Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland April/Mai 2014

In diesem Frühjahr haben sich die saarländischen Galerien und Museen mit beeindruckenden Werkpräsentationen wieder einmal sehr gut positioniert. Insofern dürfen sich die Besucher und Besucherinnen der saarländischen Kunst- und Kulturlandschaft auf die ein oder andere Überraschung freuen. Verena Paul hat Ihnen einige Ausstellungshighlights zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Schloss Fellenberg in Merzig zeigt noch bis 21. April 2014 in einer Ausstellung die in der Konkreten Kunst zu verortenden Werke des saarländischen Künstlers Jo Enzweiler. Zu den primär im Jahr 2013 entstandenen Arbeiten zählen unter anderem Karton-Collagen, Gouachen, Zeichnungen, Prägedrucke sowie Plastiken, die sich neben ihrer hohen ästhetischen Qualität, ihrer Vielgestaltigkeit nicht zuletzt durch eine konsequent gestaltete, individuelle Handschrift auszeichnen.

Bis zum 27. April 2014 präsentiert die Städtische Galerie Neunkirchen die Arbeiten der prämierten Preisträger und 20 bestplatzierten Teilnehmer des mit 5.000 Euro dotierten »OPUS Fotografie-Preises 2013«. Rätselhafte faszinierende Dingwelten, melancholische Schwarzweißansichten, konzeptionelle Fotokunst oder anrührende Porträts: Es ist ein beeindruckender fotografischer Facettenreichtum, dem wir in der Städtischen Galerie nachspüren dürfen. Die Qualität der eingereichten Beiträge machte den Mitgliedern der Jury die Entscheidung nicht leicht. »Im UnRuhestand« heißt die Bildserie des Lübecker Designers Arne Wesenberg, der sich mit seiner sensiblen und gesellschaftsrelevanten Dokumentation über Menschen, die bis ins hohe Alter hinein arbeiten, als 1. Preisträger gegen 188 Mitbewerber durchsetzen konnte. Eine Präsentation, die einen Besuch lohnenswert macht!

Mit »Aufbaujahre – Das Saarlandmuseum 1952-1965« richtet die Moderne Galerie des Saarlandmuseums bis 11. Mai 2014 das Augenmerk auf die ersten Jahre einer lebhaften Sammeltätigkeit. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1952, als die Regierung des Saarstaates den Aufbau einer Sammlung Moderner Kunst beschloss, und 1965, dem Jahr, in dem der Bau der Modernen Galerie begonnen wurde. Gerade in der Phase der Neuorientierung des Saarlandmuseums ist dies ein spannender Blick auf die ersten Jahre seiner Sammlung.

Noch bis zum 13. April 2014 dokumentiert das Saarlandmuseum mit seiner Präsentation »2000+ Neu im Saarlandmuseum«, dass eine seiner vornehmsten Aufgaben die des Sammelns ist. Die ausgewählten Neuerwerbungen arrondieren den Kunstbesitz und schlagen Brücken zwischen den einzelnen Schwerpunkten des Bestands. Zahlreiche Ankäufe und Schenkungen der vergangenen Jahre lagern nun in den Depots der Modernen Galerie. In der Phase des Wechsels und Übergangs, in welcher das Saarlandmuseum sich gegenwärtig befindet, bietet sich die Gelegenheit, die markantesten dieser unbekannten Zuwächse des neuen Jahrtausends vorzustellen und damit zugleich einen Ausblick auf das künftig neu zu erlebende Spektrum hochkarätiger Gegenwartskunst im Vierten Pavillon zu geben. Werke verschiedenster Gattungen, Formate und Medien vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart hinein werden sich in den Sammlungsräumen der Modernen Galerie und dem Kinderkunstlabor im Untergeschoss zu spannenden Konstellationen fügen. Eine Ausstellung, auf die Sie sich freuen dürfen!

Mit der Gruppenausstellung »NEON – Vom Leuchten der Kunst« erregt die Stadtgalerie Saarbrücken bis zum 22. Juni 2014 Aufmerksamkeit, rüttelt wach, warnt und setzt mit den ausgestellten Exponaten – im wahrsten Sinne des Wortes – leuchtende Akzente. Aus der Werbung, der Mode und dem Verkehr sind Neonfarben nicht mehr wegzudenken und seit den 1950er Jahren spielen sie auch in der Kunst eine wichtige Rolle. Seit die ersten Künstler mit der Wirkung von Tagesleuchtfarben experimentierten, leuchtet und strahlt es in Museen und Galerien. Und gerade in den letzten Jahren erlebt Neon ein Revival in der jungen Kunst. Mit 36 sehr unterschiedlichen Positionen wird in der Stadtgalerie nun die ganze Vielfalt an künstlerischen Aspekten erfahrbar, die das Thema Neon in sich birgt. Zu den ausstellenden Künstlern zählen: Hartmut Böhm, Greg Bogin, Jeremy Deller, Shannon Finley, Berta Fischer, Sylvie Fleury, Rupprecht Geiger, Rolf Glasmeier, Kuno Gonschior, Katharina Grosse, Sabrina Haunsperg, Gisela Hoffmann, Henriëtte van’t Hoog, Zora Kreuzer, Manfred Kuttner, Roman Lang, Thomas Lenk, Renée Levi, Max Hermann Mahlmann, Gerold Miller, Yudi Noor, Gudrun Piper, Arne Quinze, Karl Reinhartz, Anselm Reyle, Felix Rodewaldt, Thomas Ruff, Roman Schramm, Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, Stefan Strumbel, Lars Teichmann, Luis Tomasello, Timm Ulrichs, Ludwig Wilding und Stefan Wischnewski. Eine spannende Präsentation, auf die Sie sich freuen dürfen!

Bis zum 11. Mai 2014 präsentiert das Saarländische Künstlerhaus in der Galerie die Ausstellung »Gezeiten« mit Fotoarbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Nathalie Grenzhaeuser. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht eine russische Siedlung auf dem arktischen Inselarchipel Spitzbergen sowie Aufnahmen aus der Provinz Guantánamo auf Kuba. Obgleich die Landschaftsräume divergieren, verbindet sie dennoch eine doppelte ›Inselsituation‹: Die Kombination aus geografischem und politischem Inselstatus. Nathalie Grenzhaeuser richtet ihr Augenmerk folglich auf die unterschiedlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten von Landschaftsräumen. Ihre Arbeiten zeigen uns Orte, die sich in einer Übergangssituation und anthropogenen Veränderung befinden. Diese Regionen sind aufgrund ihrer Geschichte und besonderen Topografie aufgeladen und bieten uns Raum zur Entfaltung eigener Vorstellungen.

Parallel dazu wird im Studioblau unter dem Titel »Mirror Brain« das Art-Science Project der in Melbourne lebenden Künstlerin Elisabeth Weissensteiner und der Neurobiologin Dorothea Brückner gezeigt. Dabei nimmt Weissensteiner die Frage nach dem Ort des Denkens und insofern des Bewusstsein wörtlich, sodass aus dem wissenschaftlichen Prozess ein philosophisches Spiel erwächst. Das Studioblau wird für diese Präsentation zum Labor und die Besucher zu Forschern, die in die Gehirnschale in ihren Händen schauen und projizierte Bilder sehen, die sich verändern. Es ist ein fortwährender Suchprozess, was den Reiz dieses Projektes ausmacht.

Im Studio ist die Ausstellung »The vast home« mit der zeitgenössischen surrealistischen Malerei Małgorzata Sztremers zu sehen. Dabei setzt sich die Künstlerin mit dem Unbewussten und der realen Gegenwart auseinander und bearbeitet Themen wie die Undurchdringlichkeit des menschlichen Lebens, das Irrationale und Bewusste zugleich sowie die Bedeutung von Hoffnung. Diese Elemente äußern sich in Szenen aus dem Familienleben und stehen gleichzeitig im Kontext gesellschaftlicher Strukturen. Wer also nach Saarbrücken kommt, dem sei ein Besuch des Saarländischen Künstlerhauses unbedingt empfohlen!

Nicht versäumen möchte ich, Ihnen die »Straße der Skulpturen« zu empfehlen, die ein wunderbares Ausflugsziel darstellt. Sie wurde im Jahr 1971 von dem saarländischen Bildhauer Leo Kornbrust initiiert und führt von Sankt Wendel bis zum Bostalsee. Inzwischen haben fast 60 Skulpturen entlang des circa 25 km langen Teilstücks des Saarland-Rundwanderwegs ihren Platz gefunden. Diese Werke, die mit der Landschaft auf beeindruckende Weise verschmelzen, sind jedoch nicht nur eine Augenweide, sondern auch kleine Mahnmale. Schließlich ist die »Straße der Skulpturen« dem von den Nationalsozialisten ermordeten deutsch-jüdischen Bildhauer und Maler Otto Freundlich gewidmet, der bereits in den 1930er Jahren die Idee zu einer die Völker verbindenden Skulpturenstraße entwickelte.

Bis 15. Juni 2014 können die Besucher in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit »Generation Pop – hear me! feel me! love me« die facettenreiche Welt der Popkultur entdecken. In der Kunst ist Pop die Abkehr von der Abstraktion und der Erfindung der Welt. Pop ist aber auch – und das zeigt die Ausstellung – Beat und Rock and Roll und er ist mitbestimmend in Fernsehen und Film. Spannend ist hierbei das Aufeinanderprallen von schriller Popwelt und Industrieanlage.

»Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seelen derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben«. So schreibt Carlos Ruiz Zafón in »Der Schatten des Windes«. Wie ist es aber mit der Bildenden Kunst? Schlummert diese Erkenntnis nicht gleichermaßen in Bildwerken? Wohnen nicht in jedem Gemälde, jeder Zeichnung, jeder skulpturalen Arbeit oder Plastik ebenso die Seele des Künstlers wie die Seelen der Betrachter? Wenn dem so ist, so wünsche ich Ihnen beim Besuch der saarländischen Ausstellungshäuser viel Freude beim Erleben und Träumen! Ihre Verena Paul

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