Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland im Juni und Juli 2010

Ob wir im Sommer 2010 wieder ein Fußballmärchen erwarten dürfen, steht noch offen. Sicher aber ist, dass die Besucher der saarländischen Kunst- und Kulturlandschaft sich im Juni und Juli 2010 auf ein farbsprühendes, märchenhaftes Spektakel der Galerien und Museen freuen dürfen. Unsere Autorin Verena Paul hat sich für Sie umgesehen.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

In Bexbach zeigt die Produzentengalerie Köcher/temporärer schauraum bis zum 31. August 2010 die neuen Arbeiten von Peter Köcher, den Wiener Gastkünstlern Gerhard Fassel und Herbert Hofer sowie dem in Frankreich lebenden Schmal. Während des City-Festes in Bexbach ist die Galerie wie folgt geöffnet: am 18. Juni von 14 bis 23 Uhr, am 19. Juni von 9 bis 13 und von 14 bis 23 Uhr sowie am 20. Juni von 11 bis 21 Uhr. Diese Ausstellung ist ein echter Geheimtipp, den Sie sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollten!

In Homburg-Schwarzenacker zeigt die galerie m beck bis 16. Juli 2010 mit \"Works on Canvas\" die farbgewaltige Malerei Eric R. Simpsons, mit \"Recent Works\" die spielerischen, formdynamsichen Zeichnungen von Gisela Ethaner Schelble sowie die Arbeiten Barbara Cavengs in der Ausstellung \"RAW\", die bis zum 6. August 2010 zu sehen sein wird.

Noch bis zum 13. Juni 2010 zeigt das Museum Schloss Fellenberg in Merzig in seiner Ausstellung „Gerd Naudorf und Heinrich Popp“ das künstlerische Schaffen der beiden saarländischen Künstler. Ziel von Naudorfs Holzobjekten ist, wie er selbst sagt, „dem uralten, vermeintlich bestens bekannten Werkstoff Holz durch unkonventionelle Arbeitsmethoden in materialgerechter Weise neue Sehereignisse zu entlocken.“ Popp dagegen präsentiert Zeichnungen und Malerei, die er folgendermaßen charakterisiert: „Zeichnung meint das kalkulierte Arrangement von Spuren verschiedenförmiger und verschieden strukturierter Materialien, hier: Holz; auf der Fläche. Die Spuren visualisieren den Herstellungsprozess und erklären diesen demjenigen, dem das Wissen helfen soll, die Kunst besser zu verstehen.“ Dabei sei Vorsicht geboten, denn es sei „[e]in gewagtes Unterfangen. Meine Arbeiten sind mir parzellierte Augenweiden. Nicht mehr. Dies gilt selbstverständlich auch für meine Malerei.“ Beide Kunstschaffenden sind beziehungsweise waren der Staatlichen Werkkunstschule Saarbrücken den Professoren Oskar Holweck und Robert Sessler durch das Studium der Grafik-Design eng verbunden. Und diese Verbundenheit ist auch noch in der aktuellen Ausstellung spürbar.

Ab dem 18. Juni 2010 empfängt die Städtische Galerie Neunkirchen mit ihrer Ausstellung „Fritz Arnold: Die Grafikzyklen 1917-1920“. Lange galt das grafische Oeuvre des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Neunkircher Malers und Grafikers Fritz Arnold (1883-1921) als verschollen. Dem Kunsthistoriker Professor Dr. Wolfgang Kermer gelang es schließlich, die Grafikzyklen aus den Jahren 1917-1920 zu erwerben, die er nun seiner Heimatstadt Neunkirchen als Schenkung für die Städtische Galerie überlässt. In den 46 Federzeichnungen werden unter anderem die Schrecken des Ersten Weltkrieges sowie die Revolutionsereignisse von 1918/19 eindrucksvoll thematisiert.

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Mit der Präsentation „Olaf Quantius“ zeigt das Saarlandmuseum in Saarbrücken bis 8. August 2010 erstmals in einer musealen Einzelschau die Arbeiten aus vier Werkserien des Künstlers, der an der Karlsruher Kunstakademie studierte. Quantius lenkt in seinen Werken den Blick auf Unbeachtetes, auf scheinbare Marginalitäten. Und so zählen Scheunen, Hütten und Schuppen zu den immer wiederkehrenden Bildmotiven, schlichte Bauten also, die ganz elementar Schutz und Geborgenheit bieten. Eingebettet sind diese temporär, nicht für die Ewigkeit errichteten Hütten in eine menschenleere, nicht näher bestimmbare Umgebung mit nur angedeuteter Vegetation und zugleich abstrakten Farbflecken. Die Bildhintergründe in Silber oder als geschüttete Farbverläufe erlauben keine konkrete Lokalisierung. Somit erscheinen die Architekturen in einen zeitlosen Raum versetzt und erhalten eine wesenhafte Präsenz, die im Zusammenspiel mit Titeln wie „nomad painting“ Fragen nach der eigenen Verortung sowie kultureller Identität aufwerfen.

Das Saarlandmuseum greift  mit der Ausstellung „Katja Strunz – Im Geviert“ (3. Juli bis 28. September 2010) im Rahmen des Jahres der Bildenden Kunst in Saarbrücken das Motto „Kunstraum Saarbrücken“ mit dem Schwerpunkt temporärer Kunstprojekte im öffentlichen Raum auf. Als stilistisches Erkennungsmerkmal der Arbeit von Katja Strunz (*1970) gelten ihre „Faltarbeiten“, die aus Materialien wie Holz, Stahl oder Papier beschaffen sind. Daneben umfasst das Œuvre der Künstlerin weiterhin unterschiedliche Metall- und Holzobjekte, reliefartige Skulpturen, Foto und Papiercollagen sowie architektonische, raumgreifende Installationen, die Assoziationen ungegenständlicher künstlerischer Positionen des 20. Jahrhunderts hervorrufen. Dabei untersuchen die häufig ortspezifischen Arbeiten stets die Dimensionen von Form, Raum und Zeit. So auch die eigens für diese Ausstellung geschaffenen Werke: eine die Architektur der Modernen Galerie aufgreifende Installation und zwei skulpturale Arbeiten der Künstlerin im Skulpturengarten. Ein Highlight, auf das ich mich besonders freue!

Mit der Ausstellung „Basislager“ zeigt die Stadtgalerie in Saarbrücken bis 13. Juni 2010 die Bilder Mane Hellenthals, die auf persönlichen Erinnerungen und zum großen Teil auf Fotografien von Menschen, Orten und Dingen, die für die Künstlerin von Bedeutung waren, basieren. Das können Familienfotos, Bilder sowohl von Fernsehstars oder Bergen als auch von »provinziellen Bauwerken« wie Hochsitzen, Feuerwehrtürmen und Kurhäusern sein. In ihren Werken transformiert Hellenthal mit verschiedenen Techniken diese subjektiven Erinnerungsstücke zu Vorstellungen unseres kollektiven Gedächtnisses, auch zu der Frage, in welchen Erinnerungen man »Heimat« findet. Oft spielen dabei eincollagierte »häusliche« Elemente wie Tischdecken, T-Shirts oder Bettbezüge eine zentrale Rolle. Das sind Arbeiten, die mich vom ersten Augenblick an faszinieren, da sie Widersprüche und Spannungen gekonnt ausbalancieren und auf eine höchst ästhetische Weise miteinander verschmelzen.

Im Anschluss an „Basislager“ präsentiert die Stadtgalerie Saarbrücken vom 10. Juli bis 22. August „nachtgelände // maschine“ mit Arbeiten des 1976 in Waiblingen geborenen Hannes Woidich. In einer Einzelausstellung werden nun drei seiner fotografischen Serien gezeigt: die „tänzerische“ Sequenz „Loom“, die neu entstandene Folge „Maschine“, bei der mit einem aufwändigen Beleuchtungsverfahren Industrieanlagen oder Großcomputer aufs Bild gebannt werden, sowie die titelgebende Folge „Nachtgelände“, in der ganz gewöhnliche Orte in Parks und an Seeufern eine geheimnisvolle Aura erhalten. Man darf also auf die Werke vom Gewinner des Canon Profifoto Förderpreises gespannt sein.

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Mit „Staatsgeschenke – 60 Jahre Deutschland“ präsentiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte bis zum 5. September 2010 in einer umfassenden Ausstellung Geschenke von Königen, Präsidenten, und Ministerpräsidenten aus insgesamt 75 Staaten. Es ist die erste systematische Darstellung, die zudem diese Staatsgeschenke in den Zusammenhang mit den großen Ereignissen der Zeitgeschichte einordnet.

Missverständnisse haben oftmals eine komische Komponente und kommen daher als effektvolles Stilmittel in Literatur, darstellender und bildender Kunst zum Einsatz. Die Ausstellung „Missverständnisse. Stolpersteine der Kommunikation“, die bis 13. Juni 2010 im Deutschen Zeitungsmuseum in Wadgassen zu sehen ist, widmet sich den Ursachen, Formen und Folgen missverständlicher Kommunikation und fördert dabei eine breite Palette an interessanten, lustigen sowie skurrilen Fallbeispielen zutage. Entstanden ist eine bunte Schau, die unterhaltsame Anekdoten mit den wissenschaftlichen Hintergründen zwischenmenschlicher Kommunikation verbindet.

„Das Schöne ist der Glanz des Wahren“, so der Philosoph Augustinus Aurelius. Schönheit liegt eben nicht nur an der Oberfläche, sondern sie durchdringt die Materie, strahlt von innen und macht insofern die Anziehungskraft von Kunstwerken aus. Indem wir diesen Leitsatz im Gedächtnis behalten und beim Galerien- und Museenbesuch zur Anwendung bringen, wird unsere Wahrnehmung spürbar geschärft und die Betrachtung zu einem echten Glücksmoment, den es zu bewahren gilt. In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern der sommerlichen Kunst- und Kulturlandschaft des Saarlandes viel Vergnügen und bereichernde Seherlebnisse!

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