Der satte, grüne Rasen im bekannten Londoner Regent‘s Park wird sicherlich einige Zeit brauchen, um sich von den Strapazen der letzten Woche wieder zu erholen. Denn vom 17. bis 20. Oktober stand hier der Frieze Art Pavillon - ein massives, großes weißes Zelt - entworfen von dem Architektur-Studio Carmody Groarke. Anett Göthe berichtet über die Highlights der Messe.
Nunmehr zum elften Mal fand in London die Frieze Art Fair statt und es schien, als sei sie erwachsener und weniger hektisch geworden. Das mag einerseits an den breiteren Gängen liegen, die die Atmosphäre zwischen den Galerie-Kojen entspannter wirken ließen. Aber vielleicht sorgte auch der Frieze-Ableger »Masters«, der dieses Jahr zum zweiten Mal stattfand und altertümliche Kunst bis hin zur Moderne präsentierte, für mehr Seriosität auf der hippen Messe. Wie auch in den letzten Jahren waren beide Messen wieder gut besucht, trotz des stolzen Eintrittspreises von 50 £ für ein Eintages-Kombi-Ticket für die Frieze und die Frieze Masters. Aber das spielte nicht wirklich eine Rolle auf der Kunstmesse im Regent’s Park, wo sich alljährlich das Who is who der Kunstszene trifft. 152 Galerien zeitgenössischer Kunst aus 30 Ländern, sowie jede Menge Stars und Sternchen aus der Promiwelt haben die Frieze auch in diesem Jahr wieder zu einem der aufregendsten internationalen Highlights der Kunstszene werden lassen.
Am Stand der bekannten und nicht weniger erfolgreichen Gagosian Galerie aus London hatte Jeff Koons seine glänzenden und niedlichen Skulpturen auf einer für die Messe unglaublich großen Ausstellungsfläche gezeigt. Man hätte auch von einer Koons-Spielwiese sprechen können. Da waren eine Katze an einer Wäscheleine hängend, ein Handstand machender, glänzender Hummer, ein von der Decke hängender Autoreifen mit aufgeblasenen Tweety Pies und ein glitzerndes Riesenherz in Geschenkpapier mit pinkfarbener Schleife und dem Titel »Sacred Heart (Blue/Magenta)«, das zu einem Preis von 40 Mio. Dollar zum Verkauf stand. Aufgrund der zahlreichen Security-Männer am Messestand blieben die Besucher in gebührenden Abstand und machten mit ihren Smartphones eifrig verstohlene Fotos.
Etwas weiter, am Stand der Lisson Galerie war die interessante Arbeit »Groovy Spiral« von Dan Graham, der zu den bedeutendsten amerikanischen Konzeptkünstlern gehört, zu erleben. Ein großes begehbares Labyrinth in Spiralform aus Glas lud die Besucher der Messe ein, Teil einer konzeptuell angelegten Kunstwerkes zu sein. Sowohl der Blick von außen auf das Kunstwerk, als auch aus dem Innern war ein Erlebnis. Am anderen Ende des Messe-Pavillons präsentierte uns die Newcomerin Jennifer Rubell – sie ist die Tochter des Sammlerpaares Don und Mera Rubell – ihr ungewöhnliches Selbstporträt, das in Form einer riesige Skulptur einer schwangeren Frau dargestellt, die auf der Seite lag und den Kopf in ihre Hand stützte. Das Ungewöhnliche an der Skulptur war, dass der schwangere Bauch hohl war und die Besucher zum Hineinkriechen animierte. Viele Besucher folgten der Aufforderung und nahmen die Rolle des lebenden Fötus der Riesenskulptur an. Nun ja, jeder wie er’s mag.
In der Nähe des schwangeren Monolithes befanden sich die von Nicola Lees kuratierten Frieze Projects, die in diesem Jahr alle in ein und demselben Bereich des Messe-Pavillons zusammengefasst waren und im Gegensatz zu den restlichen Messe-Präsentationen eher schlicht wirkten, wohl auch durch die Verwendung einfacher Materialien, wie braunes Packpapier, MDF-Platten und Styropor. Besonders schön dabei war jedoch, dass Kinder ermutigt wurden, bei diesen Auftragsarbeiten mitzuarbeiten und ihre Ideen einzubringen. Ebenfalls im Frieze Projects-Bereich hatte der Künstler Angelo Plessas, dessen Arbeiten sich auch um das Internet bewegen, für den Frieze Family Space eine Art Spielplatz mit dem Titel »The Temple of Play« geschaffen, auf dem Kinder und Erwachsene die Möglichkeit hatten, sich kreativ zu betätigen. Viele der Frieze-Projekte bezogen Kinder als aktive Teilnehmer mit ein. So Ken Okiishi, der einen Roboter kreierte, der Farbe auf eine Glaswand schoss. Rivane Neuenschwander zeigte drei enorme Schlachtschiff-Spiele. Gewöhnungsbedürftig hingegen war das Projekt von Lili Reynaud-Dewar, die auf einem Bett saß und aus Werken von Guillaume Dustan und Marguerite Duras laut vorlas, währenddessen aus einer Vertiefung im Bett schwarzes Öl hervorsprudelte. Dieser Projekt-Beitrag war eher etwas beängstigend und schmierig und besser nur aus der Entfernung zu betrachten.
Trotz des großen und vielfältigen Angebots war die Messe durch die Einteilung in spezielle Bereiche sehr übersichtlich. Neben dem Frieze Project-Bereich präsentierte der Spezialbereich »Focus« Galerien, die jünger als zehn Jahre waren. Und der Bereich »Frame« fasste Galerien zusammen, die nur einen Künstler vorstellten.
Mein Fazit: Die Frieze Art Fair war auch in 2013 eine Messe, die die junge und zeitgenössische Kunstszene bestens repräsentiert und ein Besuch, trotz der überteuerten Ticketpreise, alljährlich lohnenswert ist.