Ausstellungsbesprechungen

Karl Prantl – Stein und Leben

„Ein Himmelreich für einen Moment der Besinnung“ möchte man angesichts der Wahlen in Österreich ausrufen (die mancher hierzulande vor lauter Wahl in Bayern nur halb zur Kenntnis genommen hat). Finden könnte man sie noch für kurze Zeit in Mainz, wo knapp über ein Dutzend von Karl Prantls »Steinen der Meditation« zu sehen sind.

Der österreichische Bildhauer zählt zu den wichtigsten Künstlern der vergangenen Jahrzehnte, der die Kunst wieder ihren religiösen Urgründen nahe bringt. Ob es bei den tagesaktuellen Wirrnissen hilft, sei dahin gestellt, Prantls Anliegen ist jedoch ausdrücklich, den Betrachter seiner Arbeiten zum Fühlen – das heißt Begreifen im sinnlichen wie im übertragenen Sinn – sowie zum Nachdenken anzuregen. Vor einem halben Jahrhundert begann der 1923 geborene Künstler, Bildhauersymposien durchzuführen, die im günstigsten Fall unter freiem Himmel stattfanden – und finden. Unzählige Bildhauer folgten seiner Idee gemeinsamen Arbeitens (man denke etwa an die fast schon institutionalisierten Symposien von Axel F. Otterbach in Bad Waldsee).

Begonnen hatte Prantl seine Karriere als Maler, wechselte aber früh zur Plastik. In der Konsequenz, mit der er seinen Weg ging, traten Holz und Bronze als Materialien immer mehr in den Hintergrund – übrig blieb der Stein, den er im burgenländischen St. Margarethen brach. Den Begriff Naturstein nahm er wörtlich, und schuf um sein Atelier in Pottsching einen Skulpturengarten, wo er seine Werke im besten Sinne erlebbar machte als sogenannte »Meditationssteine«, die sich als monumentale Denk-Male erschließen, ohne jedoch einer in esoterischen Kreisen oft anzutreffenden Geschwätzigkeit des Zeitgeistes zu erliegen. Kein Wunder, dass seine Arbeiten auch manche Kirche (Lorenz-Kirche, Nürnberg u.a.) und anderen Meditiationsraum (Internationales Zentrum Uno-City, Wien) ziert, und dass er Lyriker(innen) wie Friederike Mayröcker zu poetischen »Illustrationen« anregte. 2006/07 wurde ihm der Sparda-Bank-Preis für besondere Leistungen im öffentlichen Raum verliehen.

Die Stadt Mainz hat in diesem Sommer einen monolithischen Stein von zwei Metern Höhe erworben – mit Hilfe der Sparda-Bank Südwest, die u.a. einen schönen Katalog im Rahmen des Zeitschriftenformats »museale« beigesteuert hat. Sechs Jahre lang, 1985–1991, hat Prantl den blaugrauen Stein bearbeitet und sich ihm mit religiöser Hingabe gewidmet. Stein zu formen, heißt für ihn auch: dem Leben seine Vergänglichkeit aufzuzeigen, gerade anhand des harten Materials. »Auch der Stein wird Erde, es dauert nur etwas länger«, so Prantl. Anlässlich der Enthüllung entstand die Ausstellung mit zwölf weiteren meditativen Werken des Künstlers, die ein Stück weit für Österreichs Kultur hoffen lassen.

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Öffnungszeiten
Dienstag 10–20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 10–17 Uhr
 

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