Ausstellungsbesprechungen

Hiltrud Hartmann - Von Freude, Eitelkeit und Nöten

Mit den Arbeiten Hiltrud Hartmanns präsentiert die Galerie des Neunkircher Künstlerkreises bis zum 10. Februar 2008 einen von Spannungen geprägten Kunstdialog. Da begegnet dem Ausstellungsbesucher einerseits die schillernde High Society der argentinischen Metropole Buenos Aires und andererseits die in Armut lebende Urbevölkerung der Guarani.

Hiltrud Hartmanns Arbeiten sind geprägt von einer expressiven Farbigkeit und einem schwungvollen, vitalen Pinselduktus, der den Menschen auf ihren Bildern Leben einhaucht, sie dem Betrachter nahe bringt. Die Kontraste der Farben spiegeln dabei die Spannungen, die die argentinische Gesellschaft in sich trägt. So begegnen uns auf den Bildern der Stadt beispielsweise gepflegte Parklandschaften, Cafészenen oder in hellen Tönen gestaltete Flächen, so dass die Figuren vor diesem raumlosen Grund nur noch stärker ins Zentrum rücken. Ähnlich ist es bei Hartmanns Indio-Arbeiten: Allerdings weicht hier die helle, gelöste Farbpalette einem dunklen, gesättigten Grün, das einerseits die Ursprünglichkeit und Naturbezogenheit transportiert, dem andererseits aber ein bedrohlicher Duktus innewohnt.

So blicken wir beispielsweise in der Arbeit »Der rote Rock« in das Gesicht einer jungen Frau und in das eines Kindes, das zu ihrer Linken auf dem Boden kauert. Markant sind die Augen, die den Betrachter fesseln und ihn in das Innere der Menschen blicken lassen. Wohl selten lässt sich die Binsenweisheit, dass das Auge der Spiegel der Seele ist, so treffend auf etwas anwenden, wie bei Hiltrud Hartmanns einfühlsamen Arbeiten.

 

 

Ähnlich dem Maler Paul Gauguin, der den bürgerlichen Zwängen entfloh und in der Südsee seiner Kunst eine neue Wendung gab, indem er sich von der Kunst der Urvölker beeinflussen ließ, oder den Expressionisten Emil Nolde und Max Pechstein, die gleichfalls im Primitiven einen neuen Quell ihrer künstlerischen Inspiration fanden, fühlt sich auch Hiltrud Hartmann von der Ursprünglichkeit der Naturvölker angezogen. Im Grunde steht sie in guter Nachbarschaft zu Gauguin, Nolde und Pechstein – nur eben zeitversetzt.

 

 

Die Distanz zwischen den Siedlungen der Eingeborenen und Buenos Aires beträgt rund 1300 km, aber die Künstlerin zeigt dem Ausstellungsbesucher, dass die Gesellschaft Argentiniens durch einen weit größeren Spalt voneinander getrennt ist. Denn die Metropole zeigt nicht die Armut und Angst vor einer ungewissen Zukunft, sie bringt nicht die Zerrissenheit der Menschen zwischen Tradition und Fortschritt zum Ausdruck. Hier sind elegante, selbstbewusste Frauen, die die Künstlerin überzeichnet darstellt. Wenn also die »grandes dames« von Buenos Aires modisch gekleidet und mit roten Lippen auf der Einkaufsmeile flanieren, dann dominieren Details, die in das Spiel der kraftvollen Arbeiten eingebunden werden. So sticht etwa bei dem Werk »Der Ohrring« jenes modische Accessoire dominant hervor und unterstreicht die Exaltiertheit seiner Trägerin.

Bei der Arbeit »Die rote Bluse« erscheinen modisch gekleidete Frauen beim Einkaufen, wobei gerade der Habitus und das Auftreten von ihrem Selbstbewusstsein zeugen. Die Künstlerin belächelt diese Frauen, da ihr die andere Welt, die von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt ist, wohl bekannt ist. Zumeist sammelt Hiltrud Hartmann für ihre Arbeiten Partikel des realen Lebens und versucht sie in dem »Katalog von der Vielfalt des menschlichen Lebens« [Dr. Hartmann bei seiner Einführung] aufzubewahren, um sie bei Bedarf daraus hervorzuholen und in ihre Arbeiten zu integrieren.

 

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Ein weiteres sehr sprechendes Werk, ist der bereits 1991 entstandene »Parque Palermo«, wo elegant gekleidete, zum Teil wieder überzeichnete Menschen an Tischen sitzen, etwas trinken und sich in gelöster Atmosphäre miteinander unterhalten. Die Kulisse bildet hier kein monotones, bedrohliches Grün, sondern Hartmann spielt mit den unterschiedlichsten Grünnuancen und lässt verschiedene Pflanzen sowie eine reich verzierte Brücke den Hintergrund dominieren.

 

Insgesamt ist mit Hiltrud Hartmanns Ausstellung »Von Freude, Eitelkeit und Nöten. Acrylmalerei und Radierungen« der Galerie des Neunkircher Künstlerkreises eine gelungene Präsentation gelungen, die neben beeindruckenden Motiven vor allem durch die Annäherung der Künstlerin an dieses Sujet überzeugt.





Öffnungszeiten
Samstag 11-15 Uhr

 

 

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