Buchrezensionen

Heidemarie Schirmer, Klaus Aschenbach (Hgg.): Wo die Kunst entstand. Die Atelierbauten der Weimarer Kunstschule, Bauhaus-Universitätsverlag 2014

Das sogenannte Prellerhaus und das Brendel’sche Atelier zählen zu den ältesten Atelierhäusern Weimars. Das Buch geht der wechselvollen Nutzungsgeschichte beider Atelierhäuser nach und stellt sie in den Kontext der Restaurierungsarbeiten zwischen 2007 und 2011. Manuel Schwarz hat es gelesen.

Sanierung erfolgreich: Zwischen 2007 und 2011 wurden das sogenannte Prellerhaus und das Brendel'sche Atelier in Weimar instand gesetzt. Der von Klaus Aschenbach und Heidemarie Schirmer herausgegebene Sammelband »Wo die Kunst entstand« erzählt die wechselhafte Geschichte beider Gebäude, von der Erbauung im 19. Jahrhundert bis zur heutigen Nutzung.

In der Vergangenheit folgte auf die erfolgreiche Sanierung der Weltkulturerbe-Bauten der Bauhaus-Universität-Weimar stets eine Veröffentlichung, die sich ausführlich mit der Geschichte der Objekte und deren Wiederherstellung befasste. Nach den Abhandlungen zum Gropiuszimmer (1999/2008), zum Haus am Horn (2000), zu Henry van de Veldes Kunstschulbau (2002) und der Kunstgewerbeschule (2009/2011) führt die vorliegende Veröffentlichung aus dem Bauhaus-Universitätsverlag diese Reihe fort und beschließt sie zugleich. Sie widmet sich dem sogenannten Prellerhaus und dem Brendel'schen Atelier – den beiden einzigen historischen Gebäude der Bauhaus Universität in der Geschwister-Scholl-Straße, die nicht Teil des Unesco-Weltkulturerbes sind. Vor allem bei dem in letzter Minute vor dem Abbruch geretteten Prellerhaus ist die Freude über die gelungene Sanierung, den Umbau und Rückbau in den Jahren 2007/2008 groß. Das Brendel'sche Atelier wurde schließlich zwischen 2009 und 2011 instand gesetzt.

Das Prellerhaus, erbaut 1870/71 von dem Landschaftsmaler Louis Karl August Preller und das 1885 entstandene Brendel'sche Atelier mit Glasdach – deswegen auch der Name »Glashaus« – errichtet für den Tiermaler Albert Brendel, sind die ältesten historischen Gebäude auf dem ehemaligen Hinterhof der Bauhaus-Universität in Weimar. Der Sammelband befasst sich somit also mit den Wurzeln des heutigen Instituts. Erzählt wird die 130jährige Geschichte des Ensembles: von den Ateliers der Künstler der Weimarer Malerschule, von Henry van de Velde und dem »Neuen Weimar«, vom frühen Bauhaus, dem zwischenzeitlichen »Dornröschen-Schlaf« bis zur Rettung des Prellerhauses vor dem Abriss, der Sanierung und heutigen Nutzung durch die Fakultät für Architektur beziehungsweise im Fall des Glashauses als Shop mit Café.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass es den Herausgebern gelungen ist, eine Vielzahl sachkundiger Autoren zu versammeln. Die vorhandene Expertise ist den einzelnen Aufsätzen – sechs davon zum Prellerhaus, drei zum Glashaus sowie eine denkmalpflegerische Anmerkung zum gesamten Ensemble – selbstverständlich anzumerken. In vielen Fällen werden neueste Forschungsergebnisse erstmals veröffentlicht, zum Beispiel in Karl Schawelkas Aufsatz zu Künstlerateliers im Kontext ihrer Zeit, der die besonderen Verhältnisse in Weimar darstellt. Volker Wahls gründlich recherchierter Beitrag über das Prellerhaus informiert über die Erbauung 1870/71 bis 1919, Michael Eckardts Dokumentation über die bescheidene Nutzung des Prellerhauses in den Jahren 1926 bis 1996 – so diente es von 1954 an beispielsweise hauptsächlich als Funktionsgebäude der Hochschule für Architektur und Bauwesen. Zudem besticht der Band nicht nur durch eine große Fülle an textlichen Informationen, sondern auch durch seine zahlreiche Abbildungen, darunter hochwertige Fotografien und Zeichnungen sowie veranschaulichende Pläne und Dokumente.

Der vorliegende Sammelband stellt eine große Bereicherung für die Geschichtsschreibung der Stadt Weimar und ihrer künstlerischen Anstalten dar, schließt er doch bedeutende Lücken. Die Vielzahl neuer Erkenntnisse, vor allem aus der Entstehungszeit der Gebäude, lässt zudem auf weitere intensivere Forschungen hoffen, beispielsweise zu den Künstlerateliers in Weimar.

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