Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst in München Juni/Juli 2013

Nachhaltigkeit, Ursprünglichkeit und Künstlichkeit sind die Schlagworte, denen sich die Künstler aktuell in den Münchner Galerien widmen. Wir haben eine kurze Rundschau zusammengestellt.

Kunst in München
Kunst in München

Die belgische Künstlerin Joëlle Tuerlinckx (geb. 1958)  zitiert in ihren Werken Gepflogenheiten, mit denen üblicherweise Archivmaterial präsentiert wird. Zeichnungen und Fundobjekte, Papier, Vitrinen, Zeitungen und Fotografien verbindet sie zu collagen- und skulpturhaften Arrangements. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage, was vom 20. Jahrhundert bleibt, und welche Konventionen wir nutzen, um unser Wissen darzustellen.

Nina Annabelle Märkl arbeitet mit einem zeichensprachlichen Bausatz, der aus der Filterung spezieller Situationen entstanden ist. Oft handelt es sich dabei um alltägliche Gesten und Begebenheiten sozialer Interaktion. In einem Raum gebracht, interagieren ihre Zeichnungen nicht nur mit der Örtlichkeit, sondern auch mit dem Besucher, der dieses Reich betritt. Denn Märkl schneidet ihre feinen und minimalistischen Arbeiten aus und präsentiert sie in räumlichen Konstruktionen, beispielsweise in alten Schubladen.

Peter Langenhahns Bilder sind stillstehenden Filmen vergleichbar, in denen Moment und Zeitspanne gleichzeitig zu sehen sind. Durch die Möglichkeiten digitaler Weiterverarbeitung treibt er das Medium Fotografie über die Grenzen des Klassischen hinaus und kommt dem Video ein Stück näher. Durch Auswählen und Ineinanderfügen einzelner Szenen, die jeweils nur ein kleiner Ausschnitt des Geschehens sind – entsteht aus hunderten von digitalen Einzelbildern der Eindruck einer Weitwinkelaufnahme. Da der Ort der einzelnen Sequenzen beim Montieren nicht verändert wird, erinnern die fertigen Gesamtbilder durch ihre Fülle an Szenen, Details und Geschichten an Wimmelbilder.

Der Fotograf Robert Voit verbrachte in den letzten 16 Jahren insgesamt 12 Monate in Japan. Entstanden sind dabei Hunderte von Einzelbildern. Von Städten und von japanischen Landschaften. Immer spielt die Natur in seinen Bildern eine besondere Rolle. Was hat der Mensch damit gemacht? Was ist “echt” und was ist “falsch”? Doch Robert Voit entlarvt nicht, sondern dokumentiert ein Japan, das seine soziopolitischen Wandlungen und besonderen geografischen Umstände nie mit dem Ausland debattiert hat, sondern seit jeher versucht, seine demografischen, wirtschaftlichen und (geo-)politischen Herausforderungen intern zu lösen.

Andreas Chwatal präsentiert in der Ausstellung »Olympiapark« großformatige Zeichnungen auf Plane sowie neue Zeichnungen auf Papier. Die monumentalen Planen gliedern in der Ausstellung den Raum und sind gleichzeitig Träger von Zeichnungen. Die erste sichtbare Plane mit dem Titel „Indi“ zeigt einen Jungen, der in einem ornamental verschnörkelten Baum sitzt und liest. Die Natur wird als Sehnsuchtsort inszeniert, aber nicht nach einem ursprünglichen Leben. Sie ist bei Chwatal immer schon Teil seines künstlerischen Programms. Die Indi-Bewegung erscheint als aktualisiertes Hippietum, das immer schon weiß, dass die Natur nicht ursprünglich ist.

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