Ausstellungsbesprechungen

Jahresausstellung im Kunsthaus Kannen

Nachdem das Kunsthaus Kannen in Münster mit der Ausstellung „Wer sieht was?“ erstmals nach der Bedeutung der Fotografie für Menschen aus psychiatrischen Einrichtungen fragte und sie in einem Kontext mit Bildern von professionellen Fotografen veranschaulichte, bleibt es diesem Medium weiter treu. Zum einen gelang es der Kunsthaus-Leiterin Lisa Inckmann die Fotoschau ins Gaia Museum nach Randers (Dänemark) zu lotsen.

Des weiteren räumte sie in der kürzlich eröffneten Jahresausstellung der Kannen-Künstler auch den drei Farbfotografien von Manuel Benner einen würdigen Platz ein. Insgesamt sind rund 100 Werke zu sehen, die in den 15 Ateliers des Hauses entstanden.

Die thematisch wie auch stilistisch vielfältige Verkaufsausstellung macht aber auch deutlich, dass es die Fotografie als Medium im Bereich Psychiatrie noch schwer hat. Benner ist mit seiner „Sonnentrilogie“ ihr einziger Vertreter. Die etwa 40 anderen Ausstellungsteilnehmer haben sich überwiegend der Malerei und dem Zeichnen verschrieben. Dazu gehört ein alter Bekannter der Outsider Art Deutschlands: Werner Streppel. Der 73-jährige, der während der Monate Mai und Juni im Kunsthaus eine Einzelausstellung hatte, ist mit zwei für ihn typisch streng strukturierten Gemälden und drei winterlich angehauchten Objekten vertreten. Dass er bereits international anerkannt ist, zeigt zum Beispiel die Einladung zur INSITA 2004 nach Bratislava. Auf der 7. Triennale für authentisch naive Kunst, Art Brut und Outsider Art wird Werner Streppel mit vier seiner meist beachteten Objekte dabei sein.

In der Jahresausstellung vom Kunsthaus Kannen machen aber auch neue Gesichter auf sich aufmerksam. Allen voran Karl-Heinz Dohmann und Stefan Meishner. Dohmanns „Huhn“ und „Mensch“ sowie sein „Igel“ und der nicht zu identifizierende braune Koloss von einem Vierbeiner zeugen von Raffinesse in Gestaltung der Figuren einerseits und Gefühl für eine harmonische Komposition andererseits. Während er erd- oder naturfarbene Töne wählte, knallen die Farben bei Meishner nur so hervor. Nicht umsonst hat Lisa Inckmann den menschlichen Oberkörper mit artischockenförmigen Kopf als Motiv für das Ausstellungsplakat auserkoren. Die surreal anmutenden einäugigen Wesen, die an die Zyklonen der griechischen Mythologie erinnern, zogen auch schon ein Kopenhagener Unternehmen in ihren Bann. Die Dänen, die sich die Unterstützung der Art Brut auf ihre Fahnen geschrieben haben, erwarben bereits einige Werke Meishners für ihre Sammlung.

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Unter den Malern und Zeichnern, die über viele Jahre hinweg die Ateliers im Kunsthaus Kannen nutzen und deren individueller Stil dort gefördert wird, heben sich einige qualitativ von anderen deutlich ab. Bemerkenswert die gewohnt ausgewogenen Aquarelle von Gerd Schippel, die Buntstiftzeichnungen eines Walter Vieth und die ausdrucksstarken Porträts von Markus Klepsch. Letzterer steuerte auch vier Schwarz/Weiß-Abzüge zur Ausstellung „Wer sieht was?“ bei. Obwohl es seine ersten Erfahrungen mit dem Medium Fotografie waren, ist doch sicher: Klepsch ist ein Zeichner. Das honorierten auch die Besucher der Jahresschau. Ein Acrylbild von ihm ist beispielsweise schon verkauft - aber noch zu sehen, wie die anderen Werke bis zum 15. Februar 2004.

 

 

 

Öffnungszeiten: Di – So 13 bis 17 Uhr

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