezeltdach über den Köpfen der Galeristen und Käufer schweben. Und bei manchen Exponaten drängten sich die Assoziationen mit der Welt außerhalb des Zelts stark auf: So sah man Bronze-Skelette der Künstlerin Liz Craft, die mit Blumenkränzen auf dem Schädel Ringelreihen tanzten, oder die Arbeit von Jonathan Monk, die ein Schaf mit einem Rettungsring zeigt und möglicherweise den Hinweis beinhaltet: Rette sich wer kann!

Neben etablierten Künstlern, wie Jonathan Meese, Erwin Wurm, Yoshitomo Nara und Anish Kapoor wurden vor allem neue Positionen von noch unbekannten jungen Künstlern auf der Messe präsentiert. Dabei ist positiv zu bemerken, dass das Quietschbunte, Übersexualisierte oder gar Klamaukige kaum zu sehen war. Doch blieben die herausragenden Arbeiten eher Seltenheiten.

Auch die „Frieze Projects“, für die 11 Künstler beauftragt wurden, standortbezogene Arbeiten für die Frieze 2008 zu schaffen, konnten im Gegensatz zum Vorjahr nicht so recht überzeugen. So hatte das Projekt von Agnieska Kurant drei trainierte Papageien in einem Vogelkäfig zum Inhalt, die ungewöhnliche Geräusche von sich gaben. Die Künstlerin spielte mit ihrem Projekt auf die Zooatmosphäre von Kunstmessen an. Beim Betrachten dieser Arbeit kam aber bestenfalls Mitleid mit den Tieren auf.

Ebenfalls etwas bemüht, aber allemal publikumswirksamer, erschien da das Projekt von Norma Jeane, die das Rauchverbot zum Thema machte. Die Künstlerin stellte inmitten des Messezeltes drei transparente Raucherboxen für Besucher auf. Jeder Raucher, der die durchsichtige Box betrat, wurde zu einem Teil der Performance. Das gelungenste Projekt war ein Environment, namens „Sirkus“ der isländischen Künstler Kling & Bang. Gezeigt wurde die exakte Rekonstruktion einer Bar in Reykjavik. In der schrillen Kneipe konnte man zur Musik von Manu Chao ein Bierchen trinken, was die Besucher der Messer gerne annahmen. Auf jeden Fall übertraf die Stimmung in dieser rekonstruierten isländischen Bar die Stimmung der diesjährigen Frieze um einiges.

Doch alles in allem war die Frieze Art Fair 2008 wieder eine qualitativ hochwertige Schau, die man so in Europa nur selten zu sehen bekommt. Wie sich der Kunstmarkt und die Frieze Art Fair weiterentwickeln werden, bleibt abzuwarten. Doch eines kann man ruhigen Gewissens behaupten: Gute und qualitative Kunst wird immer einen Markt haben. Und auch 2009 wird es die Kunstwelt im Herbst wieder nach London ziehen.

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