Führungs-Check

Führungs-Check: Farbe, Raum, Rhythmus - Cy Twomblys Lepanto-Zyklus, Museum Brandhorst München

Cy Twombly, einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, ist vor allem durch seine Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen weltweit bekannt geworden. Rose Esser hat eine thematische Führung zum Lepanto-Zyklus des Künstlers bewertet.

Allgemeines

  • Name des Museums: Museum Brandhorst
  • Datum der Führung: 19. April 2011
  • Art der Führung: Führung durch die Dauerausstellung
  • Titel der Führung: Farbe, Raum, Rhythmus - Cy Twomblys Lepanto-Zyklus
  • Preis: im Eintrittspreis enthalten

Gesamteindruck
Die Themenführungen der Sammlung Brandhorst, die in der Regel einmal wöchentlich stattfinden, bieten eine gute Möglichkeit sich gezielt über einzelne Werke der Dauerausstellung zu informieren. Dies ermöglicht eine besonders intensive Auseinandersetzung mit ausgewählten Arbeiten unter spezifischen Aspekten, wie Künstler oder Stilrichtung. In der besprochenen Führung hatte die Thematik sogar einen aktuellen Bezug, da derzeit noch bis zum 10. Juli Fotografien von Cy Twombly zu sehen sind und diese ergänzend zu den Gemälden und Skulpturen des Künstlers betrachtet werden können.

Eine promovierte Kunsthistorikern, die sich leider nicht namentlich vorstellte, begrüßte die Gruppe von 18 Personen am „Meeting-Point“ neben den Kassen des Museums. Sogleich ging es dann über die Treppen ins Obergeschoß, wo sich u.a. die Werke des amerikanischen Künstlers Cy Twomblys befinden. Die Führungskraft hatte sich ein klar erkennbares Konzept überlegt, so stellte sie einführend zum zwölfteiligen Lepanto-Zyklus, zwei weitere Werke Twomblys vor, die zeitlich vor dem Zyklus geschaffen wurden. Die 90-minutige Führung startete mit der Beschreibung eines skulpturalen Werkes des Künstlers. Die Form der Holzskulptur erinnerte an eine Barke und schuf so eine inhaltliche Überleitung zu dem anschließend erklärten Gemälde, das abstraktere Abbildungen von Schiffen zeigte. Eine besondere Herausforderung während der Führung stellten zwei Kinder dar, für die Erklärungen möglichst anschaulich und spannend gestaltet wurden. So ging die Kunsthistorikerin auf einzelne Begriffe wie „Motiv“ ein und versuchte, durch Assoziationen der Kinder einen Zugang zu den Inhalten zu ermöglichen. Sie ermutigte auch die erwachsenen Teilnehmer die Bilder zu beschreiben und ihre Empfindungen zu äußern.

Besonders ausgiebig geschah dies beim Lepanto-Zyklus, der im Fokus der Führung stand. Im eigens für diesen Zyklus geschaffenen sichelförmig konstruierten Raum des Museumsgebäudes ging die Führungskraft auf jedes der zwölf Gemälde einzeln ein. Sie verknüpfte anschaulich den historischen Hintergrund der Seeschlacht von Lepanto mit der rhythmischen Gestaltung der Gemälde durch Farbe und Anordnung der Formen sowie mit der Raumarchitektur (die Sichelform erinnert an die Kampfformation der Osmanen). Die Interpretation der Kunsthistorikerin wurde dabei von den Musikwissenschaften geleitet. Sie verglich ein Musikstück mit dem Lepanto-Zyklus, die beide einer Gesamtkomposition mit inhaltlicher Steigerung folgen.

Am Ende der Führung stellte sich die Führungsperson selbstbewusst allen Fragen, auch den kritischen. So konnte ein älterer Besucher die, nach seiner Meinung, zu freien Interpretationen nicht gänzlich nachvollziehen. So zeigt sich, dass die Themenführungen besser für ein Publikum geeignet sind, das schon gewisse Vorkenntnisse besitzt. Ansonsten fällt eine kontextuelle Einordnung im Gesamtœuvre des Künstlers oder ein Vergleich zu anderen Künstlern bei einer so knappen Auswahl der Werke schwer. Wer aber bereits ein paar Kenntnisse besitzt oder sich auch „unwissend“ auf einen assoziativen Ansatz einlässt, erlebt eine sehr schöne und durchdachte Führung.

Da die Themen der Führungen immer wieder wechseln erlebt selbst der regelmäßige Besucher der Sammlung Brandhorst etwas Neues und kann dieselben Werke unter verschiedenen Aspekten betrachten. Zudem bietet sich so die Möglichkeit die Sammlung intensiv nach und nach kennenzulernen.

Bewertung

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