Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland im Februar und März 2011

Im Februar und März 2011 überrascht das kleine Bundesland im Westen seine Besucher wieder mit abwechslungsreichen und hochwertigen Ausstellungen in Galerien und Museen. Unsere Autorin Verena Paul hat einige Highlights für Sie zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

Bis 31. März 2011 gibt das Martin-Niemöller-Haus in Frankenholz mit »Momente 2010« Einblick in das aktuelle Schaffen Ruth Engelmann-Nünninghoffs. Obwohl sich die Werke aus dem vergangenen Jahr formal gewandelt haben, finden wir nach wie vor den zielsicheren Pinselduktus, der durch Ausdrucksstärke ebenso wie durch Sensibilität überzeugt. Die Besucher können jene Seelenlandschaften erkunden und sich auf die mal ausgelassenen, mal ernsten Farbenspiele sowie den schwungvollen Tanz des Spachtels beziehungsweise die filigranen Liniengeflechte einlassen. Wir begegnen »Momenten« des Glücks, Spiegelungen des Zweifelns – eben jenem hauchdünnen Zwischenreich des Unaussprechlichen, des Schweigens, dem die Künstlerin mit Papier und Farbe auf den Grund geht. Ruth Engelmann-Nünninghoffs hier gezeigte Arbeiten scheinen einen direkten, bisweilen erbarmungslos ehrlichen, aber zugleich liebevollen Blick auf das Leben zu werfen, denn sie sind nur an der Oberfläche ungegenständlich. Bei genauer Betrachtung aber verbergen sich darin gelebte Geschichten, die nicht selten von kleinen, frechen Gesichtern gehütet werden. Eine absolut sehenswerte Präsentation!

Vom 18. Februar bis 1. Mai 2011 präsentiert die Städtische Galerie Neunkirchen mit »Requiem für Vincent« die Arbeiten des 1950 in Nauheim geborenen Künstlers Ottmar Hörl. Seine aufsehenerregenden Arbeiten, etwa die Installationen „Zwergenaufstand“, „Das große Hasenstück“ oder „Eulen nach Athen tragen“, sind bestimmt von Themen des Alltags. Denn so erklärt der Künstler, „ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, Werke für die Ewigkeit zu schaffen. Mich interessiert der Gedanke des Auftauchens und Verschwindens. Die Arbeit, die ich als Bildhauer mache, löst sich wieder auf. [...] Ich verstehe Kultur nicht als hierarchische Konzeption, sondern kämpfe darum, daß sich möglichst viele Menschen in einer Gesellschaft damit auseinandersetzen.“ Eine Präsentation, auf die ich mich schon sehr freue!

Mit »Hommage à Karl Heinrich Wachs« zeigt die Galerie des Künstlerkreises Neunkirchen bis 26. Februar 2011 Hinterglasbilder, Radierungen und serielle Mosaik- und Streifencollagen des 2010 verstorbenen Künstlers Karl Heinrich Wachs, der seit Anfang der 80er Jahre als Mitglied dem Künstlerkreis Neunkirchen angehörte. Wachs, der in den 50er Jahren mit den klassischen Techniken Ölmalerei, Kreidezeichnung, Aquarell, skulpturalen Arbeiten sowie Hochdruck begann, experimentierte in den folgenden Dekaden in diversen Mischtechniken und brachte schließlich seine serielle Kunst zur Perfektion. Eine Ausstellung, gewidmet einem wunderbaren Kunstschaffenden!

Die Stadtgalerie Saarbrücken präsentiert vom 12. Februar bis 27. März 2011 die Werke des 1962 in Zwickau geborenen Künstlers Bodo Korsig, der heute in Trier und New York lebt. Sein Werk umfasst Malerei, Skulptur und Installation sowie großformatige Holzschnitte, die mit einer Straßenwalze gedruckt werden. Die Motive seiner Bilder und Reliefs erinnern häufig an mikroskopische Vergrößerungen winziger Lebewesen; sie wirken zugleich dekorativ und bedrohlich, da sich der Betrachter den Bildern wegen ihrer Dimensionen kaum entziehen kann. Seit einiger Zeit beschäftigt sich Korsig, dessen Bilder schon seit langem auch Schriftelemente enthalten, mit der Buchkunst. In Zusammenarbeit mit Autoren wie Paul Auster, Akira Tatehata, Zao Zhang oder Peter Wawerzinek entstehen zum Teil raumgreifende Buchobjekte von großer Schönheit. Deshalb warte ich gespannt auf die Eröffnung am 12. Februar!

Das Saarländische Künstlerhaus Saarbrücken präsentiert in der Galerie bis 13. März 2011 mit »Von der Macht der Bauten« die Malerei von Ursel Kessler. Ihre Bildmotive – große Bauwerke wie Stadien oder Hochhäuser – findet die Künstlerin im Internet. Die Suchmaschine „Google“ bietet auf Eingabe abstrakter Stichwörter eine unerschöpfliche Bilderflut, aus der Kessler Aufnahmen von Gebäuden bzw. Gebäudeteilen für ihre Malerei herauslöst und abstrahiert. In der Auswahl und der malerischen Übersetzung stellt die Künstlerin der permanenten Verfügbarkeit von digitalen Bildern ihre Werke entgegen, die die Wirklichkeit neu ausloten. Dabei spielt die menschliche Figur keine Rolle und findet lediglich durch uns als Betrachter der Malerei Eingang. Im Studio zeigt die 1969 in Wuppertal geborene Sabrina Sperl mit »auslotungen« die Verschmelzung aus Malerei und Objektkunst. Kleinformatige Quader wurden mit an Landschaften erinnernden Malereien überzogen. Während der Blick über die nur flüchtig angedeuteten Ebenen gleitet, wird der Blick schließlich in ein dunkles Inneres freigegeben, womit das Objekt an sich in den Vordergrund tritt. Dergestalt verschmelzen Bild- und Objektraum an der Schnittstelle in der schwarzen Leere. Im Studioblau schließlich präsentiert Vesna Bukovcak ihre Videoinstallation »The Ties That Bind«, die Teil der Werkgruppe »Rêveries insulaires« ist, in der die Künstlerin die Verbindung zu ihren Wurzeln hinterfragt. In Saarbrücken erwartet die Besucher jedenfalls eine Insel in der Adria. Zu sehen ist eine Frau, die ihr Haar im traditionellen Stil flechtet, wie es noch von einigen älteren Frauen getragen wird. Es ist eine alltägliche, aber sehr intime Geste unter dem Ausschluss der Ehemänner. Die Frauen tragen diese Haartracht, die Symbol der ehelichen Verbindung ist, ab dem Tag ihrer Hochzeit und bis zur Witwenschaft. Die beiden ineinander verschlungenen Zöpfe werden für Bukovcak zur Metapher von Abgeschiedenheit. Drei Ausstellungen, die unsere Realität auf ganz unterschiedliche Weise abtasten und dabei zu spannenden Ergebnissen gelangen!

Mit der Präsentation »Die Kelten – Druiden. Fürsten. Krieger« gibt das Weltkulturerbe in Völklingen bis 22. Mai 2011 erstmals einen breiten Einblick in dieses vergessene Kapitel unserer Kultur. Vor 2500 Jahren war das Saarland mit Luxemburg, Lothringen, Rheinland-Pfalz und dem belgischen Wallonien ein wichtiges Zentrum Europas. Hier lebten Kelten. Ihre Fürsten waren gefürchtete Krieger, die den Grundstein für eine neue Kultur, die Latène-Kultur, legten. Ihre Schmiede beherrschten die Kunst, Eisen zu gefürchteten Waffen und innovativen Werkzeugen zu formen. Mehr als 150 ausgewählte Exponatengruppen lassen Innovation, Kultur und Macht der Kelten in der 6000 Quadratmeter großen Gebläsehalle lebendig werden. Eine beeindruckende Ausstellung in nicht minder imposantem Rahmen präsentiert!

Mit »Science-Ausstellung Schrift« widmet sich das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen noch bis zum 28. Februar 2011 dem Thema Schrift. Sie ist allgegenwärtig und obgleich kaum jemand ihr Beachtung schenkt, ist sie trotzdem – auch im Zeitalter des Cyberspace – unverzichtbar. Sie blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte zurück. Im Mittelpunkt stehen das Mitmachen, Ausprobieren und Staunen. Vor allem für Kinder und Jugendliche ist die interaktive Ausstellung konzipiert – aber auch für alle Erwachsenen, die Schrift einmal aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten. Die Ausstellung gliedert sich in drei große Teile: Als Einstimmung wird dem Besucher in der Galerie das Thema „Schrift“ auf ganz spezielle Weise präsentiert, um dieses Kommunikationsmittel bewusst zu machen. Danach geht es weiter in die Ausstellung »Schrift-ABC«, die viel Interessantes, Lustiges und Wissenswertes rund um das Thema bietet. »Alphabete« bilden den Auftakt, dann erfährt man etwas von »B wie Blindenschrift« über »C wie Cicero« bis »Z wie Zeitungen«. Zu guter Letzt geht es im Typo-Lab, dem Schriftlabor, ans Ausprobieren und Experimentieren.

Christian Morgenstern hat einmal gesagt, dass eigentlich alles schön ist, »was man mit Liebe betrachtet«. Und so ist es wohl auch, wenn wir von einem Bild, Objekt oder einer Skulptur magisch angezogen sind: Je mehr wir dieses von einem anderen Menschen hervorgebrachte Gegenüber lieben, desto schöner und bereichernder kann es erfahren werden. Insofern wünsche ich allen Besuchern der saarländischen Kunststätten Begeisterung, kindliche Neugierde und Entdeckungslust – Ihre Verena Paul.

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