Führungs-Check

Führungs-Check: Ai Weiwei - Art/Architecture, Kunsthaus Bregenz

Die Ausstellung konzentriert sich auf die exemplarischen Architekturkooperationen Ai Weiweis, die mit anderen Architekturbüros entwickelt wurden. Dramaturgisch ist die Präsentation so aufgebaut, dass sie mit Architekturmodellen, Fotografien und Videodokumentationen zu konkreten Bauvorhaben beginnt und in den folgenden zwei Stockwerken zunehmend abstrakter wird. Ungeachtet der Tatsache, dass die Schau nicht als Reaktion auf die aktuellen Ereignisse um Weiwei geplant war, kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Elena Korowin hat eine Führung zur Ausstellung für PKG bewertet.

Allgemeines

  • Name des Museums: Kunsthaus Bregenz
  • Datum der Führung: 6. August 2011
  • Art der Führung: Öffentliche Führung durch die Ausstellung "Ai Weiwei - Art/Architecture"
  • Preis: 6 Euro

Gesamteindruck
Die Führung startete im 3. OG des Kunsthauses, wo die Arbeit »Moon Chest« den Raum für sich einnimmt. Folgerichtig hat die Führungskraft auf die Dramaturgie der Ausstellung hingewiesen, die von einer künstlerischen Arbeit Ai Weiweis ausgehend, immer tiefer in konkretere Architekturprojekte einführt. Dieser Hinweis war sehr hilfreich, denn es wurde bereits in einigen Rezensionen bemängelt, dass »Moon Chest« nichts mit Architektur zu tun habe und deshalb in der Ausstellung fehl am Platz sei. Die Mitarbeiterin des Kunsthauses erklärte die Installation ausführlich, ging auf ihre Bedeutung, Ästhetik und auch auf ihre Herstellung ein. Zur Unterstützung zeigte sie während der ganzen Führung einige andere Arbeiten aus einem anderen Katalog des Künstlers, um für die Teilnehmer nachvollziehbare Bezüge herzustellen. Da die Führung durch das Sender-Empfänger-System unterstützt wurde, konnten die Teilnehmer sich frei im Raum bewegen ohne etwas von dem Gesagten zu verpassen. Man wurde aufgerufen, Fragen zu stellen, die Fragen wurden für die ganze Gruppe wiederholt und ausführlich beantwortet.

Insgesamt hat man während der Führung alle drei Stockwerke der Ausstellung gleichwertig und ausführlich besprochen und zudem fast jedes Exponat genau angeschaut. Für das Projekt »Ordos 100«, das besonders detailreich ist, hat die Führungskraft eine sehr interessante Einführung gegeben, sodass die Zuhörer einen besseren Zugang zu den ausgestellten Plänen finden konnten. Bei der Fülle an Informationen, die den Teilnehmern vermittelt wurde, entstand nie das Gefühl einer Übersättigung oder eines Durcheinanders. Die Führung war perfekt strukturiert, enthielt sowohl Details über die Biografie des Künstlers als auch über die Hintergründe der einzelnen Arbeiten. Fragen, die ich mir zu den Arbeiten zu Recht gelegt hatte, wurden in der Führung schon allesamt beantwortet, sodass ich sie nicht mehr stellen musste.

Die Teilnehmer waren sehr aufmerksam und besonders interessant fand ich die Situation, als die Frage nach den Repressionen gestellt wurde, denen der Künstler ausgesetzt wurde und ist. Die Führungskraft ist auf die Frage eingegangen hat aber keineswegs polemisiert oder Ai Weiwei zum Helden stilisiert. Sie versuchte die Informationen, die mit dem Abriss des Ateliers in Shanghai zu tun haben neutral vorzubringen und warnte ihre Zuhörer vor zu schnellen Rückschlüssen und vor allzu naiven Glauben an die Nachrichten in den westlichen Zeitungen. Später kam eine Situation auf, wo die Tatsache bewiesen wurde, dass das was im Westen berichtet wird, nicht damit übereinstimmt, was tatsächlich in China passiert. Dieser Moment war in einer so stark politisch aufgeladenen Ausstellung besonders wichtig und hoffentlich auch fruchtbar.

Der einzige Nachteil dieser Führung war die Nervosität der Mitarbeiterin des Kunsthauses, die sie zu lauten Lückenfüllern wie „Jo!“ führte, die sich nach jeder kleinen Pause wiederholten. Im Ganzen war die Führung informativ, interessant und unbedingt empfehlenswert.

Bewertung

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