Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland Juni/Juli 2013

Das kleine im Westen gelegene Bundesland lädt im Juni und Juli zu einer Vielzahl an stimmungsvollen, experimentierfreudigen und abwechslungsreichen Kunstschauen ein. Verena Paul hat Ihnen einige Highlights zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Noch bis 16. Juni 2013 findet die 10. Landeskunstausstellung »SaarART 2013« mit einem tollen Rahmenprogramm statt. An insgesamt acht Ausstellungsorten zeigt sich die aktuelle Kunstszene des Saarlandes in einer medial vielfältigen und qualitativ hochwertigen Auswahl künstlerischer Projekte, die den bundesweiten und internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Mit dem Saarlandmuseum, dem Saarländischen Künstlerhaus, der Stadtgalerie Saarbrücken, dem KuBa-Kulturzentrum am EuroBahnhof, dem Museum Schloss Fellenberg in Merzig, der Städtischen Galerie Neunkirchen, dem Museum Haus Ludwig in Saarlouis sowie dem Stadtmuseum St. Wendel sind renommierte Ausstellungshäuser Spielstätten des Kunstprojekts, das mich bisher absolut überzeugen konnte und das ich daher allen Besucherinnen und Besuchern der saarländischen Kunstlandschaft ans Herz legen möchte.

Mit der Ausstellung »Wasserpoesien – Worte im Fluss. Kalligrafie und Malerei von Katharina Pieper« zeigt die Gustavsburg in Jägersburg/Homburg vom 5. bis 14. Juli 2013 hochkarätige Schriftkunst. Während wir im Ausstellungsraum den sich dem Element Wasser verschriebenen Kalligrafien begegnen, erblicken wir durch die zahlreichen Fenster einen idyllischen Weiher, der in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg gelegen ist. Dadurch entsteht eine wunderbare Synthese von Kunst und Natur. Denn die BesucherInnen können den intensiven Dialog von Katharina Piepers in flirrend leichten oder kraftvoll tiefen Blautönen gestalteten Schriftbildern mit dem realen Mitspieler ›Wasser‹ lauschen. Eine vielversprechende Werkschau, der ich mit großer Freude entgegensehe!

Vom 9. Juni bis 23. August 2013 präsentiert die galerie m beck in Schwarzenacker/Homburg unter dem metaphorischen Titel »Schrift atmet Sprache, Papier träumt Form« die Arbeiten Ulrich Behls und Ute Bernhards. Ausgelotet werden in der Ausstellung zwei Richtungen der Konkreten Kunst. Während Behl die geometrische Sprache in Objekten und Grafiken neu erprobt und dabei lebendige Variationen entwirft, widmet sich Bernhard aktuellen Entwicklungen und Tendenzen der Konkreten Poesie. In der Auseinandersetzung mit Eugen Gomringer, Heinz Gappmayr und Timm Ulrichs entwickelt sie ihre ganz eigene Textkunst. Für Ute Bernhard verschmelzen in der Schrift Form und Inhalt, sodass ihre Arbeiten partiell als Künstlertagebuch gedeutet werden können. Eine Präsentation, auf die ich mich sehr freue!

Vom 30. Juni bis 13. Oktober 2013 bietet die Werkschau »Hyperreal – More than Pop!« in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums mit 75 großformatigen Gemälden und Skulpturen einen Gesamtüberblick über den Hyperrealismus von 1967 bis 2012. Dabei liegt der Fokus auf den Anfängen der Bewegung, die 1972 mit der documenta 5 ihren internationalen Durchbruch erlangte und die Koordinaten der modernen Kunst grundlegend veränderte. Klingt, wie ich finde, nach einer sehenswerten Präsentation – oder?

Ein Tipp für den Sommer ist der ca. 4.000 qm große Skulpturenpark der Modernen Galerie. Spannende Blickachsen zwischen Museumsbau und -garten vermitteln wechselseitig zwischen den lichterfüllten Sammlungsräumen, den im Innern versammelten Naturdarstellungen der Klassischen Moderne und dem hochrangigen Skulpturenensemble im Außenraum. Das Spektrum der 11 Monumentalplastiken reicht dabei von Aristide Maillols ›Vénus sans bras‹ (1920) über Anthony Caros ›Panama‹ (1976/80) bis hin zu Katja Strunz’ ›Einfalt und Ort‹ (2010). Auch Matschinsky-Denninghoff ›Große Gaia‹ (1984) – die wohl populärste Plastik des Saarlandmuseums – hat hier einen adäquaten Aufstellungsort gefunden.

Bis 16. Juni 2013 ist in der Alten Sammlung des Saarlandmuseum die Ausstellung »Katharina Kest – Gänsegretel, Mätresse, Herzogin« zu bestaunen. Das »Grüne Kabinett« ist für Saarbrückens Geschichte ein schillerndes Artefakt, das bis 1788 Teil des Stadtpalais‘ der Katharina Kest war. Sie besitzt eine bis heute andauernde Popularität, avancierte sie doch vom Bauernmädchen zur Mätresse und späteren Gattin des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Neben dem nunmehr restaurierten Kabinett sind an die 85 Exponate zu sehen, wie Briefe, Urkunden, Gemälde und Zeichnungen, die nicht nur die historische Person der Reichsgräfin beleuchten, sondern auch ihr Umfeld.

Am Saarbrücker Schlossplatz präsentiert das Saarlandmuseum bis 31. Dezember 2013 die Lichtinstallation »Gelb Rot Blau« des Künstlers Michael Seyl. Mit dieser Arbeit lotet der Künstler das Phänomen des farbigen Lichts aus, wie es im Innern der Saarbrücker Schlosskirche mit ihren prägnanten Meistermann-Fenstern zu erleben ist. Durch die Illuminationen der Fassaden des Museumsgebäudes am Schlossplatz ermöglicht Seyl einen neuen Blick auf das vermeintlich vertraute Gebäude. Ist der Zyklus der Glasfenster gemeinhin – im Innenraum – in seiner Gesamtheit erlebbar, so rückt die Lichtinstallation das einzelne Kunstwerk in der nächtlichen Außenansicht in den Blickpunkt des Betrachters.

Bis 1. November 2013 können die Besucher des Weltkulturerbes Völklinger Hütte die »Urban Art Biennale 2013« erkunden. Inspirationsquelle der Künstler der Urban Art, deren Anfänge im Graffiti liegen, sind Metropolen wie New York, Los Angeles, Paris, Berlin oder London. Im Weltkulturerbe wird dabei ein Ort der Begegnung mit einer Kunst geschaffen, die dank Digitalkamera und Internet den Siegeszug auf den Straßen und in die Museen angetreten hat. Zu sehen ist eine atmosphärisch aufgeladene Präsentation, die ich absolut empfehlen kann!

Mit »Allen Jones – Off the Wall. Pop Art 1957-2009« setzt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte seine Ausstellungsreihe zur Pop Art fort. Bis 16. Juni 2013 können Besucher den Weg von der (Lein-)Wand in den Raum beobachten – Off the Wall: vom zweidimensionalen Gemälde zur dritten Dimension in der Kunst, der Skulptur, dem Objekt. Es ist die leitmotivische Orientierung in den Arbeiten des britischen Künstlers Allen Jones, wobei im Titel zugleich die Abwendung von traditionell in der Kunst verwendeten Materialien und Formaten mitschwingt.

Das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen widmet dem Maler, Bildhauer und Karikaturisten Honoré Daumier (1808–1879) bis 23. Juni 2013 eine eigene Ausstellung: »Daumier und sein Paris. Kunst und Technik einer Metropole«. Gezeigt werden über 200 Lithografien, die das Leben des aufblühenden Paris’ im 19. Jahrhundert thematisieren. Und am Ende des Ausstellungsrundgangs wird die Frage aufgeworfen, wie historisch fern oder aktuell Daumier heute noch ist.

Ein Blick über die ›Grenze‹: Das Pfälzische Oberlandesgericht in Zweibrücken zeigt vom 7. bis 28. Juni 2013 in der Reihe ›Kunst im Schloss‹ die Ausstellung »Gerhard Fassel. Objekt und Malerei«. Das künstlerische Schaffen des österreichischen Künstlers Gerhard Fassel ist geprägt von der kritischen Auseinandersetzung mit unserer Lebenswelt. Jene von gesellschaftlichen Paradoxien und sozialen Instabilitäten überfrachtete Wirklichkeit wird zunächst fotografisch festgehalten und dann im weiteren kreativen Arbeitsprozess nutzbar gemacht. Eine tolle Werkschau, auf die Sie sich freuen dürfen!

»Ich glaube, wenn Vollkommenheit geboren wird, / platzen alle Formen und Wahrheiten / auf wie eine Eierschale.« Diese Verse Nikola Madzirovs könnte man sehr gut auf einen Ausstellungsbesuch übertragen. Wenn wir etwas als ›vollkommen‹ empfinden, dann ist das bisweilen nicht in Worte zu kleiden, da kein Wort dieser ›Vollkommenheit‹ gerecht werden kann. Was bis dato als Wahrheit um das Werk zirkulierte, ist gesprengt. Insofern wünsche ich allen Besucherinnen und Besuchern der saarländischen Ausstellungshäuser bereichernde Kunstdialoge und im Idealfall die Begegnung mit dem ›vollkommenen‹ Werk, dem es auf Anhieb gelingt, Sie zu verzaubern!

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