Tagungen

Konferenz: Die Bestie und/ist der Souverän, am 17. und 18. Oktober 2015 in Stuttgart

Der Eklat um die abgesagte Ausstellung im MACBA Barcelona im Frühjahr dieses Jahres hat zahlreiche Fragen zum Umgang mit Zensur und Einflussnahme von außen auf die Kunst aufgeworfen. Aktuell ist die Ausstellung in Stuttgart zu sehen und nun will man auch genau diese Fragen diskutieren.

Hintergrund
Bei der Premiere der Ausstellung Die Bestie und der Souverän (jetzt: Die Bestie und ist der Souverän) in Barcelona ist es zu einem Eklat gekommen. Kurz vor Eröffnung entschied der damalige Direktor des MACBA, Bartomeu Marí, dass eines der Kunstwerke nicht angemessen für eine Präsentation in diesem Museum sei und forderte dessen Entfernung. Es handelt sich um eine Skulptur der österreichischen Künstlerin Ines Doujak, die Teil eines langjährigen Projektes zu Fragen der (neo)kolonialen Kontexte der Textilproduktion ist. Neben zahlreichen anderen Referenzen, lässt sich die Skulptur, die zuvor auf der Sao-Paulo Biennale zu sehen war, auch als eine Karikatur des spanischen Ex-Königs lesen.

Weder die KuratorInnen, Hans D. Christ, Iris Dressler, Valentín Roma und Paul B. Preciado, noch die KünstlerInnen der Ausstellung waren bereit, diesen Akt der Zensur stillschweigend hinzunehmen. Daraufhin sagte Marí die gesamte Ausstellung am Tag der geplanten Eröffnung (18.3.2015) ab. Nach einer lokalen wie internationalen Protestwelle wurde sie vier Tage später schließlich doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Marí trat zurück. Die beiden Kuratoren des MACBA, Roma und Preciado, wurden fristlos entlassen.

Die Erfahrungen im MACBA haben eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die wir – über diesen konkreten Fall hinaus und entlang der Themenfelder der Ausstellung, die ja unter anderem die modernen Institutionen fokussiert – im Rahmen einer Konferenz am Eröffnungswochenende diskutieren möchten: Wie weit reicht der Einfluss von Politik und Wirtschaft auf das Programm und die Inhalte öffentlicher Kunstinstitutionen in Europa heute? Welche Rolle spielt dabei die zunehmende Kommerzialisierung und Unternehmensstruktur von Museen, Kunsthallen und Kunstvereinen? Muss die Kunst Rücksicht nehmen auf religiöse, sittliche oder patriotische Gefühle? Wie wollen wir als InstitutionsleiterInnen, KuratorInnen und KünstlerInnen in Zukunft arbeiten? Dabei sollen auch die Potenziale widerständiger künstlerischer Praktiken am Beispiel verschiedener Werke der Ausstellung beleuchtet werden.

ReferentInnen: Edit András, Daniel G. Andújar, Hans D. Christ, Ines Doujak, Iris Dressler, Antke Engel, Martin Fritz, Itziar González, Max Jorge Hinderer Cruz, Paul B. Preciado, Valentín Roma, Simon Sheikh und andere.

Programm

Samstag, 17.10.2015

13:00 Uhr
Einführung
Iris Dressler / Hans D. Christ, DirektorInnen des WKV Stuttgart

13:45 Uhr
Performance + Podium
Daniel G. Andújar (Künstler, Barcelona), Itziar González (Architektin und Aktivistin, Barcelona), Valentín Roma und Paul B. Preciado (Co-Kuratoren „Die Bestie und/ist der Souverän“) und andere
About Cultural Politics in Barcelona (Über Kulturpolitiken in Barcelona)

15:00 Uhr
Ines Doujak (Wien, Künstlerin)
The Noise of Silence or ¿Por qué no te callas? Why don't you shut up?

15:45 Uhr
Max Jorge Hinderer Cruz (São Paulo, Autor, Forscher und Kurator)
Art, Ideology, and Structural Censorship (Kunst, Ideologie und strukturelle Zensur)

16:45 Uhr
Simon Sheikh (London / Berlin, Autor, Forscher und Kurator)

17:30 Uhr
Edit András (Budapest, Kunsthistorikerin und Kritikerin)
Revolution On and Off. The Hungarian Patient (Revolution hin und wieder. Der ungarische Patient)

18:30 Uhr
Martin Fritz (Wien, Kurator, Publizist und Berater)
Contracts, Conflicts, Censorship (Verträge, Konflikte, Zensur)

19:15 Uhr
Offenes Podium
Banu Cennetoğlu (Künstlerin, Istanbul), Iris Dressler, Philippine Hoegen (Künstlerin, Amsterdam), Sergio Zevallos (Künstler, Berlin / Madrid) und andere / and others
How Do We Want to Work? (Wie wollen wir arbeiten?)

Sonntag 18.10. 2015

11:00 Uhr
Ausstellungstour mit den KünstlerInnen

12:30 Uhr
Paul B. Preciado (Athen, Theoretiker, Kurator des öffentlichen Veranstaltungsprogramms der Documenta 14)
About the Beast and the Sovereign (Über die Bestie und den Souverän)

13:15 Uhr
Antke Engel (Berlin, Philosophin, Leiterin des Instituts für Queer Theory in Berlin)
The Speech Act [et/est] the Sexual Act (Der Sprechakt [et/est] der sexuelle Akt)

14:30 Uhr
Resümee, Abschlussdiskussion, Sammlung von Statements etc.

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