Ausstellungsbesprechungen

Impressionistinnen

Nachdem sich die Impressionistinnen-Schau als Publikumsmagnet erwiesen hat, richtete die Kunsthalle ihren temporären Schirn-Herrinnen ein großes Familienfest ein: Die 184000 Besucher sind fast ein Rekord – nur einmal in der Geschichte des Hauses, 1989, zog Kandinsky mehr Menschen ins Haus (Matisse liegt abgeschlagen auf Platz drei).

Das Highlight des Abschlussfestes am 1. Juni war ein »impressionistisches« Gemeinschaftsgemälde, das die Besucher selbst erschafften: von der Schirn bis zum Römer soll es reichen und ab Ende Juni auch übers Internet einzusehen sein (www.impressionistinnen.de). Bis also Berthe Morisot (1841-1895), Mary Cassatt (1844-1926), Eva Gonzalès (1847-1883) und Marie Bracquemont (1840-1916) zur Ruhe kommen, bedarf es erst noch eines Endspurts.

 

Die Geschichte des Impressionismus wird nun sicher neu geschrieben werden. Kaum eine andere Stilrichtung hatte einen so festen Kern von (männlichen) Künstlernamen, von denen zwei landläufig auch noch in einen Topf geworfen werden: Manet und Monet halten manche für ein und denselben, manch andere grübeln länger, wer nun welcher sei. Daneben stehen noch Degas und Renoir, doch schon die weiteren Stars wie Pissarro oder Signac geraten ab und zu in den Schatten der anderen. Nun kommen nicht nur vier Damen hinzu, sondern in Folge bestimmt auch die vielen, die bisher nur Staffagefiguren oder Zählkandidaten waren. Berthe Morisot (Großnichte Fragonards) etwa war mit dem Bruder Manets, Eugène, verheiratet, Maler auch er, freilich unbekannt und selbst überzeugt, dass seine Frau bedeutender war als er. Auch Bracquemond war mit einem Künstler zusammen, dem Porzellanmaler Félix Bracquemond, der jedoch wenig entzückt war über die Neigungen seiner Frau. Gonzalès lernte bei Manet (seine einzige Schülerin überhaupt), Cassatt liebäugelte mit Degas, musste aber wegen ihrer wachsenden Erblindung das Malen aufgeben – und wurde doch die Wegbereiterin des Impressionismus in den USA. Auch wenn man nun nicht glauben sollte, eine Lawine würde losbrechen, so werden in Zukunft sicher auch die Impressionisten-Ausstellungen ein Stück bunter, noch bunter. Bei genauer Betrachtung finden sich erstaunlich viele Frauen unter den Impressionisten (in den 1880ern arbeiteten um die 3000 Künstlerinnen in Frankreich – natürlich nicht nur auf Manet-Monet-Linie). 

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Mit rund 150 Arbeiten sind die vier neuen Vorzeige-Impressionistinnen vertreten – ihre Themen sind, wie sollte es anders sein, Porträts, Landschaften und Stillleben. Da war es fast vorhersehbar, dass die Schau punkten würde: Impressionismus geht immer, mit der erweiterten Riege kann man nun sogar in dieser vermeintlich allzu bekannten Stilbewegung Neues entdecken. Nebenbei bemerkt: Zu Lebzeiten waren die vier Malerinnen keineswegs unbekannt, sie verkauften sogar Bilder. Manche sahen sogar einst im Impressionismus eine weibliche Kunstströmung. Und warum auch nicht: Hier haben wie eher einen Nachholbedarf. Diesen zu unterstreichen, hat der Verlag Hatje Cantz nicht nur den Katalog herausgebracht, sondern auch eine Erzählungsanthologie mit vier Erzählungen zu den Impressionistinnen Morisot, Cassatt, Gonzalès, Bracquemond, geschrieben von Diane Broeckhoven, Noelle Châtelet, Annette Pehnt und Alissa Walser.

Öffnungszeiten

Dieinstag, Freitag bis Sonntag 10-19 Uhr
Mittwoch und Donnerstag 10-22 Uhr

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