Führungs-Check

Führungs-Check: dTOUR: Zeit vermessen, Raum kartieren, Sequenzen erzeugen

Die dTOURS beginnen an verschiedenen Ausstellungsorten Kassels und behandeln diverse Themen. »Zeit vermessen, Raum kartieren, Sequenzen erzeugen« soll ein neues Verhältnis zur Moderne und zur Maschine – als Objekt, Idee und gesellschaftliches Werkzeug – ermöglichen. Rowena Fuß hat an einer Führung teilgenommen und sie bewertet.

Allgemeines

  • Name der Ausstellungsorte: Orangerie und Karlsaue, Kassel
  • Datum der Führung: 7. Juli 2012
  • Art der Führung: thematische Führung durch die documenta
  • Titel der Führung: Zeit vermessen, Raum kartieren, Sequenzen erzeugen
  • Preis: 11 €

Gesamteindruck
Nachdem sich die Führerin kurz vorgestellt hatte, ging es unverzüglich in die Orangerie. Im ersten Ausstellungsraum sind die ersten Rechenmaschinen des Computerpioniers Konrad Zuse zusammen mit mehreren Gemälden aus seiner Hand zu sehen. Sie lassen an Lyonel Feininger denken. Sogleich fragte unsere Begleiterin, ob wir wüssten, wer Zuse war. Noch antwortete nur einer der Teilnehmer darauf. Dann erklärte sie, dass die diesjährige documenta einen Schwerpunkt auf die künstlerische Forschung lege, was insbesondere an den Ausstellungsorten Orangerie mit seinem astro-physikalischen Kabinett und den Künstlerhütten in der Karlsaue geschehe. Es gelte, die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft aufzuzeigen. Dieser Knotenpunkt liege im Visionären, so die Führerin weiter.

Nach dieser kurzen Einstimmung ließ sie den Teilnehmern Zeit, sich im Raum umzusehen. Danach versammelten wir uns vor einer schwarzen Tafel mit angeklebten Zetteln. Es handelt sich um die computergenerierten Liebesbriefe, die David Link in seinem Notizbuch beschreibt. Wieder ließ die Führerin den Besuchern Zeit, sich eigene Gedanken zu den Zetteln zu machen, bevor sie etwas dazu erklärte.

Im Anschluss führte sie uns in den ersten Stock. Vor dem Raum mit dem auf Video gebannten Leben des Finnen Erkki Kurenniemi wurden wir jedoch kurz aufgehalten. Denn vor dem Eingang probierte ein kleines Mädchen eine Schwerlastwaage aus. Die Führerin nutzte die Gelegenheit und forderte uns dazu auf, alle auf die Wage zu steigen, um die 1000-Kilo-Marke zu knacken. Alle machten mit. Auch bei einer anschließenden Aktion bei Kurenniemi, als es galt Musik zu machen.

Während der gesamten Führung gelang es ihr, die Kommunikation kontinuierlich zu schüren. Gern beantwortete sie Zwischenfragen und regte die Gruppe immer wieder dazu an, dem kindlichen Spieltrieb und der Entdeckerfreude zu frönen. Sei es, als es darum ging, mit einem Blick durch ein Fernrohr von der Orangerie die Uhr von Anri Sala am Hirschgraben zu entdecken oder das Galgengerüst von Sam Durant zu erklimmen, das sich mit der Todesstrafe auseinander setzt. Dazu gab es entweder im Vorfeld eine Information zu Künstler und Intention oder nach dem Ausprobieren. Ebenso fragte sie immer wieder danach, wie die Teilnehmer die Arbeiten wahrnehmen würden. Dies sorgte besonders bei Song Dongs begrüntem Schuttberg »Doing Nothing Garden« vor der Orangerie für reichlich Diskussionsstoff. Es machte den Gang durch die Karlsaue aber auch recht kurzweilig. Überhaupt kann ich eine Führung zu den dort beheimateten Künstlerhütten nur empfehlen, da sie sich in den wenigsten Fällen selbst erklären. Denn auch das veranschaulichte unsere Begleiterin: Bei der documenta geht es um das Teilnehmen an Kunst, bloßes Gaffen reicht nicht. (Dafür hatte der inzwischen emeritierte Wuppertaler Professor Bazon Brock sogar erstmals auf der d4 so genannte Besucherschulen eingerichtet. Seinen Teilnehmern zeigte er dort Wege zum Verständnis zeitgenössischer Kunst auf).

Bewertung

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