Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst im Saarland Oktober/November 2012

Im Oktober und November 2012 feiert die saarländische Kunstlandschaft wieder einmal ein rauschendes Fest. Verena Paul hat Ihnen einige Highlights des herbstlichen Ausstellungsreigens zusammengestellt.

Kunst im Saarland
Kunst im Saarland

Im Westen viel Neues

Mit »Flug durch Licht und Schatten« präsentiert die Produzentengalerie Köcher bis 18. November 2012 Malerei, Grafik und Objekte Ingrid Lebongs im fruchtbaren Dialog mit den aktuellen Arbeiten des Hausherrn Peter Köcher. Während Ingrid Lebong uns in ihren Werken ein hauchdünnes Zwischenreich entdecken lässt, in dem menschliche Sehnsüchte und Träume verrätselt erscheinen, greifen Peter Köchers form- und farbexpressive Styroporarbeiten in den Raum und sein konstant weiter geführtes Projekt »Kunstbevölkerung«, das menschliche Beziehungen mit großem Fingerspitzengefühl hinterfragt, berührt den Betrachter in seinem tiefsten Innern.

In der galerie m beck in Homburg/Schwarzenacker ist bis zum 26. Oktober 2012 die Ausstellung »Das kalte Herz« mit den zeichnerischen Arbeiten Nikola Jaenschs zu sehen.

Bis 30. Dezember 2012 zeigt die Städtische Galerie Neunkirchen mit »Galoppierende Träume. Porträts 1996-2008« die Arbeiten der Berliner Malerin Cornelia Schleime. »Ich suche in meiner Malerei die Irritation und den Bruch« so die Künstlerin, »ich versuche im Bild, das Schöne zu demontieren und Radikalität hineinzubringen.« Es sind primär Frauen und Kinder, die sie malt. Diese rätselhaften Porträts entfernen sich jedoch weit von traditionellen Bildnisvorstellungen. Die in den Raum drängenden und zugleich unnahbar wirkenden Figuren rufen oft mediale Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart auf und changieren zwischen Schönheit, Stärke und Verletzbarkeit.

Vom 13. Oktober bis 25. November 2012 präsentiert das Saarländische Künstlerhaus anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Saarländischen Künstlerbundes die Ausstellung »Ein Fest«. Sowohl Galerie, Studio als auch Studioblau werden mit den Arbeiten der Mitglieder des Künstlerbundes bespielt. Eine Ausstellung, auf die ich mich schon sehr freue!

Mit »New Photography 1984-2012« zeigt das Saarlandmuseum im Rahmen des Ausstellungsprojektes MONO noch bis 4. November 2012 die größte monografische Ausstellung Roland Fischers mit über 100 Arbeiten. Fischers künstlerisches Schaffen umfasst visuelles Denken im Spannungsfeld von Individualität und Kontext, Massengesellschaft und Subjektivität sowie von Freiheit und Bestimmung. In seinen großen Formaten rückt der Fotograf Architekturelemente oder Menschen ins Zentrum, wobei gerade die zuletzt Genannten einen unglaublichen Zauber auf den Betrachter ausüben.

Am Saarbrücker Schlossplatz präsentiert das Saarlandmuseum bis 31. Dezember 2013 die Lichtinstallation »Gelb Rot Blau« des Künstlers Michael Seyl. Mit dieser Arbeit lotet der Künstler das Phänomen des farbigen Lichts aus, wie es im Innern der Saarbrücker Schlosskirche mit ihren prägnanten Meistermann-Fenstern zu erleben ist. Durch die Illuminationen der Fassaden des Museumsgebäudes am Schlossplatz ermöglicht Seyl einen neuen Blick auf das vermeintlich altgewohnten Gebäude. Ist der Zyklus der Glasfenster gemeinhin – im Innenraum – in seiner Gesamtheit erlebbar, so rückt die Lichtinstallation das einzelne Kunstwerk in der nächtlichen Außenansicht in den Blickpunkt des Betrachters.

Bis 3. Februar 2013 präsentiert das Museum Haus Ludwig in Saarlouis die Ausstellung »MAGNUM am Set«, in der MAGNUM Fotografen der Filmwelt begegnen. Rund 7000 Fotografien von Filmsets und Star-Portraits, darunter zum Beispiel Charlie Chaplin, Romy Schneider, Elizabeth Taylor, John Wayne, Dustin Hoffmann oder Marilyn Monroe, sind zwischen 1947 und den 1990er Jahren entstanden. Im Museum Haus Ludwig werden mehr als 100 Set-Fotos der Magnum-Fotografen von Eve Arnold über Henri Cartier-Bresson bis hin zu Elliott Erwitt und Inge Morath zu sehen sein. Den Besuchern werden spannende Fotos zu Dreharbeiten bei Filmen wie »Rampenlicht« (1952), »Das verflixte 7. Jahr« (1955), »Denn sie wissen nicht, was sie tun« (1955), »Moby Dick« (1956) »Planet der Affen« (1968) oder »Tod eines Handlungsreisenden« (1985) geboten. Eine Ausstellung, die des Besuches lohnt!

Wie kein anderes bildkünstlerisches Medium ist die Fotografie essentieller Teil der Industriekultur und so wird mit »Behind the Future« – zu sehen bis zum 1. November 2012 – eine Reihe bedeutender Fotoausstellungen im Weltkulturerbe Völklinger Hütte fortgesetzt. In seinem 30 Arbeiten umfassenden Werkzyklus entwirft Nicolas Dhervillers eine Sicht auf das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die ein wichtiges Statement der Neuen Fotografie des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts darstellt. Dhervillers spürte verborgene, in Vergessenheit geratene Orte der Völklinger Hütte auf und rückte sie in den Fokus seiner Kamera. Die dargestellten Areale und Räume wandeln auf den Spuren der Vergangenheit und sind zugleich Zukunftsvisionen. Insofern erscheint die Völklinger Hütte einerseits als Ort, an dem die Zeit still steht und andererseits sieht sich der Betrachter einer surrealen, fremden Wirklichkeit gegenüber.

Das Deutsche Zeitungsmuseum Wadgassen zeigt vom 10. November 2012 bis 24. März 2013 die Sonderausstellung „News“. In einer abwechslungsreichen Präsentation werden grundlegende Fragen zum Thema Nachrichten beantwortet: Mit welchen technischen Hilfsmitteln wurden und werden etwa Nachrichten übermittelt? Wie und warum werden Nachrichten manipuliert? Wer sind die Macher des Nachrichtengeschäfts? Wie haben Radio und Fernsehen über epochale Ereignisse wie zum Beispiel die Fußball-WM 1954 oder die Mondlandung 1969 berichtet? Doch es geht nicht nur um die verschiedenen Formen der Nachrichtenübermittlung, sondern auch um berühmte Reporterpersönlichkeiten. Darüber hinaus werden wertvolle Originalzeitungen, die über weltbewegende Ereignisse berichteten, zu sehen sein. Eine Ausstellung, auf die man gespannt sein darf!

»Die Blätter fallen, fallen wie von weit, / als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde.« Mit diesen Versen leitet Rainer Maria Rilke sein »Herbst«-Gedicht ein. Doch während draußen die Natur in herbstlichem Wandel begriffen ist, um sich schließlich auf die winterliche Ruhe einzustimmen, hat in den saarländischen Galerien und Museen eine funkensprühende Kunst das Zepter ergriffen. Insofern wünsche ich Ihnen – vielleicht nach einem ausgedehnten Herbstspaziergang – bei der Erkundung der vielfältigen Ausstellungen viel Freude! Ihre Verena Paul.

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