Ausstellungsbesprechungen

Impressionistinnen II

Ende der 1860er Jahre fand sich in Paris ein Gruppe junger Künstler zusammen, die heute als »Impressionisten« jedem bekannt sind. Namen wie Manet, Degas, Monet, Renoir und Pissaro fallen sofort ein. Doch leider ist weniger bekannt, dass diese künstlerische Bewegung auch von bedeutenden Künstlerinnen geprägt und vorangetrieben wurde.

 

 

Paris war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Zentrum der Kunst avanciert. Die Impressionistinnen stehen exemplarisch für die Tatsache, dass in dieser künstlerisch wie gesellschaftspolitisch bewegten Zeit wesentlich mehr Frauen künstlerisch gearbeitet haben als es der allgemeinen Öffentlichkeit heute bekannt ist. So bot diese Zeit auch Malerinnen die Möglichkeit, den Bereich des »Dilettantismus« zu verlassen und durch ernsthafte Auseinandersetzung mit der Malerei künstlerische Anerkennung und Erfolg zu erlangen.

 

 

Die typischen Charakteristika des Impressionismus: Hervorhebung der Lichteffekte, Bevorzugung der Farbe Weiß, offener Pinselstrich und Bild-Sujets wie Alltagsszenen, Gärten, Interieurs, und Familienszenen ließen den Impressionismus per se als »feminin« erscheinen. Diese vier in der Schirn gezeigten Impressionistinnen stehen für viele Künstlerinnen dieser Zeit, die einerseits ein hohes Ansehen bei ihren Künstlerkollegen und Kritikern genossen und andererseits sich jedoch mit gesellschaftlichen Normen und Rollenbildern konfrontiert sahen. So durften Frauen im 19. Jahrhundert sich zwar  künstlerisch betätigen – es war sogar erwünscht, dass sich junge Mädchen vor der Heirat den schönen Künsten zuwandten - doch war diese Betätigung auf einen Zeitvertreib ausgerichtet, der im Dilettantismus verharrte. Der Erwerb künstlerischer Fertigkeiten im gehobenen Bürgertum galt als Vervollkommnung weiblicher Ausbildung und als Rüstzeug  für die spätere Ehe. Ein ernsthaftes Betreiben der künstlerischen Arbeit wurde den Frauen sehr erschwert. So war es Frauen im 19. Jahrhundert nicht gestattet, an der Ecole des Beaux-Arts zu studieren. Die künstlerische Ausbildung lag somit fast ausschließlich in privater Hand – in so genannten »Frauenateliers«.

 

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Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès und Marie Bracquemond fanden auf sehr unterschiedliche Weise einen Weg in den Kunstbetrieb. Sie unterschieden sich deutlich in ihrer Einstellung gegenüber der Kunst und ihrer Position als Frauen. Gemeinsam ist ihnen jedoch die Bearbeitung der Sujets um Interieur- und häusliche Szenen. Zu ihren Themen wurde die Lebenswelt von Frauen verschiedener Klassen: als Mütter, Ehefrauen, Ammen, Haus- und Kindermädchen. Ihre Orte waren die bürgerliche Wohnung, die Veranda und die Gärten.

 

Berthe Morisot, erfolgreich und anerkannt unter ihren Malerkollegen, Schwägerin und Modell von Edouard Manet, wurde von den zeitgenössischen Kritikern sogar als einzig wahre Protagonistin dieses Stils bezeichnet. So schrieb der Kritiker Henry Havard am 2. April 1880 in der Zeitung Le Siècle: »Mademoiselle Morizot [sic!] darf für sich beanspruchen […], diejenige zu sein, die fest die Fahne des Impressionismus hochhält.«

 

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Die Amerikanerin Mary Cassatt entwickelte im Austausch mit Degas ihren unverwechselbaren Stil. Eva Gonzalès hinterließ als einzige Schülerin von Edouard Manet ein qualitätvolles Œuvre, das durch ihren frühen Tod im Umfang sehr beschränkt ist. Marie Bracquemond stellte gemeinsam mit den Impressionisten aus. Jedoch musste sie auf Drängen ihres Mannes Felix Bracquemond, der ebenfalls Künstler war, ihren künstlerischen Weg aufgeben.

Die von der Schirn Kunsthalle konzipierte Schau wird in Europa ausschließlich in Frankfurt gezeigt und wandert im Anschluss in die Fine Arts Museums of San Francicso, USA.

 

 

 

Öffnungszeiten

Dienstag/ Freitag bis Sonntag 10–19 Uhr
Mittwoch/ Donnerstag 10–22 Uhr

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Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet sich diesen in der vergangenen Kunstgeschichte gern vergessenen Künstlerinnen und präsentiert in einer einmaligen Schau insgesamt mehr als 150 Werke von Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès und Marie Bracquemond aus den wichtigsten internationalen Museen und Privatsammlungen.

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