Meldungen zum Kunstgeschehen

Kunst in Wien Juli/August 2013

Endlich ist auch in Wien der Sommer angelangt – die Wiener Galerien und Museen dürfen deshalb aber keineswegs vergessen werden. Präsentiert werden nicht nur revolutionäre Fotografien und zeitgenössische Malerei, sondern auch Installationen aller Art und facettenreiche Einblicke in die zeitgenössische Kunst Österreichs. Fanny Hauser hat sich für Sie umgesehen.

Kunst in Wien
Kunst in Wien

Vor allem für Fotografie-Liebhaber lohnt es sich die Wiener Galerien genauer unter die Lupe zu nehmen: So findet man im Westlicht eine umfassende Retrospektive zu Alexander Rodtschenkos revolutionärer Fotografie. Durch starke Kontraste, harte Bilddiagonalen und außergewöhnliche Perspektiven avancierte Rodtschenko zu einem der bedeutendsten Erneuerern der Fotografie.

Die Galerie Ostlicht hingegen positioniert ihre aktuelle Ausstellung in die Gegenwart und zeigt Fotografien des Musikers Bryan Adams. Der inhaltliche Fokus liegt einerseits in der glamourösen Welt des Showbusiness, andererseits jedoch politischer Natur ist. So widmet Adams sich in seiner jüngsten Serie britischen Soldaten, die von unterschiedlichen Auslandsaufenthalten heimkehren. Sie sorgen für humorvolle, gleichsam jedoch verstörende Porträts.

Ebenfalls eng an Popkultur und Musik gebunden ist die Ausstellung des Kunsthauses, deren Mittelpunkt Fotografien von Linda McCartney bilden. Die Ausstellung zeigt 190 ihrer ikonischen Porträts des Rock’n‘Roll der 1960er, ihres Familienlebens und der Natur und gewährt einzigartige Einblicke in die Musikszene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Galerie Johannes Faber bietet wiederum ein völlig konträres Programm und präsentiert bis September österreichische Fotografien von 1910 bis 1960. Als Repräsentanten dieses Zeitraumes zeigt Faber Lichtbilder von Rudolf und Anna Koppitz sowie von Liselotte Tavs-Koppitz.

Doch auch für Freunde der Malerei bieten die Sommermonate abwechslungsreiche Möglichkeiten. In der Sammlung Essl wird mit der aktuellen Ausstellung zu Tim Eitel die Neue Leipziger Schule vertreten: Von dunkler Tonalität und einer reduzierten Farbwahl gezeichnet stehen Eitels Werke der letzten Jahre im Mittelpunkt, in denen vermehrt städtische Situationen und durch Gesten und Posen kommunizierende Menschen, jedoch keine narrativen Geschichten dargestellt werden.

Einen weiteren Vertreter zeitgenössischer Malerei aus Deutschland findet man im Mumok, dessen aktuelle Ausstellung den Blick auf Albert Oehlen richtet und einen Überblick zu seinem Werk von 1980 bis heute gewährt.

Noch bis Ende Juli kann man in der Galerie Meyer Kainer die Werke des polnischen Künstlers Marcin Maciejowski bewundern. Seine Gemälde lassen oft an seine grafische Ausbildung denken und erinnern außerdem an überbelichtete Fotografien, in denen die Mimik und Details der Dargestellten häufig von leuchtenden Primärfarben übertüncht werden. Ferner kommentiert und ergänzt der Maler seine Bilder regelmäßig mit comicartigen Sprechblasen oder Untertiteln.

Bloß wenige Meter entfernt stellt die Galerie Martin Janda die türkische Künstlerin Nilbar Güreş vor, die sich in ihren Arbeiten unterschiedlichen Medien widmet. So bedient sie sich dem Medium der Fotografie, um in großformatigen Lichtbildern beispielsweise die Bedeutung gleichgeschlechtlicher Liebe in einer patriarchalen Gesellschaft zu thematisieren, überträgt ihre Fragestellungen zu Identität und tradierten Rollenbildern jedoch in das Medium der Collage, in dem sie beispielsweise Zeichnungen und Stickereien miteinander verbindet.

Ebenfalls in der Eschenbachgasse zeigt die Galerie Steinek mit der Ausstellung »Me and my Muses« eine Auswahl an Werken von KünstlerInnen, die sich in direkten oder indirekten Darstellungen mit dem Thema der Muse auseinandersetzen; vertreten sind unter anderem Künstler wie Peter Weibel, Jan Luc Vilmouth, Dorothy Iannone und Jan Saudek.

Bereits zum vierten Mal zeigt die Galerie Mezzanin eine Einzelausstellung zu Peter Koglers Schaffen, in dem vor allem große skulpturale Objekte sowie Collagen im Mittelpunkt stehen.
Die Galerien der Schleifmühlgasse werden im Juli primär von weiblichen Künstlerinnen dominiert. So stößt man bei Gabriele Senn auf Installationen und Skulpturen von Cäcilia Brown, Michèle Pagel, Sabrina Peer und Heidi Rada. In den verschiedenen Installationen geht es um Verfremdung sowie die Auseinandersetzung mit innen und außen.

Die Kerstin Engholm Galerie widmet sich den neuen Werken der in Wien lebenden Künstlerin Anna Jermolaewa, in denen es um die Offenlegung gesellschaftlicher Machtstrukturen und Kontrollsystemen unserer Gesellschaft geht.

Georg Kargl präsentiert Arbeiten der aus Graz stammenden Künstlerin Gabi Trinkaus, die sich voll und ganz dem Medium der Collage verschrieben hat, jedoch nicht nur Hochglanzmagazine und billiges Werbematerial zerschneidet und wiederverwendet, sondern gleichsam teure Designerhandtaschen und weitere Statussymbole zerstört, um diese schließlich zu Porträts und Stadtlandschaften zu verarbeiten, die die gegenwärtige Konsumgesellschaft kritisieren sollen und die privaten und öffentlichen Identitäten und Rollenbildern analysieren, die es im urbanen Kontext einer Stadt zu finden gibt.

Abschließend sei noch auf das neueste Highlight Wiens verwiesen, nämlich Ólafur Elíassons Lichtinstallation »Yellow Fog« im 1. Bezirk. Täglich in der Abenddämmerung steigt an der Fassade der Verbund-Zentrale auf dem Platz Am Hof mitten in der Wiener Altstadt gelb-leuchtender Nebel auf, der einen veränderten Blick auf die Stadt geben soll.

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