Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst in Berlin im April/Mai 2011

Als kleine Hilfestellung, um sich in der unüberschaubaren Welt der Berliner Galerien zurecht zu finden, haben wir für Sie die Highlights der kleineren Ausstellungen zusammengestellt. In den Galerien der Kulturhochburg Berlin sind in diesem Frühjahr vor allem Installations- und Fotografiekünste zu bestaunen.

Kunst in Berlin
Kunst in Berlin

Kirstin Wageners Installationen scheinen auf den ersten Blick eine vertraute Welt darzustellen, der doch etwas Unheimliches anhaftet. Viele ihrer Werke sind so vielschichtig, dass sich ihre Bedeutung zunächst verschließt, frappierend ist allerdings sofort ein vehementes Gefühl der Zerrissenheit. Ein Beispiel hierfür: eine Installation aus Müll besprengt Kirstin Wagener mit Wasser und hält den Moment, in dem das Wasser über die Installation spritzt, als Fotografie fest.

In den farbenfrohen Installationen von Christopher Schirmer sind unendlich viele Motive verwebt. Rechts unten kann man einen kleinen Cowboy entdecken, mittig ist ein Liebespaar zu erkennen, eine Sonne ist zu erahnen und alles ist über- und unterlegt mit abstrakten, symmetrischen Linien. Die Installationen sind so farbintensiv, dass die grauen Felder, die ebenfalls mit eingefügt sind, nicht nur fehlplatziert, sondern direkt bedrohlich wirken. Man hofft, für diese bunte Welt, dass sie nicht vom grauen Nichts aufgesogen werden möge.

Mit einer vergleichbaren Farbintensität widmet sich Annette Schröter einem anderen Medium. Ihre Ölgemälde zeigen Personen in melancholischen Haltungen, in Selbstreflexion vertieft. Annette Schröter verzichtet hier auf eine detaillierte Darstellung der Gesichter und lässt die Farben die Stimmung vermitteln. Im starken Kontrast hierzu stehen ihre filigranen schwarz-weißen Papierschnitte, in denen die Künstlerin Eindrücke aus ihrer Heimatstadt Leipzig einfängt.

Ohne Farben kommt auch das Werk von Gottfried Jäger aus. Der Fotograf, der als Begründer der generativen Fotografie gilt, schafft Werke, die bewusst auf Darstellung äußerer Gegenstände und Personen verzichtet und ausschließlich bildeigenen Gesetzmäßigkeiten folgt. Das Ergebnis sind reine Lichtbilder.

Fotografische Arbeiten sind auch in der Ausstellung »naked« zu sehen. Susanne Wehrs und Sabine Wilds Fotoarbeiten zeigen nackte weibliche Körper, die allerdings keine erotischen Empfindungen erzeugen, sondern vielmehr entblößt wirken. Die Frauen sind in ihrer eigensten Individualität präsentiert – und wirken doch seltsam beliebig und austauschbar. Dieser Eindruck ist tief verstörend und somit ist das gewünschte Ziel der Künstlerinnen, die Kritik gegen die Anonymisierung der Globalisierung, erreicht.

Gesellschaftskritisch zeigen sich auch die Arbeiten von Eckart Hahn. Im Zentrum seiner Arbeit steht die zunehmende Bilderflut, die das kollektive Bildgedächtnis der Menschen umspült. So entstehen farbintensive Acryl-Gemälde wie »XIV«. Der Betrachter erkennt schnell, dass es sich um eine Reproduktion eines Gemäldes von Louis XIV handelt. Eckart Hahn verfremdet dieses Bild mit einer auf dem ersten Blick recht plumpen Art: das Gesicht des Sonnenkönigs wird durch eine große, graue Plastiktüte verdeckt. Auf ähnliche Weise setzt sich der Maler mit allgemein bekannten Bildern und Motiven von symbolischer und mythischer Kraft auseinander.

Eine Ausstellung, die sich thematisch einzig und allein einem Dokument widmet. Geht das? Zumindest dann, wenn das Dokument einen so großen historischen Einfluss hatte, wie die Magna Carta. 20 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt haben Arbeiten geschaffen, die unterschiedlichste Perspektiven auf diese Rechtsschrift bieten. Mal steht die Magna Carta als Ideal der abendländischen Gesellschaftstheorie im Mittelpunkt, in anderen Werken wird der Bezug zum kulturellen Kolonialismus der Gegenwart thematisiert und wieder andere Künstler nehmen die Bedeutung der Magna Carta wörtlich und schaffen »große Papierblätter«.

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