Führungs-Check

Führungs-Check: Führung durch die Sammlung Boros, Berlin

Die Sammlung Boros hat ein ständiges Zuhause im ehemaligen Reichsbahnbunker in Berlin-Mitte. Auf 3000 qm werden wechselnde Präsentationen der privaten Sammlung zeitgenössischer Kunst gezeigt. Anne Levke Vorbeck hat eine Führung durch die Sammlung für Sie bewertet.

Allgemeines

  • Names des Museums: Sammlung Boros
  • Datum der Führung: 12. September 2010
  • Art der Führung: Pflichtführung (Museum kann ohne Führung nicht besichtigt werden)
  • Preis: 10€

Gesamteindruck
Der Besuch in der Sammlung Boros will lange geplant sein. Da man die Sammlung, die sich in einem Hochbunker nähe Friedrichstraße befindet, nur mit einer Führung besichtigen kann, sind die Termine lange Zeit im Vorfeld ausgebucht. Wenn man jedoch einen Termin ergattert hat, kann man sich auf eine interessante Führung durch eine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst freuen. Gleich zu Beginn wird der Besucher sehr persönlich und freundlich empfangen. Im Wartebereich, von dem aus die Führung losgeht, steht ein Tablett mit Gläsern und Mineralwasser zur freien Verfügung bereit.
Ein Student der Kunstgeschichte begrüßte die überschaubare Gruppe von zehn Personen, und nach einer kurzen Einführung in die Geschichte des Bunkers und ein paar Worten zum Sammler Christian Boros wurden die Besucher in den ersten Raum, der eine Installation von Olafur Eliasson beherbergt, geleitet. Von dort aus ging es dann durch das gesamte Gebäude, das in fünfjähriger Umbauzeit aufwendig für die Präsentation der Kunstwerke hergerichtet worden ist. Über fünf Etagen werden ausschließlich Arbeiten präsentiert, die den Raum mit einbeziehen.

Ziel der Führung war es, eine Einführung in alle präsentierten Werke zu geben. Damit wurden vor Allem die Besucher angesprochen, die sich mit zeitgenössischer Kunst sonst nur wenig beschäftigen. Der Führende zeichnete sich durch seine Freundlichkeit aus und konnte alle Fragen, die sich hauptsächlich auf die Architektur des Bunkers bezogen, kompetent beantworten. Er sprach laut und deutlich, stellte Augenkontakt zu einzelnen Besuchern her und gestaltete die Führung interessant und informativ. Das große Defizit, das der Besuch in der Sammlung dennoch hatte, lag in der leider viel zu knapp bemessenen Zeit. Hätte der Interessierte nach der Führung die Möglichkeit sich einzelne Arbeiten in Ruhe anzusehen, wäre das kein Problem, aber so hastet man dem Mitarbeiter der Sammlung hinterher und kann sich entweder die Werke nicht lange genug ansehen oder muss auf Teile der Führung verzichten. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Hälfte der Gruppe noch im Vorraum befindet, wird weiter gesprochen, um im zeitlichen Rahmen zu bleiben. So ist es selbstverständlich, dass einige Arbeiten nur äußerst oberflächlich behandelt werden können. Wenn man jedoch zum vierten Mal einen Raum betritt, der eine Arbeit von Eliasson beherbergt, fragt man sich, ob man nicht lieber etwas länger bei John Bock hätte verweilen können oder sich das Video von Mark Leckey, Turner-Preis Gewinner von 2008, hätte ansehen können. Welchen Sinn macht es überhaupt, in diesem Rahmen eine Videoarbeit zu präsentieren, wenn man nur einen kurzen Blick darauf werfen kann? Nach etwa der Hälfte der Führung merkt man dann noch einmal verstärkt, wie sehr einem die Zeit und die nächste Gruppe im Nacken sitzen. In Anbetracht des Zeitdrucks wird bei der deutschen Künstlerin Manuela Leinhoss lediglich darauf hingewiesen, dass Christian Boros mit Vorliebe Kunst sammelt, die er selbst nicht versteht. Auch zu der Arbeit »Temporarily Placed« von Elmgreen & Dragset, die damit den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst gewonnen haben, wird lediglich eine Anekdote (wenn auch eine sehr amüsante) erzählt.

Alles in allem eilt man während der Führung von Raum zu Raum, staunt viel über die imposanten Werke und steht mit dem Gefühl, einen Schnelldurchlauf durch die großen Namen der letzten Jahre gemacht zu haben, nach eineinhalb Stunden wieder in dem Empfangsbereich. Die Möglichkeit zu abschließenden Fragen besteht hier leider nicht mehr. Bleibt einem nur noch, sich den Katalog zu einem Vorzugspreis von 39 Euro, statt zum Ladenpreis von 49,80 Euro zu kaufen.

Trotz der viel zu knapp bemessenen Zeit, ist der Besuch in der Sammlung Boros aufgrund der herausragenden Arbeiten sehr zu empfehlen. Der Besucher sollte sich jedoch darauf einstellen, dass eine ausgiebige Auseinandersetzung mit den Werken aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist.

Bewertung

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