Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland Februar/März 2014

Draußen ist alles noch grau und trist. Selten gelingt es Sonnenstrahlen sich durch dicke Wolkenschichten zu kämpfen und von Farbtupfern des Frühlings können wir ohnehin nur träumen. Insofern dürfen sich die Besucher und Besucherinnen der saarländischen Galerien und Museen im Februar und März umso mehr auf farbenprächtige, vielgestaltige, überraschungsreiche Ausstellungen freuen. Verena Paul hat Ihnen einige Ausstellungshighlights zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

Mit der Ausstellung »Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten« sind bis 28. Februar 2014 in der galerie m beck (Schwarzenacker/Homburg) die Arbeiten von Reinhard Roy, Till Heim und Hermann Heintschel zu sehen. Die Präsentation umfasst mit den Werken von Reinhard Roy die zeitgenössische konkrete Kunst und mit den Arbeiten von Till Heim die aktuellen Tendenzen der europäischen Streetart. Während Roy den Punkt/Kreis und dessen Anordnung zum Raster als sein Alleinstellungsmerkmal definiert, fungiert der Kreis/Punkt bei Heim als reines Mittel zur Flächenfüllung. Mit Sprühfarbe und Lacken entwickelt Heim seine Motive auf der ihn umgebenden Architektur respektive auf Fundstücken aus Holz oder Metall. Dabei arbeitet der Künstler vorwiegend mit der Geometrie sowie der Fläche und verzichtet auf figürliche Elemente oder Texte. Mit den frühen Druckgrafiken und Einzelwerken von Hermann Heintschel schließt sich in der Ausstellung der Kreis.

Schloss Fellenberg in Merzig zeigt ab dem 23. Februar 2014 in einer Ausstellung Werke des saarländischen Künstlers Jo Enzweiler, die in der Konkreten Kunst zu verorten sind.

Bis 23. März 2014 präsentiert die Städtische Galerie Neunkirchen in der Ausstellung »Justine Otto – today is tomorrow’s yesterday« aktuelle Leinwandarbeiten der in Hamburg lebenden polnisch-deutschen Künstlerin, die zu den wichtigen Vertreterinnen der zeitgenössischen figurativen Malerei zählt. Während junge Frauen und Mädchen die Hauptrolle in Justine Ottos Bilduniversum spielen, treten Männer zumeist als Pappkameraden oder Staffage in Erscheinung. Kühne architektonische Kompositionen, in denen die Welt aus den Fugen geraten ist, dienen den weiblichen Protagonistinnen ebenso als Bühne wie ein Wald voller dunkler Geheimnisse oder eine unverkennbar (national-)sozialistisch geprägte Vergangenheit. In dieser Werkschau geht es um Geschichte und Begehren, Schuld und Unschuld sowie Rollenbilder, die seziert werden. Und nicht zuletzt werden hier die immer wiederkehrenden, existentiellen Fragen des Lebens gestellt, die gestern, heute und morgen unser Denken und Handeln bestimmen. Diese Ausstellung ist ein echtes Highlight!

Mit »Aufbaujahre – Das Saarlandmuseum 1952-1965« richtet die Moderne Galerie des Saarlandmuseums das Augenmerk auf die ersten Jahre einer lebhaften Sammeltätigkeit. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1952, als die Regierung des Saarstaates den Aufbau einer Sammlung Moderner Kunst beschloss, und 1965, dem Jahr, in dem der Bau der Modernen Galerie begonnen wurde. Gerade in der Phase der Neuorientierung des Saarlandmuseums ist dies ein spannender Blick auf die ersten Jahre seiner Sammlung. Ein Besuch ist lohnend!

Bis 31. März 2014 dokumentiert das Saarlandmuseum mit seiner Präsentation »2000+ Neu im Saarlandmuseum«, dass eine seiner vornehmsten Aufgaben die des Sammelns ist. Die ausgewählten Neuerwerbungen arrondieren den Kunstbesitz und schlagen Brücken zwischen den einzelnen Schwerpunkten des Bestands. Zahlreiche Ankäufe und Schenkungen der vergangenen Jahre lagern dabei in den Depots der Modernen Galerie. In der Phase des Wechsels und Übergangs, in welcher das Saarlandmuseum sich gegenwärtig befindet, bietet sich die Gelegenheit, die markantesten dieser unbekannten Zuwächse des neuen Jahrtausends vorzustellen und damit zugleich einen Ausblick auf das künftig neu zu erlebende Spektrum hochkarätiger Gegenwartskunst im Vierten Pavillon zu geben. Werke verschiedenster Gattungen, Formate und Medien vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart hinein werden sich in den Sammlungsräumen der Modernen Galerie und dem Kinderkunstlabor im Untergeschoss zu spannenden Konstellationen fügen. Eine Ausstellung, auf die Sie sich freuen dürfen!

Mit »Albert Weisgerber – Märchen der Brüder Grimm« stellt die Alte Sammlung des Saarlandmuseums bis 16. März 2014 die Illustrationen des 1878 in St. Ingbert geborenen und 1915 bei Fromelles in Flandern gefallenen Albert Weisgerbers ins Zentrum. Nahezu vollständig sind die Originalblätter zu einer Buchausgabe der Grimms Märchen in der grafischen Sammlung des Saarlandmuseums erhalten. Die Ausstellung fördert mit dem Märchen-Konvolut einen langgehegten Schatz zutage und ermöglicht spannende Einblicke in den Weisgerberschen Jugendstil um 1900. Sehenswert!

Mit »Alles wieder zurück« präsentiert die Stadtgalerie Saarbrücken bis 23. März 2014 die Arbeiten der 1975 in Bozen geborenen Künstlerin Gabriela Oberkoflers. Hier bestimmen Tiere die Bildwelt: Vögel, Insekten, Kühe, Frösche, Füchse und Pferde – Tiere, denen oft erst im verletzten oder toten Zustand Aufmerksamkeit zuteil wird. Und so stehen wir ästhetischen Bildern mit radikalem Inhalt gegenüber. Denn Oberkoflers Zeichnungen und Installationen hauchen den Tieren gleichsam wieder Leben ein. Sie gehören zur Erinnerungsarbeit der Künstlerin, die sich in ihrem Werk kontinuierlich mit Natur und Kulturräumen respektive deren Zerstörung und Verlust auseinandersetzt, um die Frage nach Identität und Zwanghaftigkeit immer wieder neu zu stellen. Parallel dazu wird eine Auswahl der Werkreihe »Music for Animals« des Leipziger Künstlers Marek Brandt gezeigt. Er spielt Musik für Tiere: Musik für Rinder, Fische, Ameisen, Affen, Wölfe aber auch für Milben und Krähen. Zwei spannende Werkschauen, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten!

Bis zum 16. März 2014 zeigt das Saarländische Künstlerhaus in der Galerie die Ausstellung »Let me paint your home please« mit Malerei von Francis Berrar. Parallel dazu wird im Studioblau unter dem Titel »ohne Titel mit Andy« Max Kosorics Neuinterpretation von Andy Warhols kinetischer Rauminstallation aus dem Jahr 1966 gezeigt. Und im Studio ist die Ausstellung »Wird es eine Erstverschlimmerung geben?« zu sehen, für die Kosoric sich mit Edward Bachs alternativem Behandlungsverfahren der Bachblüten-Therapie auseinandersetzte und neue Blüten- und Raumessenzen entwickelte. Empfehlenswert!

Nicht versäumen möchte ich, Ihnen die »Straße der Skulpturen« zu empfehlen, die auch in den Wintermonaten ein wunderbares Ausflugsziel darstellt. Sie wurde im Jahr 1971 von dem saarländischen Bildhauer Leo Kornbrust initiiert und führt von Sankt Wendel bis zum Bostalsee. Inzwischen haben fast 60 Skulpturen entlang des circa 25 km langen Teilstücks des Saarland-Rundwanderwegs ihren Platz gefunden. Diese Werke, die mit der Landschaft auf beeindruckende Weise verschmelzen, sind jedoch nicht nur eine Augenweide, sondern auch kleine Mahnmale. Schließlich ist die »Straße der Skulpturen« dem von den Nationalsozialisten ermordeten deutsch-jüdischen Bildhauer und Maler Otto Freundlich gewidmet, der bereits in den 1930er Jahren die Idee zu einer die Völker verbindenden Skulpturenstraße entwickelte.

Bis 15. Juni 2014 können die Besucher in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit »Generation Pop – hear me! feel me! love me« die facettenreiche Welt der Popkultur entdecken. In der Kunst ist Pop die Abkehr von der Abstraktion und der Erfindung der Welt. Pop ist aber auch – und das zeigt die Ausstellung – Beat und Rock and Roll und er ist mitbestimmend in Fernsehen und Film. Spannend ist hierbei das Aufeinanderprallen von schriller Popwelt und Industrieanlage.

Bis 23. Februar 2014 empfängt das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen die Besucher mit seiner Schau »Tatort Dallas. Das Attentat auf John F. Kennedy«, die anlässlich des 50. Todestages John F. Kennedys konzipiert worden ist. Dabei wird einerseits an die Geschehnisse in Dallas am 22. November 1963 erinnert, indem zahlreiche Originalzeitungen, die über das Attentat berichteten, präsentiert werden. Andererseits zeigt die Ausstellung auf, welcher Kult um die Person des einstigen Präsidenten der USA betrieben wurde.

»dann mal ich schnell die häuserwände hin / darin sie sich verirren und suchend nacheinander laufen / ausgeborene ohne schattenwurf«. Diese kraftvollen Versen aus Nelia Dorscheids Gedicht »steine« öffnen die Pforte zu einer überbordenden, funkensprühenden Sprach- und Gedankenwelt. Vielleicht können Sie bei Ihrem nächsten Besuch der saarländischen Kunstlandschaft gleichermaßen durch diese Öffnung treten und sich im vielgestaltigen Reich der Kunst genussvoll verlieren.

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