Ausstellungsbesprechungen

Kölner Mo(nu)mente. Denkmäler aus preußischer Zeit

Die Hohenzollernbrücke ist die erste feste Rheinbrücke, die seit der Römerzeit in Köln errichtet wurde. Mit ihr wurde das Kölner Verkehrsnetz an das preußische Eisenbahnnetz angebunden. Wenn man mit dem Zug nach Köln reist, hat man – wenn man von Osten kommt - das Glück, über den Rhein direkt auf den Dom zu zufahren. Einen kurzen Moment wirkt es so, als ob der Zug, statt im Kölner Hauptbahnhof Station zu machen, in den Domchor einlaufen würde. Die Hohenzollernbrücke, die an dieser Stelle über den Rhein führt, wurde in preußischer Zeit erbaut und 1859 eröffnet, und es ist kein Zufall, dass der Bahnhof unmittelbar neben dem Dom liegt.

Die Bauherrschaft und damit die Gelegenheit, auf die Gestaltung des baulichen Denkmals Einfluss zu nehmen, hatte Kaiser Wilhelm I., der 1858 die Regentschaft für seinen erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. übernommen hatte. Wilhelm erkannte die Möglichkeit, die Verbindung Kölns mit der preußischen Monarchie durch die Wahl des Ortes symbolisch zu beladen, und er nutzte sie: Die Hohenzollernbrücke, die auf einer Achse mit dem Wahrzeichen Kölns liegt, steht exemplarisch für die Bindung des katholischen Köln an das protestantisch geprägte Preußen. Und noch weiter gefasst symbolisiert die Verbindung den Brückenschlag vom Königreich zur Rheinprovinz. Unterstrichen wurde der dynastische Anspruch durch die Aufstellung von Reiterstandbildern, die seit dem Entstehen der Brücke zwischen 1859 und 1867 errichtet wurden. Namentlich sind es die Denkmäler Friedrich Wilhelms IV., geschaffen von Gustav Blaeser (1813 bis 1874), und von Wilhelm I. von Johann Friedrich Drake (1805 bis 1882). Beim späteren Neubau der Brücke kommen die Denkmäler Kaiser Friedrichs und Kaiser Willhelm II. von Louis Touaillon (1862-1919) hinzu. Das Ensemble ist wiederum exemplarisch für den Denkmalkult, den die Preußen mit nach Köln brachten.

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Zusammen mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hat das Kölnische Stadtmuseum derzeit diesem durch die Preußen inspirierten Denkmalkult eine Ausstellung gewidmet. Die Ausstellung im Zeughaus ist einem historisch inspirierten Stadtrundgang nachempfunden: Der Rundgang beginnt am Kürassier-Denkmal in Deutz, führt von dort aus über die Hohenzollernbrücke zuerst in den südlichen Teil der Altstadt und dann über den Kaiser-Wilhelm-Ring in den Bereich der heutigen Altstadt Nord.

 

Ein solcher Rundgang kann auch heute noch unternommen werden. Es sind allerdings nicht mehr alle Denkmäler, die in der Ausstellung vorgestellt werden, vorhanden, da im Krieg einige zerstört wurden. Die vernichteten Denkmäler sind teilweise auf Photographien zu sehen oder als Nachbildung im Kölnischen Stadtmuseum aufgestellt.

Trotz des Verlustes sind sowohl die nationalpatriotischen als auch die lokalpatriotischen Beweggründe, die zur Aufstellung der Denkmäler führten, auszumachen.

 

Denkmäler beziehungsweise das Denkmal-Setzen wurden in Köln zum Ausdruck politischer und künstlerischer Meinungsäußerung. Es bot sich hier die Möglichkeit auf die Gestaltung der Stadt Einfluß zu nehmen und auch an der Zensur vorbei Kritik zu üben. Zahlreiche Denkmalkomitees entstanden, in denen sich zu engagieren sowohl für Kölner Bürger als auch bei der staatlichen Obrigkeit durchaus angesehen war. Häufig wurden nicht nur diejenigen auf einen Sockel gesetzt, denen ein Denkmal gesetzt werden sollte, sondern es gab auch Orden und Titel für die Denkmalsetzer selber. Zudem entstand beim Streben nach einem gemeinsamen Ziel ein Gemeinschaftsgefühl, das sich über politische, soziale oder religiöse Unterschiede hinaus erhob.

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Neben den in Stein oder  Bronze verewigten Nationalhelden und Herrschern sind auch Persönlichkeiten aus der Kölner Stadtgeschichte und der Kirche zu finden. Die Aufstellung der Herrscher-Denkmäler war nicht immer unumstritten. Gegen die Errichtung des Monuments für Wilhelm III. auf dem Heumarkt beispielsweise erhob der Kölner Erzbischof entschieden Einspruch. Stattdessen unterstützte er 1858 die Setzung der Mariensäule nach den Entwürfen des Kölner Baumeisters Vinzenz Statz (1819 bis 1898). Die Befürworter dieses Denkmals bezogen sich darauf, dass die Größe Kölns nicht durch militärische Leistung sondern durch die Kirche und kirchliches Leben - also friedlich - zustande gekommen war. Die mit neogotischen Tabernakeln gestaltete Säule sollte als Symbol für die Unbefleckte Empfängnis Mariä und damit auch auf katholische Glaubensinhalte hinweisen. Da aber die meisten Preußen protestantisch waren, war auch dieses Denkmal umstritten und konnte schließlich nicht, wie vom zuständigen Komitee gewünscht, auf dem zentral gelegenen Alten Markt aufgestellt werden. Man wich dann auf den Platz vor dem damaligen Erzbischöflichen Palais aus, dem heutigen Gereonsdriesch, und stellte das Denkmal in die Obhut des Erzbischofs. Da die Denkmäler üblicherweise aber in die Obhut der Stadt und nicht der des Erzbischofs übergeben wurden, setzte man mit der Mariensäule ein deutliches Zeichen der Abgrenzung.

 

Neben den politischen Motiven griff man auf gesellschaftlich wichtige Persönlichkeiten zurück, die mit ihrem Wirken den Charakter Kölns mitgeprägt haben. Der Bildhauer Wilhelm Albermann (1835 bis 1913) wurde beispielsweise mit den Denkmälern für Johann Heinrich Wallraf und Ferdinand Franz Richartz beauftragt, die im Jahr 1900 enthüllt wurden. Sie erinnern an die zwei bedeutende Bürger, die mit ihrer Kunstsammlung und dem dafür errichteten Museum einen Grundstein für das kulturelle Leben in Köln legten.

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Schließlich gibt es noch Monumente, die sich an Kölner Sagen und Legenden orientieren. So prägt auch heute noch der Heinzelmännchen-Brunnen von dem Bildhauer Edmund Renard (1830 bis 1905) das Bild der Altstadt. Er zeigt eine der bekanntesten Legenden aus Köln: die fleißigen Heinzelmännchen, die nachts heimlich nicht erledigte Arbeiten von Kölner Bürgern fertig stellten, bis sie durch die Neugier der Frau eines Schneiders vertrieben wurden. Die Geschichte ist in unterschiedlichen Szenen auf den Reliefplatten des Brunnens dargestellt, während über allem die Erbsen-streuende Schneidersfrau lauert. Die vom Kölner Verschönerungsverein in Auftrag gegebene und 1900 in Betrieb genommene Brunnenanlage ist - ebenso wie die Figurenprogramme an Häuserfassaden – ein Beispiel für einen lokalpatriotischen Aspekt der Motivwahl.

 

Indem die Kölner ein Bewusstsein für ihre über viele Jahrhunderte dauernde Geschichte und ihre Besonderheiten entwickelten und diesem durch Denkmäler Ausdruck verliehen, setzten sie ein Gegengewicht zu der Auffassung, die Blüte Kölns sei allein durch die Herrschaft der Hohenzollern vorangetrieben worden.

 

Vom Denkmal-Rundgang separat zu betrachten sind - neben der Bismarck-Säule am Oberländer Ufer und dem Kaesen-Denkmal am Volksgarten im Bereich der heutigen Südstadt (Neustadt Süd) - die Grabdenkmäler auf dem Melaten-Friedhof in Braunsfeld. Dieser Stadtteil ist beim Rundgang im Museum nicht mit einbezogen, da der Friedhof vor den damaligen Toren Kölns lag. Auf dem 1810 noch unter Napoleon gegründeten Friedhof sind die frühesten der preußischen Denkmäler zu finden. Es handelte sich zwar ursprünglich um einen Armenfriedhof, aber schnell kristallisierten sich begehrte Lagen heraus. Allem voran galt es als vortrefflich, seine Angehörigen auf der so genannten „Millionenallee“ bestatten zu lassen und ein entsprechend repräsentatives Grabmal zu setzen. Doch es wurde auf dem Friedhof nicht nur Privatpersonen gedacht. Mit welchem Aufwand und Pomp die Enthüllungen der Monumente zum Teil zelebriert wurden, aber auch, wie die Denkmal-Landschaft nach dem Krieg aussah, zeigen historische Photographien in der Ausstellung.

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Wenn die Bekanntheit oder Bedeutung einer Persönlichkeit nicht ausreichte, um die Aufstellung eines Denkmals an einem öffentlichen Platz in der Stadt zu rechtfertigen, konnte dieser Mangel durch ein prestigeträchtiges Monument auf dem Friedhof behoben werden. Der Komponist, Dirigent und Domorganist Franz Weber (1805 bis 1876) wurde zum Beispiel drei Jahre nach seinem Tod vom Männergesangsverein mit einer Büste geehrt. Die Enthüllung des Denkmals lockte Tausende von Kölner Bürgern an. 

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