Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland Dezember 2012 und Januar 2013

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, aber die saarländischen Museen und Galerien haben für ihre Besucher und Besucherinnen noch einmal ganz tief in die Kunstschatzkiste gegriffen. Verena Paul hat Ihnen einige Ausstellungshighlights zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

Die Produzentengalerie Köcher in Bexbach präsentiert vom 8. Dezember 2012 bis 23. Februar 2013 in ihrer Jahresausstellung die Arbeiten von fünf international erfolgreichen Künstlern. Neben dem Hausherrn Peter Köcher sind dies Brunhilde Gierend, Schmal, Herbert Hofer und Gerhard Fassel. Während Köcher sein großangelegtes, gesellschaftskritisches Installationsprojekt »Kunstbevölkerung« weiterentwickelt und sich in seinen aktuellen Bildobjekten der dritten Dimension annähert, rückt Gierend Farb-, Form- und Materialexperimente ins Zentrum ihrer Malerei. In den Arbeiten des in Frankreich lebenden Schmal steht das Thema des ›Verletzens‹ respektive ›Verletztwerdens‹ im Fokus. Groteske, monströse sowie märchenhafte Gestalten und Tiere, die von Blumen, Wortfetzen, Zahlenkombinationen oder Schachbrettmustern umgeben sind, entblößen die Abgründe der menschlichen Seele in einer beeindruckenden Radikalität. Entschleunigend wirken demgegenüber die Arbeiten Hofers, denn der österreichische Künstler erkundet in seinen monochromen Wandobjekten aus Aluminium Raum, Zeit, Form und Licht. Vergleichbar einem zerknüllten Blatt Papier, das in der Zeit eingefroren wurde, formulieren jene Werke Raum und erobern ihn in ihrer kühnen Farbigkeit. Fassel vollzieht in seiner Malerei Bewegungsabläufe nach. Inspiriert von Köchers lebensgroßen, partiell verstümmelten Figuren der »Kunstbevölkerung«, dynamisiert Fassel die Gestalten in seiner Werkreihe, vollzieht ihre Bewegungsabläufe mit Strichbündelungen nach und löst sie nach und nach in den sie umgebenden markanten Farbfeldern aus kräftigen Erdtönen und Silber auf. Obgleich die Sujets, Techniken und künstlerischen Zielsetzungen der fünf Künstler stark divergieren, konzentriert sich die Ausstellung auf die zahlreichen Schnittmengen, die belegen, wie ›dialogfähig‹ Kunst sein kann – sein soll. Eine Ausstellung, die Sie bei Ihrem Saarlandbesuch unbedingt einplanen sollten!

Die galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker formuliert in ihrer aktuellen Parallelausstellung die Forderung nach »Mehr Licht!«. Dieser Forderung sind Tanja Labs, Christian Peter, Markus Koeck und Tanja Theinkom gefolgt und zeigen bis 4. Januar 2013 ihre Arbeiten in den atmosphärisch aufgeladenen Galerieräumen. Eine sehenswerte Präsentation!

Bis 20. Januar 2013 sind im Museum Schloss Fellenberg in Merzig Werke des Trierer Künstlers Jakob Schwarzkopf zu sehen. Schwarzkopf ist einer der wichtigen Vertreter der Glasmalerei-Kunst des 20. Jahrhunderts. Sein Werk zeugt von einer beeindruckenden Variationsbreite an Themen und Techniken: Glasfenster in Antikglas, gefüllt mit kleinteiligen figürlichen Formen und in leuchtender Farbigkeit, dynamische Farbstrukturen in Glasbeton oder großformatige Glasobjekte. In der Merziger Ausstellung dürfen Sie sich neben den Glasmalereien zudem auf die mit Verve zu Papier gebrachten Zeichnungen Schwarzkopfs freuen.

Bis 30. Dezember 2012 zeigt die Städtische Galerie Neunkirchen mit »Galoppierende Träume. Porträts 1996-2008« die Arbeiten der Berliner Malerin Cornelia Schleime. »Ich suche in meiner Malerei die Irritation und den Bruch« so die Künstlerin, »ich versuche im Bild, das Schöne zu demontieren und Radikalität hineinzubringen.« Es sind primär Frauen und Kinder, die sie malt. Diese rätselhaften Porträts entfernen sich jedoch weit von traditionellen Bildnisvorstellungen. Die in den Raum drängenden und zugleich unnahbar wirkenden Figuren rufen oft mediale Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart auf und changieren zwischen Schönheit, Stärke und Verletzbarkeit. Eine tolle Ausstellung, die ich uneingeschränkt empfehlen möchte!

Vom 6. Dezember 2012 bis 13. Januar 2013 präsentiert die Galerie des Saarländischen Künstlerhauses in Saarbrücken mit »Terraforming« die Arbeiten des 1969 in Orsoy geborenen Künstlers Klaus Geigle. Im Zentrum stehen triste, zwischen Stadt und Land angesiedelte Räume, deren einzige Bewohner Hasen und Kaninchen sind. Dabei sind auch diese »entweder schon tot, weil überfahren, oder aber sie verharren in Stellungen, die so klischeebeladen anmuten, daß man die Tiere für ausgestopft halten muß, ein Faktum, das sich auch darin manifestiert, daß der Maler zunehmend in der Tat präparierte Hamster, Dachse und Bussarde ins Bild setzt, veritable ,Nature morte‘ also«, wie Timm Ulrichs erklärt.

Im Studioblau des Saarländischen Künstlerhauses werden parallel dazu das digitale Flugspiel »Avian Flight Simulator« des 1980 in Istanbul geborenen Medienkünstlers Mert Akbal gezeigt. Mit seiner Installation simuliert Akbal eine, wie er selbst sagt, »bestimmte Art von Flugträumen, in denen der Träumende sich mittels Flügeln fortbewegt. Der Spieler steuert den Flug durch seine Körperbewegungen. Er schwingt seine Arme, um die Flügel auf dem Bildschirm zu steuern. Die Bewegungen des Körpers werden durch eine Kamera verfolgt, mit Hilfe von Unity-GameEngine verarbeitet und so auf das Video übertragen.«

Neben dieser BBK-Ausstellung können sich die BesucherInnen im Studio des Saarländischen Künstlerhauses auf den im Zweijahresrhythmus stattfindenden BBK-Kunstmarkt freuen. Malerei, Grafik, Objekte, Skulpturen von rund 50 Künstlerinnen und Künstler werden hier angeboten, wobei sich der Preis der Exponate zwischen 10 und 200 Euro bewegt – vielleicht ein schönes Weihnachtsgeschenk?

Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums wartet mit zwei Ausstellungen auf. Bis 7. April 2013 können Sie sich saarländische Kunst der 50er Jahre in der Ausstellung »Saarland – Kunst der 50er Jahre« ansehen und vom 16. Dezember 2012 bis 20. Mai 2013 werden mit »Eberhard Bosslet – Dingsda« Werke dieses international erfolgreichen Künstlers präsentiert.

Am Saarbrücker Schlossplatz präsentiert das Saarlandmuseum bis 31. Dezember 2013 die Lichtinstallation »Gelb Rot Blau« des Künstlers Michael Seyl. Mit dieser Arbeit lotet der Künstler das Phänomen des farbigen Lichts aus, wie es im Innern der Saarbrücker Schlosskirche mit ihren prägnanten Meistermann-Fenstern zu erleben ist. Durch die Illuminationen der Fassaden des Museumsgebäudes am Schlossplatz ermöglicht Seyl einen neuen Blick auf das vermeintlich altgewohnten Gebäude. Ist der Zyklus der Glasfenster gemeinhin – im Innenraum – in seiner Gesamtheit erlebbar, so rückt die Lichtinstallation das einzelne Kunstwerk in der nächtlichen Außenansicht in den Blickpunkt des Betrachters.

Bis 3. Februar 2013 präsentiert das Museum Haus Ludwig in Saarlouis die Ausstellung »MAGNUM am Set«, in der MAGNUM Fotografen der Filmwelt begegnen. Rund 7000 Fotografien von Filmsets und Star-Portraits, darunter zum Beispiel Charlie Chaplin, Romy Schneider, Elizabeth Taylor, John Wayne, Dustin Hoffmann oder Marilyn Monroe, sind zwischen 1947 und den 1990er Jahren entstanden. Im Museum Haus Ludwig werden mehr als 100 Set-Fotos der Magnum-Fotografen von Eve Arnold über Henri Cartier-Bresson bis hin zu Elliott Erwitt und Inge Morath zu sehen sein. Den Besuchern werden spannende Fotos zu Dreharbeiten bei Filmen wie »Rampenlicht« (1952), »Das verflixte 7. Jahr« (1955), »Denn sie wissen nicht, was sie tun« (1955), »Moby Dick« (1956) »Planet der Affen« (1968) oder »Tod eines Handlungsreisenden« (1985) geboten.

Mit »Allen Jones – Off the Wall. Pop Art 1957-2009« setzt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte seine Ausstellungsreihe zur Pop Art fort. Bis 16. Juni 2013 können Besucher den Weg von der (Lein-)Wand in den Raum beobachten – Off the Wall: vom zweidimensionalen Gemälde zur dritten Dimension in der Kunst, der Skulptur, dem Objekt. Es ist die leitmotivische Orientierung in den Arbeiten des britischen Künstlers Allen Jones, wobei im Titel zugleich die Abwendung von traditionell in der Kunst verwendeten Materialien und Formaten mitschwingt. Eine Ausstellung, deren Besuch sich lohnt.

Das Deutsche Zeitungsmuseum Wadgassen zeigt vom 10. November 2012 bis 24. März 2013 die Sonderausstellung „News“. In einer abwechslungsreichen Präsentation werden grundlegende Fragen zum Thema Nachrichten beantwortet: Mit welchen technischen Hilfsmitteln wurden und werden etwa Nachrichten übermittelt? Wie und warum werden Nachrichten manipuliert? Wer sind die Macher des Nachrichtengeschäfts? Wie haben Radio und Fernsehen über epochale Ereignisse wie zum Beispiel die Fußball-WM 1954 oder die Mondlandung 1969 berichtet? Doch es geht nicht nur um die verschiedenen Formen der Nachrichtenübermittlung, sondern auch um berühmte Reporterpersönlichkeiten. Darüber hinaus werden wertvolle Originalzeitungen, die über weltbewegende Ereignisse berichteten, zu sehen sein.

Die Beschäftigung mit Kunst, kann – neben dem puren Genießen – eine sehr bereichernde Erfahrung sein. Goethe sieht in der Kunst gar »eine Vermittlerin des Unaussprechlichen« und es sei, fährt er fort, »eine Torheit, sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen.« Doch, so seine Ergänzung, »indem wir uns darin bemühen, findet sich für den Verstand so mancher Gewinn, der dem ausübenden Vermögen auch wieder zugute kommt.« In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ›gewinnbringende‹ Ausstellungsbesuche, eine besinnliche Adventszeit und einen guten Start in das Neue Kunstjahr! Ihre Verena Paul

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