Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst in der Region Wien Februar 2013

Es besteht kein Zweifel: Das geschichtsträchtige Wien hat einiges zu bieten. Von Renaissance- und Barockmalerei bis hin zu zeitgenössischer Kunst und Fotografie findet man alles, was das Herz begehrt. Doch was findet sich jenseits der Stadtgrenzen Wiens? Fanny Hauser hat den Überblick.

Kunst in der Region Wien
Kunst in der Region Wien

Wer kein Freund von langen Auto- oder Zugfahrten ist, der sollte sich einen Ausflug in die Sammlung Essl zum Ziel setzen. Am einfachsten zu erreichen ist das nördlich von Wien gelegene Essl Museum über den kostenlosen, vom Museum angebotenen Shuttlebus der im Zweistundentakt vom Albertinaplatz abfährt. Auf der 25-minütigen Fahrt nach Klosterneuburg hat man nicht bloß das Vergnügen an der »schönen blauen Donau« entlangzufahren, sondern kann außerdem noch einen Blick auf das im Jahre 1114 gegründete Stift Klosterneuburg erhaschen.

Im Museum angekommen kann man sich nun ganz der Kunst der Gegenwart widmen: Die Ausstellung »Georg Baselitz – Werke von 1968 bis 2012« eröffnet anlässlich des 75. Geburtstags des Künstlers das Ausstellungsjahr im Essl Museum und widmet dem deutschen Künstler eine ausgiebige Werkschau. Gezeigt werden 44 Werke von Baselitz, die aus vier Jahrzehnten seiner Schaffensphase stammen. Georg Baselitz ist einer der wesentlichen Künstler der Nachkriegsgeneration in Deutschland, der die figurative Malerei konsequent weiterentwickelt hat. In der jüngeren Kunstgeschichte gilt sein Werk als singulär und unverwechselbar. Typisch für Baselitz ist die Umkehrung seiner Bildmotive: Er greift die Konventionen von Wahrnehmung und Wissen an – für ihn ein Befreiungsakt. Seine Malerei beruht auf der bewussten Trennung zwischen künstlerischem Motiv und Realität. Das gegenständliche Bildmotiv wird eingeführt, gleichzeitig durch das »auf den Kopf stellen« verfremdet und deformiert. Baselitz kehrt den damaligen abstrakten Tendenzen den Rücken und sieht darin eine Möglichkeit Befindlichkeiten konkreter auszudrücken. Er schafft ein eigenes Bezugssystem, aus dem heraus er seine Bildmodelle und Malmethoden entwickelt.

Doch Georg Baselitz ist nicht der einzige Grund, weshalb sich ein Besuch im Essl Museum lohnt: In der Ausstellung »New. New York« werden rund 19 Künstlerinnen und Künstler aus New York portraitiert. Nicht nur ihre gemeinsame Herkunft, auf die der Titel der Ausstellung verweist, verbindet alle miteinander, sondern auch ihre Versuche, ständig Neues zu produzieren, indem sie bekannte Materialien und Medien in überraschender Form verwenden und sich so dem tradierten Kunstkanon entziehen. Die Ausstellung bietet definitiv einen spannenden Einblick in die junge, noch nicht etablierte Kunst der Welthauptstadt New York.

Wem Klosterneuburg noch nicht weit genug von Wien entfernt ist, der kann seine Reise fortsetzen und bis nach Krems an der Donau fahren. Die Kunsthalle Krems hat sich mit zwei jungen Künstlern auseinandergesetzt, deren Werke jeweils noch bis 17.2.2013 zugänglich sind. Die in Wien lebende Anna Jermolaewa analysiert in ihren Installationen, Fotografien und Videos stereotype Rollenbilder und Klischees in totalitären Machtapparaten. Mit ihrer kritischen Gesellschaftsanalyse deckt die Künstlerin Kontrollmechanismen politischer Systeme auf und verweist auf die kollektiven und individuellen Erfahrungsprozesse. Die Bedeutungsebene wird durch das wiederholte Zitieren und Montieren der Bilder bewusst umgekehrt. Jermolaewa kommentiert die Konditionierung des Körpers mit Bewegungsabläufen und Situationen die ins Absurde kippen oder sich selbst entlarven. Der psychische und physische Erlebnisraum des Individuums wird durch die reduzierten Szenen beschrieben. In Jermolaewas Werk verbinden sich politische Kritik, die Polarität zwischen Individuum und Gesellschaft, manipulative Kräfte der Konsum- und Mediengesellschaft und ein grundsätzliches Interesse an der Freilegung von Grundmustern menschlicher Existenz und seiner Wahrnehmung. In die prozessorientierte Arbeitsweise bringt Jermolaewa auch vereinzelt autobiografische Verweise ein, indem sie Ereignisse ihrer persönlichen Geschichte, wie etwa ihre Flucht aus der damaligen UdSSR im Jahr 1989, zum Thema macht.

Die Ausstellung »Thomas Feuerstein. Candylab« bietet einen Einblick in die Arbeiten des jungen Künstlers, die sich in den Medien der Installation, Objektkunst und Skulptur, Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video und Netzkunst manifestieren. Das Zentrum seiner Kunst liegt in dem wechselseitigen Zusammenspiel sprachlicher und visueller Elemente. »Candylab« ist Ausstellung und Laboratorium zugleich, und zeigt die Verknüpfung von wissenschaftlichen Theorien mit ästhetischen Prozessen. Feuerstein zeigt komplizierte Apparaturen, in denen sich künstlerische Transformationen materialisieren. Mit seiner konzeptionellen Narration verfolgt er Spuren, die von der griechischen Philosophie über Physik und Chemie bis hin zu Computersystemen reichen. Durch Überschreitung der Grenzen und Kategorien der Kunst bewegt sich der Künstler stets in einer Art »Zwischenebene« und versucht so, die Ordnung des Universums durcheinanderzubringen.

Doch auch für Kunstliebhaber, die es eher Richtung Süden zieht, gibt es etwas zu sehen: Im ehemaligen Frauenbad von Baden befindet sich das 2009 eröffnete Arnulf Rainer Museum, das die Stadt dem gleichnamigen, österreichischen Künstler widmete. Die aktuelle Schau »New, Unfigured and Interesting« wird von Prof. Helmut Friedel, Direktor des Lenbachhauses München kuratiert. Sie zeigt den Künstler Arnulf Rainer von einer unbekannten Seite: Die Ausstellung knüpft an die ebenfalls von Friedel kuratierte Schau »Rainer • Kosmos« an und präsentiert nun erstmals Arbeiten des Künstlers, die bisher noch unveröffentlicht waren. Die neuen Werke bestehen aus von Rainer übermalten und ergänzten Büchern, die eine blütenreiche, vegetative und von sinnlichen Bildern geprägte Welt zeigt. Durch die Bearbeitung und Übermalung der Bücher schafft Rainer neue Bilder und lässt so auch völlig unbekannte Positionen aus seinem Oeuvre in Erscheinung treten. Außerdem ist eine besondere, bisher nicht gezeigte Serie von schwarz übermalten, hochformatigen schmalen Bildern zu sehen – ein Ausflug lohnt sich also!

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