Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland im August und September 2009

Im August und September 2009 sorgen die saarländischen Galerien und Museen – wie gewohnt – für unterschiedlichste künstlerische Leckerbissen, so dass wohl alle kunsthungrigen und kulturdurstigen Besucher auf ihre Kosten kommen werden. Unsere Autorin Verena Paul hat sich die vielfältige Speisekarte angesehen und für Sie einige amuse-gueule ausgewählt.

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Im Westen viel Neues

Dass im August und September 2009 der Funke wieder von der Kunst zum Publikum überspringen wird, dafür tragen die saarländischen Museen und Galerien Sorge. In Bexbach etwa zeigt die Produzentengalerie Köcher noch bis 9. August „1748. Werke von Schmal“ und vom 30. August bis 17. Oktober in einer spannenden Parallelausstellung die Arbeiten Peter Köchers und des Wiener Künstlers Herbert Hofer, der die Wirklichkeit in und mit seinen Werken in Frage stellt. Indem Hofer beispielsweise seine im Raum aufgestellten Aluminiumplatten, die an zerknülltes Papier erinnern, mit photographischen Aufnahmen des Atelierraums einmal seitenrichtig und auf der gegenüberliegenden Seite spiegelverkehrt überzieht, vermischt er Illusion und Realität und verrätselt so das für den Betrachter Vertraute.

Auf ähnliche Weise beschäftigen auch Carsten Gliese, dessen Arbeiten vom 8. August bis 20. September in der Stadtgalerie Saarbrücken zu sehen sind, Beziehungen im Raum und das doppelte Hinterfragen von Raumrelationen. Gliese vermisst in seinen Photographien Außen- und Innenräume und baut nach diesen photographischen Vorlagen Modelle, die im Anschluss „dekonstruiert“ und schließlich zu neuen, oft augentäuschenden Ansichten zusammensetzt werden. Er arbeitet sowohl im Medium der Bildhauerei als auch dem der Photographie, betont Architekturdetails in Photos mit Licht, baut Räume in Räume und druckt zudem seine Bildfindungen auf Folien und Teppichböden.

Vom 22. August bis 25. Oktober widmet das Saarlandmuseum dem 2002 verunglückten Michel Majerus, einem der wohl einflussreichsten Künstler der vergangenen Jahre, eine wunderbar angelegte Werkschau. Bei Majerus\' außergewöhnlichem Werk, das großformatige Malerei mit Wandarbeiten und Installationen kombiniert und mit unterschiedlichen Bildwelten operiert, begegnen dem Ausstellungsbesucher Motive aus Pop- und Videokunst, Werbung und der jüngeren Kunstgeschichte, vorrangig der Minimal Art und Pop Art. Majerus griff dabei auf elektronische Medien zurück, die er als gleichberechtigtes Mittel zur Entwicklung von Bildern sah. Seine Werke thematisieren in allen Formen die vielschichtige und äußerst vitalen Überlagerungen einer schnelllebigen Zeit.

Besonders zu empfehlen ist auch die Ausstellung „Doubleface“, mit der das Saarländische Künstlerhaus vom 27. August bis 27. September Johannes Brockmeyer und Eike Kuhse – zwei jungen saarländischen Künstlern – ein Forum bietet, ihre Arbeiten erstmals einem größeren Publikum zu präsentieren.

Unter dem Titel „Ästhetik mit Biss“ zeigt die Galerie des Künstlerkreises Neunkirchen Skulpturen und Papierarbeiten Seiji Kimotos, die uns in ihrer ausdrucksstarken Präsenz ergreifen, sowie die Keramiken Hannelore Seifferts, die sich von der Gegenständlichkeit weitgehend verabschieden und in abstrakten Formationen mit figürlichen und floralen Anleihen entfalten.

Die galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker empfängt den Besucher noch bis 12. August mit einer absolut gelungenen Parallelausstellung, in der die filigranen Arbeiten von Hans-Christian Brix, welche Wahrnehmung als Projektion des Innern verstehen, die farbgewaltige Malerei Maike Günthers sowie die Computerart Ulrich Wegners in einen fruchtbaren Dialog treten.

Gefragt, was sie vom Impressionismus halte, antwortete die französische Bildhauerin Camille Claudel: „Vom Theoretischen in Sachen Kunst verstehe ich nichts. Ich beschränke mich auf die Praxis. Ich überlasse es anderen – die davon nicht mehr verstehen als ich –, diese müßigen Fragen zu diskutieren. Seien Sie meiner absoluten Ignoranz gewiß.“ Ist das nicht eine für den Betrachter erleichternde, ja befreiende Antwort? Schließlich kann das Ausblenden und die Konzentration auf das Werk nicht nur für einen Künstler, sondern auch für uns wichtig sein, da wir dergestalt zu einem intensiven Kunstgenuss gelangen. Also überlassen wir es doch einfach den anderen zu theoretisieren und genießen stattdessen die für sich sprechende Ästhetik von Kunst! Dabei wünsche ich allen Besuchern der saarländischen Kunststätten viel Vergnügen!

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