Ausstellungsbesprechungen

Günther Decool, Rotraud Hofmann, Christa Roesner-Drenhaus: Metall, Stein, Keramik. Rathaus Fellbach, bis 3. November 2012

Mit einer Ausstellung im Rathaus widmet sich das Kulturamt von Fellbach drei regionalen Künstlern: Rotraud Hofmann, Christa Roesner-Drenhaus und Günther Decool. Was alle miteinander verbindet, ist ihre Liebe zur skulpturalen Kunst. Günter Baumann hat sich die Werke angesehen.

Zusammen bringen sie rund 240 Lebensjahre aufs Parkett – aneinandergehängt wäre das ein Rückgriff auf das Jahr 1772. Man mag sich bei dieser unzulässigen Rechnung immerhin ausmalen, welche kreative Lebenserfahrung in diesen drei Biographien steckt, die uns im Rathaus der Stadt Fellbach begegnen: Bis Anfang November stellen dort drei Bildhauer aus, die zwar einer älteren Generation angehören, aber eine erstaunliche Schaffenskraft aufweisen. Kunst scheint jung und den Geist wach zu halten. Das beweisen Rotraud Hofmann, Christa Roesner-Drenhaus und Günther Decool mit ihren Arbeiten.

Unterschiedlicher könnten die Werke nicht sein, was die Wahl des Materials angeht: Hofmann arbeitet bevorzugt mir Stein, Rosener-Drenhaus mit Stahl und Decool mit Keramik bzw. Ton. Zudem decken die Drei mit Decools Figuration, Roesner-Drenhaus’ Konstruktivismus und Hofmanns Abstraktion die ganze Bandbreite plastischen Schaffens ab. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in Fellbach bei Stuttgart leben und dort auch im öffentlichen Raum ihre Spuren hinterlassen haben. Dass sie einmal zusammen in der Stadt geehrt werden, ist höchste Zeit – manche der Künstler haben lange darauf gewartet.

Christa Roesner-Drenhaus (geb. 1926) geht in ihrem Werk auf streng geometrische Formen – in Stahl gegossen – zurück, die sie in den Raum hineinragen lässt, sei es in souveränen Faltungen oder weit ausladenden (Ver-)Biegungen. Strenge in der Materialauffassung mischt sich mit Majestät in der scheinbar gewichtigen Ruhe, die die Arbeiten vom Material her ausstrahlen. Trotz ihrer wuchtigen Präsenz entwickelt die Künstlerin eine überraschend leichte Formensprache, die bis hin zu skripturalen Chiffren sensibilisiert ist. Als Raumzeichen haben die Arbeiten eine solch überzeugende Kraft, dass sie sowohl dem freien Gelände wie den Innenräumen eine Struktur geben, die weder die Natur noch die Architektur von sich aus mitbringen.

Rotraud Hofmann (geb. 1940), wie ihre Kollegin einst Schülerin bei Professor Baum, aber zudem auch bei Hoflehner und Baumann in Stuttgart, baut auf teils existenzielle Spurensuche und teils auf außereuropäische Einflüsse. Mit einem hochsensiblen Gespür folgt die Künstlerin dem Wesen und der Struktur des Steins, den sie gezielt aussucht. So entstehen ganze Stelenwälder, mehrteilige Architekturszenarien und singuläre Formen, die im optischen Spiel von Brüchen, »Maserungen«, Fugungen Geschichten erzählen. Wie Roesner-Drenhaus lotet sie dabei auch die Leerräume bewusst aus, die Abwesenheit von Materie wird allerdings bei Roesner-Drenhaus zum abstrakt-formalen, bei Hofmann zum abstrakt-emotionalen Abenteuer, als handle es sich hier um (Ein-)Brüche in der Vita. Anders als deren nüchtern-ästhetische Konstruktion gründet Hofmann in inneren Erlebnissen, Verletzungen und archaischen Kulturen, wenn sie sich auch in den Ergebnissen davon frei macht und eine letztlich doch formale, ästhetische Lösung findet. Beide Bildhauerinnen haben sich im Stuttgarter Großraum auch durch zahlreiche Großplastiken im öffentlichen Raum einen guten Namen gemacht.

Günther Decool (geb. 1932) ist der »Klassiker« unter dem Ausstellungstrio. Prägend war für ihn die Begegnung mit dem Keramiker Kuno Kaiser, die ihn zum bevorzugten Material des Tons führte. Unter Anlehnung an griechische Mythen und Genres (Architekturreliefs, Vasenmalerei) konfrontiert er den modernen Menschen mit der griechisch-antiken Ästhetik. Dabei entstehen nicht nur figurative, skizzenhaft anmutende Plastiken, sondern tatsächlich auch antikisierende Gefäße, die mit ihrer aufwendigen Glasur eine nahezu magische Wirkung ausstrahlen. Das Ethos Decools ist keineswegs rückwärtsgewandt, mischen sich doch deutlich existenzialistische Elemente in sein Werk. Auch dieser Bildhauer ist im öffentlichen Raum präsent, doch kommt im Abstraktionsgrad seiner Figuration die Unterscheidung von Groß- und Kleinplastik klarer zum Vorschein, während die kleineren Formate bei Hofmann und Roesner-Drenhaus zuweilen eine solche Monumentalität aufweisen, dass sie oft auch im größeren Maßstab funktionieren, und die Stelen bzw. Großplastiken auch in der verhältnismäßigen Begrenzung auf den Raum wirken, wo Decools Arbeiten ihre eigentliche Wirkung erzielen.

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