Ausstellungsbesprechungen

Juan Muñoz – Rooms of My Mind

Juan Muñoz ist der große Geschichtenerzähler unter den zeitgenössischen Künstlern — unter den Bildhauerkollegen vielleicht sogar der bedeutendste.

Seinsverloren stehen die Figuren in unsrer Gegenwart, und wenn sie plötzlich aus sich herauszulachen beginnen, förmlich aus sich herausplatzen, beschleicht uns ein Gefühl, als wollten wir die Straßenseite wechseln – oder einfach mitlachen. Es ist weniger die Stimmung eines Totentanzes, aber nah dran mag man einer Art

»sit-in for death« beiwohnen. Als Erneuerer der figurativen Plastik in Spanien hat Muñoz über Jahrzehnte eher am Markt der Abstraktion vorbeigearbeitet. Nun ist er präsenter denn je, was auch daran liegt, dass sich sein Schaffen nicht mit der Figuration erschöpft. Betrachtet man die von der Architektur abgeschauten Treppenformationen und Balkonensembles, schwankt man gar bei der Bewertung: Diese Kulissenarchitektur vermittelt einen unglaublich starken Eindruck und überragt die figurative Plastik künstlerisch um Haaresbreite.

Gemeinsam ist allen Arbeiten von Muñoz die Aura des Geheimnisvollen, die uns naturgemäß neugierig macht: Die Frage etwa, warum die Muñoz-Leutchen lachen, verbindet sich mit dem Eindruck, sie könnten über uns lachen. Der spanische Bildhauer versteht sich auf die Fiktion hinter den Köpfen seiner Figuren. Ob diese ihre Köpfe mit asiatischen Gesichtszügen in der Gruppe zusammenstecken und damit jeden Betrachter aus dem Gemeinschaftserlebnis ausschließen, ob sie mit befremdlich kugeligem Unterleib, pendelpuppengleich, an Hauswänden lehnen, ob sie uns — wie bei der letzten Biennale von Venedig — von Sitzbänken herab »anmachen«, alle tragen eine unausgesprochene Geschichte mit sich, die letztlich in der Fantasie des Betrachters entfaltet wird.

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Die Ausstellung präsentiert nicht nur Arbeiten dieses Bildhauers als wichtigen Erneuerer der figurativen Plastik. Auf dem Programm der Muñoz-Schau steht auch das Bühnenstück »Will it Be a Likeness?«, das der Spanier 1996 mit Tom Stromberg entwickelte. Der theatralische Seitenzweig im Werk unterstreicht das Anliegen in Düsseldorf, »Rooms of my mind« zu zeigen, genauso wie die ausdrücklichen »Floor Pieces«, die die Skulptur mit der Bühnenidee verbinden, oder die Treppen- und Balkondetails, die den Menschen sozusagen in Abwesenheit inszenieren. Schließlich verlangen diese motiv- oder erwartungsorientierten Räume geradezu nach dem menschlichen Auftritt.

Der Vita nach verknüpfte Juan Muñoz Kunst, Architektur und Ethnologie miteinander, pflegte Kontakt zu Musikern wie Alberto Iglesias oder Gavin Bryars und arbeitete mit Autoren und Schauspielern zusammen. Allerdings ging es ihm weniger um eine Erweiterung des Kunstbegriffs als um die Einbettung der Plastik in ein Kommunikationssystem. Eine solche gesellschaftsrelevante Dimension macht das Werk hochaktuell – in einer zunehmend sprachlosen Welt.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag 10–18 Uhr
Samstag, Sonn-/Feiertag 11–18 Uhr

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