Führungs-Check

Führungs-Check: Zwischen Figuration und Abstraktion, Neue Nationalgalerie Berlin

Die Ausstellung »Der geteilte Himmel. Die Sammlung 1945-1968« fokussiert die Kunst der Nachkriegszeit. Der Titel ist einem Roman von Christa Wolf entlehnt und bezieht sich auf die damalige Teilung der Welt in Ost und West, auf das Zeitalter der großen Ideologien und der damit verbundenen Politisierung der Künste. Julie Nautré hat eine Führung zur Ausstellung für PKG bewertet.

Allgemeines

  • Name des Museums: Neue Nationalgalerie Berlin
  • Datum der Führung: 26. Mai 2013
  • Art der Führung: Thematische Führung durch die Sonderausstellung »Der geteilte Himmel. Die Sammlung 1945-1968«
  • Titel der Führung: Zwischen Figuration und Abstraktion
  • Preis: 3 €

Gesamteindruck

Die Führung begann pünktlich um 15 Uhr mit einer kurzen Einführung in die Geschichte der Neuen Nationalgalerie. Danach erhielten wir einen Einblick zur Ausstellungsidee und -konzeption, denn »Der geteilte Himmel. 1945 – 1968« ist der zweite Teil einer Ausstellungstrilogie, die im Zuge der Präsentation zur Kunst des 20. Jahrhunderts in der Neuen Nationalgalerie gezeigt wird. Der erste Teil »Moderne Zeiten. 1900 – 1948« wurde vom März 2010 – Oktober 2011 im Haus ausgestellt. Der zweite Teil widmet sich der Kunst des Kalten Krieges und beleuchtet, wie die bildende Kunst durch die politischen Ideologien im geteilten Deutschland beeinflusst wurde.

Der Referent erklärt uns, dass im Vordergrund der Ausstellung die These stehe, dass sich im Westen nur abstrakte und im Osten ausschließlich figürliche Kunsttendenzen entwickelt hätten.

Während der erste Teil der Ausstellung dem Besucher das Nebeneinander der Kunststile deutlich macht, soll anhand der Objekte im Laufe des Rundgangs veranschaulicht werden, dass die These nicht haltbar ist. Vielmehr wird durch die Auswahl der Werke die Vielfalt der künstlerischen Tendenzen in Ost und West verdeutlicht.

Da die Gruppe nur aus drei Personen bestand, konnten wir uns problemlos in der Ausstellung und vor den angesprochenen Werken bewegen. Der erste Raum trägt den Titel »Wahnsinnige Harlekine vor den Trümmern des Krieges«. In der direkten Sichtachse zum Eingang wird das gleichnamige Gemälde des Künstlers Heinrich Ehmsen aus dem Jahr 1945 präsentiert. Unser Referent berichtete, dass der Künstler ursprünglich aus dem Westen kam und in den 1950er Jahren in den Osten übersiedelte. Seine Kunst ist somit vom westlichen Stil geprägt, passt sich aber den Forderungen des „sozialistischen Realismus“ an. Im Laufe der Führung ging der Referent nur auf einzelne Werke detaillierter ein, er konnte aber die Zusammenhänge der ausgewählten Objekte gut erläutern. Auch zur Hängung der Gemälde im ersten Raum konnte er etwas anmerken, diese wurden nämlich auf einfache Metallstangen montiert, so wie es im Osten zurzeit des Kalten Krieges üblich war. Diese Art der Hängung wurde gewählt, weil es wenig Ausstellungsfläche gab und so der Platz optimal ausgenutzt werden konnte.

Diese und weitere Anekdoten verdeutlichen die künstlerischen Umstände der Zeit und führen dazu, dass der Besucher eine Sensibilität für die Situation der Künstler in Ost und West entwickelt. Dabei wird vor allem deutlich, dass eine Differenzierung der Stile nach Ost und West nicht möglich ist. Der Referent veranschaulichte dies anhand von einigen wichtigen Werken der Ausstellung.

Er konnte die schwierige und komplexe Thematik gut erklären und machte deutlich, wie sich die Extreme zweier unterschiedlicher Systeme bis heute anhand der Sammlungsobjekte des Museums ablesen lässt. Aufkommende Fragen beantwortete er kompetent und zufriedenstellend und lies sich dadurch nicht von seiner Erzählstruktur ablenken. Insgesamt hat er sich für diese kleine Gruppe viel Zeit genommen und in knapp eineinhalb Stunden eine gute Zusammenfassung zum Thema »Zwischen Figuration und Abstraktion« vermitteln können. Der Referent war sehr offen und schien auch an Diskussionen über die Werke interessiert zu sein. Mit Sicherheit wäre er auch bereit gewesen, nach der Führung noch einzelne Fragen zu beantworten.

Ich würde die Führung auf jeden Fall weiterempfehlen. Einziger Kritikpunkt wäre für mich, dass die Erzählstruktur nicht immer klar strukturiert war. So war ein deutlicher chronologischer Ablauf nicht immer nachvollziehbar, was mitunter allerdings an der Überschneidung der Kunstströmungen lag.

Zusätzlich zu dieser thematischen Führung, die jeden Sonntag stattfindet, bietet ein Audioguide, den man sich kostenlos ausleihen kann, eine gute Ergänzung und Erweiterung der Thematik. Als Ersatz für einen fehlenden Begleitband bietet sich der Ausstellungskatalog »Kunst und Kalter Krieg. Deutsche Positionen 1945 – 1989« im Museumsshop an, der Themen, die in der Schau »Der geteilte Himmel« angesprochen werden, aufgreift.

Bewertung

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