Meldungen zum Kunstgeschehen

Géricault, Delacroix, Daumier und Zeitgenossen - Französische Lithographien und Zeichnungen. Museum im Prediger, Schwäbisch Gmünd, bis 28. März 2010

Auch zum Ausklang der Ausstellung mit Arbeiten von Géricault, Delacroix und Daumier in Schwäbisch Hall stellt das Museum im Prediger sein Licht nicht unter den Scheffel: Mit Kompositionen von Ravel und Liedern von Edith Piaf wird am 28. März die Finissage zur vielgelobten Schau begangen. Das überrascht nicht. Denn selten hat man so hohe Gäste im Haus wie die drei Hauptmeister der Lithographie, von denen schon jeder einzelne eine Ausstellung tragen könnte. Günter Baumann beschäftigte sich für PKG mit der beeindruckenden Grafik-Ausstellung.

Théodore Géricault (1791-1824) ist tatsächlich nahezu komplett angetreten mit seinen rund 50 Arbeiten, die wiederum nicht wegzudenken sind für das Schaffen von Eugène Delacroix (1798-1863), der hier schwerpunktmäßig mit Illustrationen zur Weltliteratur vertreten ist. Der dritte im Bunde ist Honoré Daumier (1808-1879), den auch nur annähernd vollständig zu präsentieren gar nicht erst versucht werden sollte. Aus dem Gesamtwerk von 4000 Werken haben die Ausstellungsmacher das Frühwerk und bescheidener auch das Spätwerk genauer unter die Lupe genommen: insgesamt, wie nicht anders zu erwarten, politisch brisant. Selbst die Kandidaten »unter ferner-liefen« sind nicht von schlechten Eltern: Jean-Baptiste-Camille Corot, Gustave Doré, Camille Pissarro, Théodore Rousseau und Henri de Toulouse-Lautrec sind mit von der Partie. Unter den weniger bekannten Namen ragen immerhin noch Nicolas-Toussaint Charlet, Jean-Baptiste und Eugène Isabey sowie Paul Gavarni hervor.

Kaum zu glauben, dass diese Meisterwerke, die tatsächlich die spektakuläre erste Hochblüte jener Anfang des 19. Jahrhunderts jungen Technik der Lithographie umfassend dokumentieren, aus einer Privatsammlung stammen. Für den süddeutschen Raum ist es die erste Ausstellung, die ein solches Spektrum abdeckt: 140 Lithographien, Radierungen und Zeichnungen von rund 20 Künstlern sind in Schwäbisch Gmünd versammelt. Was die Ausstellung leistet, ist nicht nur mit einem Stück Kunstgeschichte erklärt. Sie zeigt auch, wie sich die Lithographie aus dem Geiste der Zeichnung heraus entwickelt hat, und nicht zuletzt auch, wie triumphal die neue Technik aufgenommen wurde - übrigens auch ein Zeichen, dass neue Techniken (man kann auch sagen: Medien) nicht unbedingt die althergebrachten verdrängen, sondern im Idealfall ergänzen: Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert der Malerei, dass aber die Vervielfältigungsmöglichkeiten der Lithographie ganz neue Zielgruppen für die Kunst erschlossen, ist schon bemerkenswert. Dass Henri de Toulouse-Lautrec quasi das Schlusslicht markiert, mag zunächst verwundern, wird er doch meist an den Anfang der Namenslisten gesetzt, wenn es um die Gattung geht. In Wirklichkeit ist er, wie die Ausstellung zeigt, der krönende Abschluss dieser fulminanten Entwicklungsgeschichte einer Drucktechnik, die danach ihre Position behauptet, aber die Leitbildfunktion als Massenmedium an die Fotografie weitergeben musste.

Der Katalog aus dem Imhof Verlag ist jetzt schon als Standardwerk einzustufen. Von der brillanten Präsentation der Werke abgesehen, schafft er es, auf einer Doppelseite im Anhang die Technik der Lithographie, die Alois Senefelder Ende des 18. Jahrhunderts erfand, zu erklären und sie in ihrer Vielfalt abschließend zu bewerten.

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Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr 14–17
Do 14–19
Sa, So 11–17 Uhr

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