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Immer polyfokal – Nachruf auf Werner Hofmann

Seine Ausstellungen zu Künstlern wie Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Francisco de Goya sowie zu zeitgenössischen Künstlern wie Franz Erhard Walther, Joseph Beuys und Georg Baselitz gelten als Meilensteine in der Ausstellungsgeschichte. Werner Hofmann, einer der bedeutendsten deutschen Museumsdirektoren, ist am 13. März 2013 im Alter von 84 Jahren in Hamburg verstorben.

»Die Kunstwelt verliert einen ihrer klügsten Repräsentanten«, sagte die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler über den ehemaligen Leiter der Kunsthalle. Immerhin 20 Jahre lenkte er die Geschicke des Hauses und prägte das Profil des Museums auch international. Seiner Ausstellungsreihe »Kunst um 1800« machte 1974 Furore und holte mit der Auftaktveranstaltung Caspar David Friedrich ins öffentliche Bewusstsein zurück. In den nachfolgenden Schauen wurden die Besucher mit dem gesamten Spektrum der europäischen Epoche der Romantik bekannt gemacht.

Doch auch in seiner Geburtsstadt Wien prägte der Kunsthistoriker die Museumsszene. Nach seiner Assistenzzeit in der Albertina gründete er 1960 das Museum des 20. Jahrhunderts (heute 21er Haus).

Kunst war für Hofmann immer Bedeutungsträger, sei diese intentional vom Künstler angelegt oder dem Werk aus den gesellschaftlichen Verhältnissen zugewachsen. Daher waren seine Ausstellungen auch stets mit Forschungen verknüpft. Dabei verfolgte er im Grunde immer die gleiche These, die er über die Jahre und Künstler hinweg nur neu variierte: Die Moderne begann nicht erst mit Goya, Caspar David Friedrich oder Duchamp. Modern sei alles, was eine »polyfokale Sichtweise« erlaube, schrieb Hofmann in seiner Aufsatzsammlung »Die gespaltene Moderne« (2004).

Im ORF sagte er 2008: »Als Autor und Ausstellungsmacher faszinieren mich Normenverletzungen wie der Manierismus, die Subversion, die in den Trivialkünsten steckt, die den Museumskünsten anhaftende Ambivalenz aus Befreiung und Entmündigung, die Kunstmittel der Verfremdung, das ›entzweite Jahrhundert‹ (die Kunst von 1750 bis 1830) und die Moderne als Schauplatz ›der Gegensätze und Widersprüche‹«.

Vom Phantastischen in der Kunst, der Karikatur, Caspar David Friedrich, Goya, »Turning Points« in der Kunst des 20. Jahrhunderts oder »Marsyas und Apoll« reicht dabei das Spektrum seiner Schriften, die zudem immer interdisziplinär angelegt waren. Einige Veröffentlichungen wurden auch ins Englische übersetzt.

»Der Künstler heilt, indem er bewusst macht« lautet der Titel, den Hofmann dem letzten Kapitel seines 2005 erschienenen Buches »Goya. Vom Himmel durch die Welt zur Hölle« gab. Denn: »Mehr vermag er nicht«. Hinzuzufügen wäre, dass Hofmann mit seinen Veröffentlichungen einen wesentlichen Anteil daran hat, uns bewusst gemacht zu machen, was Künstler uns zeigen wollen. Ein Verdienst, das ihm niemand streitig machen kann. Bernhard Schulz meinte im Tagesspiegel gar, dass sein Tod » eine Lücke [hinterlasse], die zu schließen niemand in Sicht ist.«

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