Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland April und Mai 2012

»Wandlung ist notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling«. Diesem Motto van Goghs haben sich die saarländischen Galerien und Museen in den aktuellen Kunstpräsentationen verpflichtet. Schließlich lassen sie uns die von frischen, leuchtenden Farben geprägte Jahreszeit auf vielfältige Weise spüren. Unsere Autorin Verena Paul hat Ihnen einige Highlights zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

Vom 7. bis 27. Mai 2012 präsentiert die Galerie Kulturzentrum Saalbau in Homburg Werke des 1927 in Wattweiler (bei Zweibrücken) geborenen Künstlers Erwin Steitz, dem 1949 mit seinen Holzschnitten zu Hamlet der künstlerische Durchbruch gelang. Bis 1962 bevorzugte Steitz die Technik des Holzschnitts und erst danach kamen Siebdruck, Lithografie, Radierung sowie die schnell zu Papier gebrachten Zeichnungen hinzu, die elementare Spuren der Psyche freilegen. Ab 1990 rücken dann die spontanen Pinselzeichnungen ins Zentrum des Schaffens von Steitz. Eine Ausstellung, auf die man gespannt sein darf!

Die galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker zeigt bis zum 27. April 2012 in der spannenden Parallelausstellung »Von Helden und Memmen« die Werke von Thomas Rissler, Winfried Koczy und Till Ansgar Baumhauer.

Bis zum 13. Mai 2012 präsentiert die Städtische Galerie Neunkirchen mit »Bewegt. Grafik. Zeichnung. Raum« Zeichnungen und druckgrafische Arbeiten Katharina Fischborns. Die bei Bad Kreuznach lebende Künstlerin verbindet in ihrer Arbeit traditionelle grafische Techniken mit innovativen Raumkonzepten. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit erobern ihre Werke den Raum – in der Druckgrafik eine absolute Ausnahmeerscheinung. Die Arbeit mit der dritten Dimension stellt in der von Fischborn entwickelten Form eine innovative Auseinandersetzung mit dem Medium dar, mit der sie eine singuläre Position einnimmt. Aus Hochdruck-Unikaten auf feinstem Japan- und Chinapapier, die sie mit dem Skalpell »zeichnerisch« bearbeitet, so dass plastische Streifen und vielfach durchbrochene Flächen entstehen, schafft Fischborn lichtdurchlässige Papiergebilde und raumgreifende Installationen von fragiler Schönheit. Im Zusammenspiel der Papierarbeiten mit Licht und Architektur entstehen auf drei Etagen der Galerie offene Farb-Räume: Vorherrschendes Rot im Parterre und Dachgeschoss umschließt Grau und strahlendes Grün in der Mitte des Hauses. Eine Präsentation, die Sie bei Ihrem Saarlandbesuch unbedingt einplanen sollten!

Noch bis zum 15. April 2012 zeigt das Saarlandmuseum in Saarbrücken mit »Sterben für die Unsterblichkeit« Radierungen, Lithografien und eine eigenhändige Zeichnung des belgischen Künstlers James Ensor, insgesamt 52 Meisterwerke. Seine radikale Modernität artikuliert sich in der Wahl der Themen, die auch heute noch verwundern und schockieren können. Seine Bilder maskierter Menschenmassen, die sich dem Betrachter entgegen drängen, sind angefüllt mit ebenso kritischen wie spöttischen Kommentaren zu seiner sozialen und kulturellen Umgebung.

Bis 20. Juni 2012 ist der Berufsverband Handwerk Kunst Design Saar e.V. mit der Ausstellung »Tandem« zu Gast in der Galerie des Saarländischen Künstlerhauses. Die 21 Mitglieder des Verbandes haben das Thema des Tandems frei interpretiert. Dabei sind etwa durch Zusammenschluss zweier Künstler Gemeinschaftsarbeiten entstanden, andere wiederum haben alleine gewirkt, die Idee des Doppelpacks aufgegriffen und in Gestalt zweiteiliger Objekte umgesetzt. So facettenreich wie die Interpretationen des Themas, so vielfältig sind die Arbeiten aufgrund ihrer Materialien selbst: Objekte aus Keramik, Holz, Papier und Recycling, textile Wandarbeiten, Schmuck und Fotografie sind in den Räumen der Galerie versammelt.

Das Studio des Saarländischen Künstlerhauses präsentiert parallel dazu die Werke der 1978 in Freiburg im Breisgau geborenen Illustratorin Barbara Steinitz. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Friedrich Bödecker-Kreises Saarland werden Originalillustrationen aus den beiden zuletzt erschienen Büchern »Schnurzpiepegal«, zu dem Barbara Steinitz auch den Text verfasst hat, sowie aus »Rosie und der Urgroßvater« gezeigt. Die ausgestellten Werke demonstrieren zwei sehr unterschiedliche Techniken, mit denen die Illustratorin arbeitet. Während sie für »Schnurzpiepegal« eine mit Tusche kolorierte Collagetechnik wählte, lassen die Illustrationen zu »Rosie und der Urgroßvater« eine besondere Schattenbild-Technik erkennen, welche die Künstlerin in den letzten Jahren entwickelt hat. So montiert sie von Hand geschnittene Silhouetten aus Papier hinter Transparentpapier und beleuchtet diese von hinten mit verschiedenen Lichtquellen. Dadurch entstehen Schattenbilder in verschiedenen Schärfen und Unschärfen. Den flüchtigen Moment, in dem Licht und Silhouetten zusammenwirken, hält Steinitz mit einer später im Buch erscheinenden Fotografie fest.

Im Studioblau des Saarländischen Künstlerhauses ist schließlich – ebenfalls bis zum 20. Juni 2012 – das partizipative Videoprojekt »Wandernder Ort« von Elvira Hufschmid zu sehen. Die teilnehmenden Akteure drehten nacheinander Sequenzen über eine eigene Geschichte, wobei sie sich dabei jeweils durch die Vorgängerarbeit inspirieren lassen. Der Übersetzungsvorgang von einer Sequenz zur nächsten ist das zentrale Moment dieses künstlerischen Prozesses. Das Videoprojekt begann 2009 mit der Frage, welche Bilder Bewohner des Münsterlandes mit ‚ihrem‘ Ort verbinden? Sind es wirklich Pferde, Kirchen, Wasserburgen und Landwirtschaft? Die Teilnehmer drehten mittels einer kleinen Digitalkamera einminütige Videosequenzen und reichten sie dann untereinander weiter. Dabei war ihnen immer nur die jeweils vorangehend gefilmte Sequenz bekannt. Davon und den darüber angestellten Vermutungen ausgehend, fertigten die Teilnehmer wiederum ihr Bild von ‚ihrem‘ Ort an. So entspann sich nach dem Vorbild des Spiels ‚Stille Post‘ eine Erzählung über das Münsterland, die mit ihren vielen untereinander verwobenen Einzelblicken zu einem ganz besonderen Bild von dieser Region wurde. Das Projekt fand 2011 nach dem gleichen Prinzip seine Fortsetzung, die ebenfalls im Studioblau zu sehen ist: zehn Bewohner des Münsterlandes waren aufgefordert, nun selbst als Darsteller vor der Kamera zu agieren. Drei Ausstellungen, die eines Besuches absolut lohnen!

Da der Frühling nun endlich Einzug gehalten hat, können sich Saarlandbesucher bei der Entdeckung der »Straße der Skulpturen« sowohl auf eine aufblühende Natur als auch auf die wunderschönen skulpturalen Arbeiten freuen. Die »Straße der Skulpturen« wurde im Jahr 1971 von dem saarländischen Bildhauer Leo Kornbrust initiiert und führt von Sankt Wendel bis zum Bostalsee. Inzwischen haben fast 60 Skulpturen entlang des circa 25 km langen Teilstücks des Saarland-Rundwanderwegs ihren Platz gefunden. Diese Werke, die mit der Landschaft auf beeindruckende Weise verschmelzen, sind jedoch nicht nur eine Augenweide, sondern auch kleine Mahnmale. Schließlich ist die »Straße der Skulpturen« dem von den Nationalsozialisten ermordeten deutsch-jüdischen Bildhauer und Maler Otto Freundlich gewidmet, der bereits in den 1930er Jahren die Idee zu einer die Völker verbindenden Skulpturenstraße entwickelte. Bei schönem Wetter ist die »Straße der Skulpturen« ein wunderbares Ausflugsziel für Groß und Klein!

Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte hat die Ausstellung »Asterix & Die Kelten« bis zum 15. August 2012 verlängert und so können sich die Besucher weiterhin auf 128 Zeichnungen und Szenarien der Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo freuen. In der Gebläsehalle erwacht der Mythos um das kleine gallische Dorf mit seinen unbeugsamen Bewohnern zu neuem Leben. Für die Besucher, die dieses ‚Dorf‘ betreten, entwickelt sich eine fesselnde Entdeckungsreise durch die Geschichte von Kelten und Römern. Zum einen spiegeln Zeichnungen und Szenarien das Alltagsleben des gallischen Dorfes wieder, zum anderen treten Exponate der gallo-römischen Epoche und der Zeit des Gallischen Krieges in einen faszinierenden Dialog mit diesen dörflichen Szenen. Nicht zuletzt geben Bilder mit Persönlichkeiten und Szenen aus dem Asterix-Comic, die berühmte Werke der bildenden Kunst zitieren, Computerspiele und Souvenirs der Kultfiguren Einblick in den Asterix-Mythos unserer Tage.

Wie kein anderes bildkünstlerisches Medium ist die Fotografie essentieller Teil der Industriekultur und so wird mit »Behind the Future« – zu sehen vom 1. April 2012 bis zum 1. November 2012 – eine Reihe bedeutender Fotoausstellungen in der Völklinger Hütte fortgesetzt. In seinem 30 Arbeiten umfassenden Werkzyklus »Behind the Future« entwirft Nicolas Dhervillers eine Sicht auf das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die ein wichtiges Statement der Neuen Fotografie des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts darstellt. Dhervillers spürte verborgene, in Vergessenheit geratene Orte der Völklinger Hütte auf und rückte sie in den Fokus seiner Kamera. Die dargestellten Areale und Räume wandeln auf den Spuren der Vergangenheit und sind zugleich Zukunftsvisionen. Insofern erscheint die Völklinger Hütte einerseits als Ort, an dem die Zeit still steht und andererseits sieht sich der Betrachter einer surrealen, fremden Wirklichkeit gegenüber. Eine Ausstellung, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten!

»In jedem Winter steckt ein zitternder Frühling und hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen«, schrieb der libanesisch-amerikanische Maler, Philosoph und Dichter Khalil Gibran. Hoffnung und Zuversicht prägen diese Zeilen, die den Frühling als Quell neuer Energien besingen. Und so wünsche ich Ihnen bei den Streifzügen durch die vom Frühling kraftvoll aufgeladene Kunst- und Kulturlandschaft des Saarlandes viel Vergnügen! Ihre Verena Paul

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