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Godzilla ... war nicht hier. Rundgang durch die Leipziger Spinnerei

Außergewöhnliches, Erstaunliches und Unglaubliches bieten die Galerien auf dem Gelände der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei in ihren aktuellen Ausstellungen, die hintereinander abgeschritten werden können. Rowena Fuß war für Sie unterwegs.

„Ja, was ist denn da drin?“, mag sich so mancher Besucher gleich zu Beginn in der maerzgalerie beim Anblick der leuchtenden Box in Hans Aichingers Bild »Der innere Sinn« fragen. Das abgebildete Mutter-Tochter-Gespann scheint von seinem Fund bereits fasziniert, der Betrachter – immer auf Spannung gehalten – nicht minder. Die Bilder des Leipziger Künstlers sind schwer zu durchschauen. Ihnen haftet etwas Mystisches an, ein Anspruch, das Geistige, Sinn und Weltverstehen auf die Leinwand zu bringen. Wer sich nicht von tiefgreifender Symbolik abschrecken lässt, sollte den Weg in die Galerie auf jeden Fall nicht scheuen.

Unsere Wahrnehmung und Vorstellungskraft wird jedoch nicht nur bei Aichinger auf die Probe gestellt. Auch Anett Struth in der Galerie Kleindienst hat diesbezüglich einiges zu bieten: Ihre fotografischen Montagen fügen wie selbstverständlich mehrere Räume, unterschiedliche Zeiten und verschiedene Genres zusammen. Sie reproduziert und inszeniert Vergangenheit neu. Den spannungsreichen Blick, beispielsweise in einen italienischen Renaissancepalazzo, integriert in eine antike Säulenhalle, kann ich jedem nur wärmstens empfehlen!

In der Galerie Eigen + Art wird der Besucher scheinbar durch einen riesigen schwarzen Brocken am Eintritt gehindert. Die Arbeit »Hallucination« von Martin Eder stellt formal den negativen Gegenpart einer Höhlenform dar. In Reminiszenz an Platons Höhlengleichnis weist die frei schwebende Installation uns sehr plastisch darauf hin, dass der Weg zu wahrhafter Erkenntnis von Andeutungen und Täuschungen gepflastert ist.

„Jetzt fehlt nur noch Godzilla“ denke ich mir dann beim Anblick der Häuserkulissen in der Galerie Queen Anne. Oliver Czarnetta hat für die Ausstellung »transit« Gebäude aus Beton von innen nach außen konstruiert und sie der Blickrichtung des Betrachters entgegen gesetzt. Mehr Durchblick bieten die ihnen beigesellten Stadtansichten von Wolfram Ebersbach. Die Häuser geben wie ein Straßenzug eine Bewegung vor, die durch die Galerie führt. Also: Nicht stehen bleiben!

Dem Traum von der schönen neuen Welt und der Rolle des modernen Künstlers darin begegnen wir in der Galerie Jochen Hempel. 50 Gemälde von Sven Kroner, Sophia Schama, Yesim Akdeniz, Stefan Kürten, Ulf Puder, Ina Bierstedt, Peter Stoffel, Arjan van Helmond, Tjebbe Beekman und Angelina Gualdoni spiegeln die Facetten modernen Lebens etwa in altbackenen Tapetenmustern und tristen Hochhausfassaden.

Hinter letztere blickt Eamon O’Kane in der Josef Filipp Galerie mit seiner Ausstellung »Baumaterialien«. Was für Erwartungen werden durch die äußere Gestaltung von Büros, Wohnhäusern und Ateliers geweckt? Wie wirkt Natur innerhalb dieser Inszenierungen? Fragen, denen man sich am besten zu zweit stellt. Denn dann wird der Rundgang ein heiteres Erlebnis!

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