Als August Renoir einmal in seinem Atelier saß, das er mit Claude Monet und Frédéric Bazille teilte, gingen ihm die Malgründe aus. Also nahm er kurzerhand eine Leinwand mit einem nicht vollendeten Werk eines seiner Kollegen und malte darauf ein Portrait seines Freundes Alfred Sisley und seiner Frau Marie. Es wurde eines seiner berühmtesten Gemälde.
Ob diese Anekdote wahr ist, wissen wir nicht, aber sie ist eine von vielen Geschichten aus dem Arbeitsalltag der Impressionisten, den das Kölner Wallraf-Richartz-Museum in seiner aktuellen Ausstellung anschaulich werden lässt.
130 Exponate haben die Kuratoren zusammengestellt, darunter auch einige Meisterwerke der Protagonisten des Impressionismus, von Cézanne und Manet bis Gauguin und Signac. Vor allem wurden aber Werke ausgewählt, an denen sich Entwicklung und Charakteristika des Stils erklären lassen. Die didaktische Ausstellung, die sich vornehmlich an Laien und jüngere Besucher richtet, zeigt mithilfe einer anregenden Kombination aus Gemälden, Graphiken, Film und Text, woher die Maler ihre Ideen nahmen, wie sie arbeiteten und wie sie ihre Werke präsentierten. Das Konzept dazu wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelt, für das die Restaurierungswerkstatt des WRM die Maltechnik des Impressionismus und des Postimpressionismus analysierte, Manipulationen und Alterungsprozesse sichtbar machte.
# Page Separator #
Auch die neue Auffassung von Licht und Farbe, die für den Bruch mit der akademischen Malweise sorgte, wird in der Ausstellung erklärt. Das physikalische Phänomen Licht verdeutlichen Farbkreisel und Lichtinstallationen, denen Landschaftsbildern gegenübergestellt sind, auf denen farbige Schatten von der Auseinandersetzung mit Lokal- und Erscheinungsfarbe zeugen. Auf die Leinwand kam das Licht erst durch die neuen Materialien, die ebenfalls zu sehen sind: Farbtuben, flächige Pinsel, Spachtel. Malpappen und Feldstaffeleien erleichterten die Freiluftmalerei. Sogar Zigarrenkisten wurden als Malgrund verwendet.
# Page Separator #
Wer jedoch einen anschaulichen, lehrreichen Überblick über Hintergründe und Techniken des Impressionismus erleben möchte, für den hält das Wallraf-Richartz-Museum noch einige Überraschungen bereit.
Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Freitag 10-18 Uhr
Donnerstag 10-22 Uhr
Samstag, Sonntag & Feiertag 11-18 Uhr
Forschungsprojekt
Alle Ergebnisse des zugrunde liegenden Forschungsprojektes »Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus« wurden und werden online publiziert.
Symposium
Neueste Forschungen zur Maltechnik des Impressionismus und Postimpressionismus, 12. bis 14. Juni 2008, Wallraf-Richartz-Museum, Köln