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Inside Amsterdam #4: World Press Photo 2016

Die besten Dokumentarfotografien 2016 wurden gekürt und nun ist es endlich wieder so weit: Die World Press Photo Ausstellung tourt durch die Lande. Bis zum 10. Juli ist sie in Amsterdam an einem ganz besonderen Ort zu sehen: De Nieuwe Kerk ist seit Jahren bekannt für spannende Ausstellungen. Nina Zöpnek ist beeindruckt von der Kombination aus historischen Bauwerk und unbequemer Fotografie.

Inside Amsterdam
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Jährlich werden von der niederländischen Organisation »World Press Photo« die besten, eindrucksvollsten und wahrheitsgetreuesten Dokumentarfotografien der vergangenen zwölf Monate ausgezeichnet. Wahrhaftige Foto-Ikonen waren schon unter den Ausgezeichneten, wie etwa Nick Uts Mädchen, das 1972 vor einem Napalm-Angriff flüchtet, Charlie Coles Student, der 1989 der Niederschlagung der Studentenaufstände auf Pekings Tiananmen Platz trotzt und das diesjährige Foto des Jahres, welches ebenfalls in die Geschichte der Dokumentarfotografie eingehen wird.

Warren Richardson dokumentierte inmitten des Chaos der sogenannten »Flüchtlingskrise«, ausgelöst durch Unruhen in Syrien und Missständen in umliegenden Ländern wie Afghanistan, Iran und Irak, einen Akt der Menschlichkeit: Am 28. August 2015 wird ein Baby an der serbisch-ungarischen Grenze durch den Stacheldrahtzaun gereicht, an einen Flüchtling, der es schon geschafft hat, die Barriere zu überqueren. Inmitten der Nieuwe Kerk im Herzen Amsterdams hängt dieses Foto, welches auf den ersten Blick so düster wirkt und doch eigentlich das hoffnungsvolle Porträt einer gegenwärtigen, komplexen Krise darstellt.

Im Licht der hohen Buntglasfenster, zwischen spätgotischen Säulen werden dem Publikum also die besten Dokumentarfotografien des vergangenen Jahres präsentiert, heuer nicht nur in Form von Fotografien, sondern auch in Kombination mit Kurzfilmen, interaktiven Bildgeschichten und Virtual Reality Brillen, die uns in das Leben einiger Flüchtlinge einführen.

Das Leben und Leiden der Flüchtlinge, nicht nur auf der Balkanroute, sondern auch der schon länger frequentierten mediterranen Fluchtstrecke sind, nicht überraschend, das zentrale Thema der Ausstellung. Vor fast genau einem Jahr war es, dass die Anzahl der Menschen, die ihre Heimat verließen, um Sicherheit und ein besseres Leben in Europa zu finden, drastisch anstieg. Seitdem füllen Ihre Bilder, aber auch Berichte von der politischen Überforderung angesichts dieser Situation seither die Nachrichtenseiten und -sendungen.

Es ist, wenn man es sich recht überlegt, eine ungewöhnliche Kombination, wenn jene Themen in den Gängen eines religiösen Gebäudes hängen. Fotografien, welche in ihrer Mehrheit von allem anderen als Nächstenliebe zeugen: Sie bilden Kriege ab, Folter, Mord, Verweigerung der Anteilnahme, aber auch das Thema Homosexualität, mit deren Anerkennung die christliche Kirche ebenfalls noch ihre Probleme hat. Gleichzeitig zeugt es von Größe, Weltoffenheit und Aufgeschlossenheit, dass Amsterdam jene fotografischen Dokumente in diesem Rahmen zeigt.

So problematisch die Verleihung von Preisen an Dokumentarfotografen auch erscheinen mag – denn wie schon Susan Sontag sagt, wir alle sind Voyeure des Schreckens – ist es eine schöne Geste, die wichtigsten Dokumente aktueller Zeitgeschichte unter einem Dach zu versammeln.

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