Ausstellungsbesprechungen

Jeff Koons. The Painter & The Sculptor, Schirn und Liebieghaus, Frankfurt am Main, bis 23. September 2012

In zwei parallel stattfindenden Ausstellungen widmen sich die Schirn Kunsthalle Frankfurt und das Liebieghaus dem skulpturalen und malerischen Aspekt des kunterbunten Koonschen Œuvres. Lotus Brinkmann hat es sich angeschaut.

Bei Courbet denke er an Münchens Frauen, äh sorry, an Frankfurts Frauen natürlich, sagte Jeff Koons bei der Pressekonferenz, und er hoffe, bei Koons würden zukünftige Kunstinteressierte an Frankfurts Museen denken. Denn die Doppelausstellung in Schirn und Liebieghaus »Jeff Koons. The Painter & The Sculptor« ist die bisher größte Schau in der Karriere des amerikanischen Künstlers. Und obwohl man mit Koons eher den Plastiker als den Maler assoziiert – von der skandalumwitterten »Made in Heaven«-Serie, in der der Künstler beim Sex mit der Pornodarstellerin Cicciolina zu sehen ist, einmal abgesehen – zeigt sich das Liebighaus gegenüber der klassisch gehängten Schirn als die eigentliche Überraschung.

Letztere präsentiert 45 Bilder verschiedener Serien von den frühen »Luxury & Degredation« über »Made in Heaven«, »Easyfun« und »Easyfun-Ethereal« bis zu zwei Gemälden der neuesten Serie »Antiquity«. Auch wenn Erotik bei den anderen Werken nicht ganz so vordergründig dargestellt ist wie bei »Made in Heaven«, so entsteht doch der Eindruck, dass sämtliche Arbeiten nur um diesen Themenkomplex kreisen. Versatzstückhaft sind immer wiederkehrende Motive zu Collagen zusammengestellt, deren Details hinter dem plakativen Gesamteindruck verschwinden. „Alles so schön bunt hier“, möchte man beim Betreten der Ausstellung ausrufen, so dominant ist der Farbeindruck in der kaum untergliederten Galerie der Schirn – nur »Made in Heaven« wird verschämt in einem Kabinett am Ende der langen Gebäudeflucht und auch im Katalog nur in Ausschnitten ohne pikante Details gezeigt. Und mehr als bunte, glatte Oberfläche erschließt sich auch bei näherer Betrachtung nicht.

Dieser Eindruck setzt sich im Prinzip auch bei den dreidimensionalen Werken im Liebieghaus fort. Doch hier entfaltet der Dialog zwischen Koons Arbeiten und der ständigen Sammlung, die Skulpturen aus rund 5000 Jahren umfasst, einen eigenen Reiz, und die Assoziationen nehmen ihren Lauf. Hier fügt sich Michael Jackson, King of Pop, mit seinem Schimpansen Bubbles goldglänzend in die Mumiendecken ägyptischer Würdenträger. Dort steht eine polychromisierte Hulk-Bronze in Nachbarschaft zu einem grimmig ausschauenden ostasiatischen Kriegsgott und lockt ob der Ähnlichkeit ein Schmunzeln auf die Lippen.

Religiös geprägten Besuchern mag der Humor allerdings vielleicht vergehen bei der Verbindung eines an einer Wäscheleine aufgehängten Kätzchens mit einer Kreuzigung oder verschiedenen Schweineskulpturen aus der Banality-Serie zwischen mittelalterlichen Madonnen und Heiligenskulpturen. Dabei geht es Koons nicht um Provokation, sondern ganz im Gegenteil um die Bestätigung des Betrachters in seiner Wahrnehmung inmitten dieser universell verständlichen Bildwelten der Alltagskultur.

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