KunstGeschichten

KunstGeschichte: Kronsdorf-Viecher

Als Abschiedsgeschenk verteilt der umtriebige Graf Kronsdorf-Clichy gern Bilder von Tieren im Gebüsch an seine diversen Jagdgesellschaften. Gefertigt von dem jungen Künstler Xaver Baumeister, erlangen die so genannten Kronsdorf-Viecher bald eine gewisse Berühmtheit und Wertsteigerung. Erfahren Sie in unserer neuen KunstGeschichte mehr über den Traum des Künstlers vom großen Geld.

Dass der Adel in Österreich nicht mehr existiert, ist eine Fehleinschätzung.
„Herbert von Karajan“ war ja ganz offiziell der Künstlername des Dirigenten Herbert Karajan und im Volksmund gibt es sie noch immer: Die Gräfinnen und Grafen, Barone und Herzöge – und das hängt nicht nur damit zusammen, dass der Adel bei unserem Nachbarn Deutschland immer noch existent ist.

Etwa Graf Rudolf von Kronsdorf-Clichy. Der Schlossherr von Schloss Kronsdorf war ein etwa sechzigjähriger, recht beleibter Herr, der immer nur in Jagdanzügen umher lief, nur für den Opernball in einen Frack stieg, einen klotzigen Geländewagen fuhr und sich sehr leutselig gab. Die Voraussetzung für seine Freundlichkeit war es allerdings, dass man ihn mit „Herr Graf“ ansprach. Denn auf seinen adligen Titel zu verzichten, fiel ihm überhaupt nicht ein.

Graf Kronsdorf hätte nicht einmal einen Beruf angeben können. Er war Graf. Und das reichte ihm. Allerdings hätte man ihn auch als „Lobbyist“ bezeichnen können.
Außerdem liebte er es, Tiere abzumurksen. Vor allem Rot- und Schwarzwild.

Übrigens verdiente er nicht schlecht in seinem nicht vorhandenen Beruf. Seine Einkünfte stammten in erster Linie aus Provisionen und wie beachtlich diese sein können, hat erst kürzlich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zu Tage gebracht.

Der Graf, politisch der konservativen ÖVP nahestehend, hatte seine Finger in einer ganzen Menge viel versprechender Projekte. In erster Linie lud er alle wichtigen Chefs, sowohl der Privatindustrie als auch von in- und ausländischen staatlichen Stellen, zur Jagd ein. Ihm gehörte ein beachtliches Jagdrevier im Leithagebirge in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hornstein, südöstlich von Wien und die abendlichen, den Jagdausflug stets abschließenden Bankette waren ein begehrter „Event“ mit von den erlesensten Haubenköchen raffiniert zubereiteten Köstlichkeiten. Der Graf ließ sich da nicht lumpen.

Momentan trug sich der Graf mit dem Gedanken, einen Privatflugplatz auf seinem Grund anzulegen. Allerdings machte die Nähe seines Schlösschens zu Wien und den beiden Flugplätzen in Vöslau–Kottingbrunn und Wiener Neustadt diese Investition etwas zweifelhaft. Also machte er den Flugplatz abhängig von einem Waffengeschäft, hinter dem er her war.
Seine Frau, die Gräfin, hatte auf ihren Titel verzichtet. Ja, sie nannte sich nicht einmal Kronsdorf, sondern hatte ihren Mädchennamen beibehalten und war allgemein als Frau Dr. Hedwig Schubert bekannt, die eine Anwaltskanzlei in Wiens Innenstadt betrieb.

Die beiden Eheleute hatten mit Kunst nichts am Hut. Frau Doktor Schubert schwärmte zwar für Kammermusik und liebte es, wenn im Hintergrund leise eine CD mit einem Streichquartett lief, aber wenn das nicht der Fall war, störte es sie auch nicht.

Dann aber wurde der Graf plötzlich mit einem Maler konfrontiert und schon bald witterte er ein gutes Geschäft mit dem jungen Burschen.
Graf Rudolf war eines Sonntags früh aufgestanden, um seine Hochstände zu kontrollieren. Es hatte Sturm gegeben in der letzten Zeit und in wenigen Tagen sollten sowohl der Vizekanzler als auch der Landeshauptmann zur Jagd kommen. Die Hochstände mussten daher in Ordnung sein.

Auf einem der Hochstände saß ein junger Bursche und malte.
Der Graf kletterte die Leiter hinauf und der Bursche war davon gar nicht sehr erbaut. „Entschuldigung“, sagte er. „Ich wollt Sie net stören. Aber von da sieht man so gut ins Astwerk da drüben.“
„I bin gleich wieder weg“, sagte der Graf. „Wollt nur meine Hochständ' überprüfen. In a paar Tag' kommen der Spindelegger und der Niessl zur Jagd, da muss alles passen. Die treffen zwar eh nix, aber es soll net heißen, meine Hochständ' san nix wert.“
„Ah, Sie san der Pächter von der Jagd?“
Der Graf schüttelte den Kopf. „Mir g'hört der ganze Wald“, sagte er. „Und Sie san net von da, weil ich kenn Sie net.“
„I bin aus Wien“, erklärte der junge Bursche. „I heiß Xaver Baumeister und i mal a Serie mit versteckte Viecher.“
„Versteckt?“ Der Graf war etwas verwirrt.
„Na, schau'n Sie sich das an. Erkennen S' den Fasan?“ Damit hielt er dem Grafen sein Gemälde vor die Nase.
Der Graf sah nur ein gut gemaltes Gewirr von Ästen. „Wo soll da a Fasan sein?“, fragte er.
„Na, da! Seh'n S' ihn net?“
Der Graf schaute das Gemälde etwa zwei Minuten lang an. Dann endlich entdeckte er den Vogel. Er war perfekt getarnt im Astwerk und der Maler hatte das Viech gut im Geäst versteckt. Auf den ersten Blick sah man nur Zweige und Blätter.
„Raffiniert!“, sagte der Graf, als er den Vogel entdeckt hatte.
„Wird a ganze Serie“, sagte Xaver. „Sechs andere hab i schon. Und den Fuchs sehn S' bestimmt aa net!“
„Und die verkaufen S'?“
Xaver seufzte. „Nur eins hab i bisher an'bracht, ein' Hirschen“, meinte er traurig.
„Und was soll das kosten?“, fragte Graf Rudolf.
„Wenn Sie 's hab'n wollen, ein' Hunderter. Oder is des z' viel?“
Der Graf griff in die Brusttasche seines Hemdes und fischte ein Bündel Geldscheine hervor. Eine Note von 100 Euro überreichte er dem Xaver.
„Ui! Danke der Herr! I muss es aber noch fertig machen.“
„Dann machen Sie 's fertig und bringen S' mir das Bild nachher. I wohn im Schloss Kronsdorf. Finden S' das?“
„Bestimmt! In ein bis zwei Stunden bin i da. Danke vielmals, Herr Graf!“

Dass ihn der junge Mann mit „Herr Graf“ angesprochen hatte, brachte ihm eine ganz gehörige Zahl von Gutpunkten beim Grafen ein. Xaver Baumeister hatte allerdings nur zwei und zwei zusammen gezählt. Wenn dem Mann der Wald tatsächlich gehörte und er ein Schloss bewohnte, konnte es sich nur um einen Adligen handeln. Mit „Herr Graf“ konnte er also nicht sehr falsch liegen.

Grinsend darüber, dass sein Titel erraten worden war, stieg Graf Rudolf vom Hochstand herunter und wandte sich den Waldweg in Richtung zum Gipfel des kleinen Hügels, an dessen Abhang der Hochstand aufgestellt worden war.

Nicht ganz zwei Stunden später kam der Graf zu Hause an. Vor dem Schlösschen stand ein total verdreckter, leicht zerbeulter VW Käfer, der bereits uralt sein musste.
Frau Doktor Schubert kam aus dem Haus gelaufen. „Rudi, du hast Besuch! Ein netter junger Mann hat dir ein Bild gebracht.“
„Ich weiß, meine Liebe. Na, wie findest du das Bild?“
„Raffiniert“, sagte die Gräfin.
„Genau das hab ich auch g'sagt“, stimmte der Graf zu. Gemeinsam gingen sie ins Schlösschen.
Im Salon saß Xaver Baumeister schüchtern auf der großen Couch und trank Tee, den ihm Svetlana, das Stubenmädchen, serviert hatte. Der Graf setzte sich zu Xaver und schenkte sich ebenfalls eine Tasse ein. Frau Doktor Schubert leistete ihnen Gesellschaft.

„Herr Baumeister, ich hab noch nie von Ihnen gehört“, eröffnete der Graf die Unterhaltung. „Malen Sie eigentlich hauptberuflich, oder ist das nur ein Hobby?“
„Ich studier' noch“, gestand Xaver. „An der Kunstakademie. Wenn's ein Beruf werden könnte, wär das ein Hammer. Aber man kauft mir nix ab.“
„Das wird sich sofort ändern“, prophezeite der Graf. „Ich nehm Ihnen alle Bilder aus der Serie ab! Wissen S', i lad' öfter die Prominenz zu Jagden ein. Da könnt i die Bilder ganz gut brauchen. Als Geschenke zur Erinnerung an die Jagd. Und Sie werden dadurch bekannt. Was halten S' davon?“
Xaver wurde rot im Gesicht. „Das... das wär großartig“, sagte er leise.
„Dann kommen S' möglichst bald wieder mit den anderen Bildern“, verlangte der Graf.
„Wenn S' wollen, noch heute!“, sagte Xaver.
„Na, so schnell brauch i's no net“, bremste der Graf. „Malen S' noch a paar und kommen S' nächste Woche. In zwei Wochen kommt der Berlusconi und i weiß net, ob i den net no einmal brauchen könnt.“
„Gern, Herr Graf, und danke vielmals!“
„Und mein Jagdrevier steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Ich hoff nur, die Viecher verstecken sich gut genug!“
„Vielen, vielen Dank, Herr Graf!“

Xaver fuhr mit seinem Uralt-VW zurück nach Wien und freute sich auf die Tätigkeit für den Grafen Kronsdorf-Clichy. Endlich hatte jemand seine Raffinesse beim Verstecken der Wildtiere in den Wäldern erkannt!
Xaver nahm sich vor, noch ein paar Bilder mit einem Dachs, mit Raubvögeln und mit einem Wildschwein zu machen. Wenn seine Werke Politiker oder Führungskräfte aus der Wirtschaft bekamen, konnte das nur gut für ihn sein.

Die ersten Wochen seiner Tätigkeit für den Grafen Kronsdorf-Clichy verliefen für Xaver Baumeister höchst erfolgreich. Das „Dachsbild“ wurde fertig, ebenso das mit dem Habicht und dem Bussard, der Vizekanzler Spindelegger erhielt den Fasan im Geäst, der burgenländische Landeshauptmann Niessl erhielt ein Eichhörnchen, das man lange suchen musste. Und später erhielt dann Silvio Berlusconi ein Wildschwein, was ihn gar nicht freute, weil er instinktiv die Spezies des Tieres auf sich selbst bezog.

Für Xaver selbst war die neue Tätigkeit für den Grafen ein deutlicher Gewinn. Er bezog von seinen Eltern, die im westlichen Niederösterreich eine Landwirtschaft betrieben, gerade nur ein karges Taschengeld und sie finanzierten überdies seine kleine Untermietwohnung. Die jeweils hundert Euro pro Gemälde gingen zunächst für die Rückzahlung von Schulden drauf, die er bei den Studienkollegen angehäuft hatte, aber dann ging es Xaver besser. Nicht viel besser, aber immerhin. Er konnte sogar seine Freundin Sara zum Essen einladen!

Nach einigen Wochen verfügte Graf Kronsdorf-Clichy über einen beachtlichen Fundus an Gemälden des Xaver Baumeister. Nachdem sie, trotz unterschiedlicher Maltechniken, alle nach dem gleichen Schema angefertigt worden waren, entwickelte sich so etwas wie eine Art „Marke“ für die Geschenke, die der Graf seinen Jagdgästen zum abschließenden Bankett zukommen ließ. In der Prominenz von Industrie und Politik hießen die Gemälde schon bald „die Kronsdorf-Viecher“.

Und dann verscherbelte ein gewisser Kratochwil eine Ringelnatter an einem Teichufer an einen Kunsthändler.
Über diesen Herrn Kratochwil gibt es nur zu sagen, dass er zwar Millionen in Aktien besaß, aber ein geldgieriger Knauser war. Der Graf war hinter einem seiner Aktienpakete her und verehrte ihm das Bild mit der Schlange nachdem Herr Kratochwil sich geweigert hatte, seine Aktien zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen und auch die Jagdeinladung nichts daran änderte.

Kratochwil fand gar keinen Gefallen an dem Bild und bot es einem Galeristen in Linz an.
Der Galeriebesitzer hatte von den „Kronsdorf-Viechern“ bereits gehört und bezahlte anstandslos 1.500 Euro dafür. Einen Tag später hing das Acrylbild mit der Schlange zum Preis von 4.850 Euro im Schaufenster des Galeristen.

Eine knappe Woche später musste Frau Doktor Schubert zu einer Vertragsunterzeichnung nach Linz und traf dort auf dem Hauptbahnhof etwa eine Stunde vor ihrem Termin ein. Die Zeit, die ihr noch blieb, verwendete sie dazu, die Landstraße entlang vom Hauptbahnhof zu Fuß in die Innenstadt zu schlendern und einen gemütlichen Schaufensterbummel zu machen.
Beinahe hätte sie das Gemälde mit der Ringelnatter gar nicht gesehen, als sie an der Galerie vorüber kam. Erst, als sie schon weitergehen wollte, fiel es ihr auf. Sofort griff sie zum Handy und rief ihren Mann an.

So erfuhr der Graf Kronsdorf-Clichy vom Wert der Gemälde des Xaver Baumeister.
Selbstverständlich hatte das eine hektische Aktivität des Grafen zur Folge. Er rief sofort den Xaver an und vereinbarte dessen Besuch im Schloss Kronsdorf für das kommende Wochenende.
Diesen Besuch ließ er sich sogar einiges kosten. Xaver durfte seine Freundin Sara mitnehmen und der Graf bestellte das Abendessen beim „Steirereck“ in Wien.

Es wurde ein wunderbarer Abend am Samstag. Sara, die im zweiten Studienabschnitt Jus studierte, war von der Anwältin Dr. Schubert höchst angetan, das Essen war über jeden Zweifel erhaben und dann hielt der Graf eine kleine Ansprache:
Er habe sich des Xavers angenommen, weil ihm dessen Malerei sehr zugesagt hätte. Mittlerweile hab sich herausgestellt, dass seine Gäste, die Gemälde von Xaver erhielten, ebenfalls davon sehr angetan wären. Er, Graf Kronsdorf-Clichy, habe nun deshalb beschlossen, an Xaver Baumeister eine Art Mentortätigkeit auszuüben.

Xaver möge sich vertraglich verpflichten, seine Gemälde mit der Darstellung frei lebender Wildtiere ausschließlich seinem Mentor zur Verfügung zu stellen. Als Bezahlung werde Graf Kronsdorf-Clichy ab sofort 200 Euro pro Gemälde überweisen und überdies verpflichte sich der Graf, sämtliche Gemälde zu übernehmen. Im Gegenzug habe Xaver jegliche Verkaufstätigkeit seiner Werke auf dem freien Markt zu unterlassen.

Frau Doktor Schubert legte Xaver den Vertrag vor. Er umfasste drei Seiten.
Xaver war im Begriff, sofort zu unterschreiben, wurde aber von Frau Dr. Schubert gewarnt. Erst möge er sich bitte mit seiner Freundin besprechen! Nicht, dass hinterher Zweifel aufkommen würden, die beiderseitige Bindung aneinander könne Nachteile zur Folge haben!

Für Xaver war der Vertrag höchst vorteilhaft. Eine Verdoppelung seiner Einkünfte aus der Malerei und ein sicherer Absatzmarkt! Was wollte er noch mehr?
Sara las sich den Text dreimal durch. Na ja, wenn der Graf alle Gemälde wollte, war das ja in Ordnung. Allerdings vermisste Sara eine Regelung für eine Periode ohne Einfälle. Was, wenn Xaver eine Zeit lang keine Bilder herstellen konnte?
„Keine Bilder – kein Geld“, sagte der Graf. Wenn Xaver nicht malte, dann müsse er eben irgendwo anders seine Einkünfte her bekommen. Etwa durch Taxi fahren.
„Sara, ich kann doch pro Monat leicht zehn Bilder malen“, warf Xaver ein. „Sind zweitausend im Monat! Das ist doch was!“

Das sah Sara allerdings ein. Daran, dass die Bilder wesentlich mehr einbringen könnten, dachte sie anscheinend nicht. Wie sollte sie auch, wenn der Maler selber mit 200 Euro höchst zufrieden war!
So wurde der Vertrag feierlich unterzeichnet. Und mit einem Glas Champagner begossen. (Wobei der französische Schaumwein weder Sara noch Xaver schmeckte.)
Erst um elf Uhr abends verabschiedeten sich Sara und Xaver von den beiden Eheleuten Kronsdorf-Clichy. Mit großer Vorsicht (wegen des Champagners) fuhr Xaver seinen schrottreifen Käfer zurück nach Wien und die Eheleute Kronsdorf feierten den günstigen Vertragsabschluss mit einer zweiten Flasche aus der Champagne.

Die nächsten beiden Wochen malte Xaver wie ein Besessener. Ein Laubfrosch, der sich in einem Schilfgeflecht versteckte, ein Zaunkönigspärchen in einem Haselnussgebüsch und eine Eidechse auf einem Kalkfelsen entstanden – und Sara stellte fest, dass die Bilder immer besser wurden. Die Eile, die Xaver beim Malen zeigte, wirkte sich nicht negativ auf die Gemälde aus.

Und dann passierte die Sache mit der Überschwemmung.
Betroffen war ein Archiv in Eisenstadt. Und zwar eines der burgenländischen Landesregierung, in welchem Agrarpläne aufbewahrt wurden. Alle Pläne der landwirtschaftlich genutzten Flächen des gesamten Nordburgenlandes waren dort gelagert.

Schuld an der Überflutung hatte ein lokaler Wolkenbruch, der Eisenstadt erfasste. Innerhalb von 45 Minuten kamen beinahe 80 Liter pro Quadratmeter vom Himmel und die Blitze, der Hagel und das Donnergrollen gemahnten an den Weltuntergang. Das Archiv war provisorisch im Erdgeschoß eines Hauses der Ruster Straße untergebracht und die Ruster Straße war an deren südlichem Ende kurz vor dem Kreisverkehr aufgegraben worden. Die plötzlich die Straße entlang fließenden Wassermassen hoben die Bretter der Absperrung aus ihrer Verankerung und es entstand eine Art von „Klause“, die das Wasser am Abfließen hinderte.
Dreißig Minuten nach dem Einsetzen des Starkregens war das Wasser im Archiv 60 cm hoch gestiegen und die gelagerten Agrarpläne nahmen teilweise ein Vollbad.

Graf Kronsdorf-Clichy erfuhr davon am nächsten Tag – und weil er außerdem wusste, dass ein ihm gekannter Bauunternehmer unweit davon ein bescheidenes Hochhaus errichtet hatte, das Wohnungen und Lagerräume enthielt, reifte in ihm der Gedanke, sich eine nette Provision zu verschaffen. Er brauchte nur dafür zu sorgen, dass das Archiv ins neu errichtete Hochhaus übersiedelte.

Umgehend wurden die Jagdeinladungen ausgesprochen.
Ein Experte für Abwässer wurde als erster eingeladen und eine Woche später waren die Herren von der Landesregierung dran. Dazwischen erwartete der Graf noch den Eigentümer des Hochhauses.

Der Abwasserexperte schoss ein junges Reh, erhielt ein Diner mit exquisitem Lammrücken und außerdem ein Gemälde, das ein Reh im Winter, in dichtem Unterholz versteckt, zeigte.
Im Gegenzug erstellte er ein Gutachten, das die Gefahr einer Wiederholung der Überflutung in der Ruster Straße eindringlich dokumentierte.

Der Hochhausbesitzer erhielt nur einen kalten Imbiss von Do & Co und ein Gemälde von Xaver Baumeister, das einen Raubvogel im Geäst einer Fichte darstellte. Auf eine Jagd wurde verzichtet.

Und schließlich die Herren von der Landesregierung schossen am darauf folgenden Wochenende ein paar Hasen und wurden mit Bildern von versteckten Wildenten und einem Auerhahn bedacht.

Frau Doktor Schubert erstellte den Mietvertrag, der Graf kassierte 250.000 Euro Provision und vier Monate später übersiedelte das Archiv ins neue Zuhause.
Nach dieser Aktion, die eine höchst bescheidene Vermittlerprovision eingebracht hatte, war aber wieder einmal ein etwas lukrativerer Geschäftsabschluss fällig. Der Graf stieg etwas fester aufs Gaspedal, was die automatischen Sturmgewehre für Afrika betraf.

Diese waren eine Modifizierung einer Waffe, die von Steyr für das österreichische Bundesheer gefertigt worden war. Das relativ leichte und einfach zu bedienende Gewehr war hauptsächlich für die Verwendung durch Kindersoldaten gedacht und natürlich nicht auf dem freien Markt zu haben. Aber der Graf hatte eine Quelle: Einen Händler, der in der Obersteiermark tätig war und die nur wenig umfangreichen Umbauten an der Waffe selbst vornahm.

Der „Warlord“, der die Waffe zu kaufen beabsichtigte, war ein verschlagen dreinschauender Schwarzer mit dem (wahrscheinlich falschen) Namen „Mr. Mugabe“ und er verfügte über ein Kapital aus Geldern der Entwicklungshilfe und des illegalen Diamantenhandels, das ihm den Kauf von etwa 10.000 Stück der Gewehre ermöglichte.

Was Mr. Mugabe damit vorhatte, war dem Herrn Grafen Kronsdorf-Clichy völlig „blunzen“. Ebenso war ihm auch nicht ganz klar, wen Mr. Mugabe eigentlich vertrat. Der Warlord selbst stammte aus Sierra Leone, und das war immerhin irgendwo „bei den Wilden“. Wenn sich diese gegenseitig „maxeln“ wollten, dann sollte das dem Grafen recht sein.

Man hatte bisher über einen Preis von 4.000 Euro pro Stück gesprochen. Frei Ankunft Freetown.
Aber Mr. Mugabe zierte sich.
Also wurde der schwarze Herr zur Jagd eingeladen.
Xaver Baumeister erhielt vom Grafen den Auftrag, Viecher zu malen, die in einem tropischen Wald versteckt waren. Der Schwarze sollte etwas Besonderes kriegen.

Xaver verlegte damit seine Malerei ins Palmenhaus von Schönbrunn, dem größten Glashaus auf dem europäischen Kontinent. In dem 111 mal 28 Meter großen und 25 Meter hohen Gewächshaus kam er in dessen wärmsten Teilen ganz schön ins Schwitzen, aber es gelangen ihm ein paar Ansichten von exotischem Flair, in denen er einige Raubtiere versteckte.

Dann lieferte Xaver die Bilder und bereits zwei Tage später trafen Mr. Mugabe und sein Gefolge, von London in einem Privatflugzeug abgeholt, in Schwechat ein. Mugabe, ein Moslem, hatte seine vier Frauen mit und der dreitägige Aufenthalt im Schloss Kronsdorf war sowohl für Frau Doktor Schubert als auch für den Grafen eine Zumutung.

Aber immerhin rechnete der Graf mit deutlich über einer Million Vermittlungsprovision. Da musste man solche Missliebigkeiten wie vier ausgeflippte Negerinnen eben in Kauf nehmen.
Die vierte und jüngste Frau des Mr. Mugabe, die von allen Baby genannt wurde, dem Stamm nach eine Kobanko war, aus Kabala im Norden stammte und die an den Jagden nicht teilnahm, wurde am zweiten Besuchstag von einem Chauffeur nach Wien gefahren und machte die Innenstadt unsicher. Sie hatte eine ansehnliche Barschaft bei sich und kaufte die kitschigsten Souvenirs ein, die man sich denken kann. Und bevor es zurück ging ins Burgenland sah sie eine Porzellanfigur, die ihr ausnehmend gut gefiel: Ein altes, aber gut erhaltenes, von der Manufaktur Augarten gefertigtes Lippizanerpferd, das in einem Sprung begriffen war.

Da hatte sie allerdings ihr Bargeld bereits ausgegeben. Aber sie hatte vor, sich das Prachtstück von einem Pferd am nächsten Tag zu holen. Würde sie eben nochmals nach Wien gefahren werden. Es gab ja noch so viele Geschäfte da zu sehen!
Mr. Mugabe hatte tagsüber mehrfach daneben geschossen und war übelster Laune, als seine vierte Frau ihn abends auf eine Neuauflage ihres Einkaufskapitals ansprach. Er lehnte kalt ab. Mr. Mugabe achtete eben auf die Ausgaben, vor allem wenn es um seine eigenen ging.
Baby würde nichts mehr kriegen! Baby hatte genug gekauft!

Als alles Maulen nichts nützte, da stibitzte Baby ein Bild, das ihr Göttergatte heute als Geschenk erhalten hatte: Eine Antilope, versteckt in einem buschartigen Gewächs unter Palmen. Sie würde das Gemälde eben gegen das Porzellanpferd eintauschen. In ihrem Heimatort Kabala funktionierte das, warum nicht auch hier in dieser hektischen, fremden Stadt?

Am nächsten Tag, während Mr. Mugabe einen kapitalen Hirschen zur Strecke brachte, verhandelte Baby mit dem Geschäftsführer des Antiqitätenladens auf dem Graben über den Tausch der Figur gegen das Gemälde.
Herr Anton Schleicher, der Geschäftsführer, hatte Bedenken. Die Signatur „Baumeister“ sagte ihm nichts. Aber der Chauffeur, der ins Geschäft mitgekommen war, bestätigte Herrn Schleicher, dass es sich um eines von den geheimnisvollen „Kronsdorf-Viechern“ handelte. Davon wusste Herr Schleicher zwar auch nichts, aber nach einem Telefonat mit einem seiner Bekannten erklärte er sich bereit, das springende Reittier der kleinen Negerin zu überlassen.

Als die Familie Mugabe dann wieder gegen London düste, stand die im Tausch erstandene Antilope im Schaufenster des Antiquitätengeschäftes mit einem Preisschild, auf dem 6.000 Euro vermerkt waren und einer Zusatztafel, auf der zu lesen war: „Ein Kronsdorf–Viech“.

Drei Tage später war das Bild weg. Gekauft von einem Schauspieler, der es nicht verkraften konnte, bisher nicht von Graf Kronsdorf eingeladen worden zu sein (der Graf hatte mit dem Theater nichts am Hut) und das mit dem Gemälde zu kaschieren versuchte.

Daraufhin versuchte Herr Schleicher herauszufinden, wer denn der Maler Baumeister wäre. Von dem gab es offenbar keine Arbeiten in den Galerien von Wien. Allerdings war ein Absatzmarkt vorhanden!
Baumeisters standen genug im Telefonbuch. Aber Schleicher ging die Sache systematischer an und kontaktierte die Kunstakademie.

Tatsächlich gab es da einen Maler namens Xaver Baumeister in einer der Meisterklassen, der kurz vor dem Abschluss stand. Schleicher bekam dessen Telefonnummer und rief ihn sofort an.
Xaver war wieder mit der heimischen Flora beschäftigt und malte im Moment einen Marder, der es sich in einer Baumkrone gemütlich gemacht hatte.

Herr Schleicher bestellte bei Xaver Baumeister drei Gemälde im Stil der „Kronsdorf-Viecher“ und fragte nach dem Preis. Aber Xaver lehnte ab. Er könne keine Viecher an jemand anderen liefern, als an den Grafen Kronsdorf-Clichy. Der habe sich das alleinige Recht auf diese Bilder gesichert. Er benötige sie als Geschenke für seine Geschäftspartner und würde sie immerhin mit 200 Euro pro Gemälde fürstlich bezahlen.

Schleicher bot 1.000 Euro pro Bild. Der Graf müsse es ja nicht wissen, dass Xaver noch jemanden beliefere! Er würde das sicher nicht an die große Glocke hängen!
Xaver war völlig verunsichert. Zum Glück kam Sara heute Abend zu ihm, die musste ihm helfen!

Sara nahm sich sofort den Vertrag mit dem Grafen Rudolf noch einmal vor. Sie entdeckte nirgends eine Klausel, die Sanktionen vorsah, falls Xaver weiter Bilder an andere Käufer abgeben sollte. Frau Doktor Schubert hatte seinerzeit zwar allerlei Bestimmungen entworfen, die Xaver zu Schadenersatz hätten verpflichten sollen, der Graf hatte diese aber nicht aufnehmen wollen. Sie würden den Maler wohl eher abschrecken, hatte er gemeint.
Frau Doktor Schubert hatte sich daher mit dem allgemeinen Schadenersatzrecht zufrieden gegeben. Wenn Xaver den Vertrag brechen sollte, werde sie ihn ganz einfach verklagen!

Sara hatte natürlich sofort begriffen, dass ein Vertragsbruch durch Xaver Konsequenzen haben würde. Um welche Beträge es sich bei den Provisionen des Grafen Rudolf im Allgemeinen handelte, davon ahnten aber weder Xaver noch Sara etwas.
Den ganzen Abend überlegten sie, wie sie gegen den Vertrag mit Graf Rudolf vorgehen sollten. Xaver wollte ihn ignorieren und einfach für den neuen Kunden Schleicher Bilder malen, aber Sara riet dringend ab. „Wer weiß, auf welche Beträge dich dann der Kronsdorf verklagt“, warnte sie wiederholt.
Also kam man sicherheitshalber überein, den Vertrag offiziell zu kündigen.

Sara setzte einen Vertragszusatz an Grafen Rudolf von Kronsdorf-Clichy auf, druckte ihn auf Xavers Computer zwei Mal aus und Xaver unterschrieb beide Exemplare. Dann, am nächsten Tag machte er sich auf, das Schriftstück seinem Mentor zu überbringen.

Der Graf hielt sich im Billardzimmer auf und übte. Da gab es einen Stoß, der ihm nicht gelingen wollte und jetzt wollte er den Trick einmal herausfinden. Das Hausmädchen Svetlana brachte Xaver an den Billardtisch.
„Was kann ich für Sie tun, mein junger Freund“, fragte der Graf salbungsvoll.
„Mich aus der Abhängigkeit von meinem Mentor entlassen“, sagte Xaver gerade heraus.
Graf Kronsdorf wiegte den Kopf. „Warum so plötzlich?“
„Weil meine Bilder bereits was wert sind, Herr Graf.“
„Ich bin informiert“, stellte der Graf fest. „Aber wert sind die nur was, weil ich die Bilder verschenke! Sie haben doch sicher gehört, dass sie als 'Kronsdorf-Viecher' bezeichnet werden. Als Geschenke eines Grafen und Waidmannes sind die was wert. Nicht, weil Sie die Dinger gemalt haben!“
„Dem wage ich zu widersprechen“, antwortete Xaver. „Der Schöpfer eines Kunstwerkes ist immerhin der, ohne den es das Kunstwerk nicht gäbe!“
„Falsch“, behauptete der Graf. „Der Auftraggeber ist der wahre Urheber! Der Maler nur der Handwerker!“
„Aber i hab doch die Reihe mit den versteckten Viechern schon ang'fangen g'habt“, beschwerte sich Xaver. „Sie sind doch nur drauf aufg'sprungen!“

Der Graf führte einen Billardstoß durch, traf die beabsichtigte Kugel und grinste. „Na, wie Sie wollen. Sie werden ja sehen, wie sich Ihre Bilder weiterhin verkaufen.“
Xaver holte das Schriftstück seiner Freundin Sara aus der Tasche und reichte es dem Grafen. Der Graf setzte sich umständlich die Brille auf und las es durch. Dann nickte er, sagte „Schön“, unterschrieb das Blatt und reichte es Xaver zurück.
Xaver steckte es ein, bedankte sich und verabschiedete sich von seinem ehemaligen Mentor.
„Ach, übrigens, ich werde natürlich die Presse verständigen, dass Sie nicht mehr für mich tätig sind“, sagte der Graf zum Abschied. „Sie werden ja sehen, wie die Kunsthändler drauf reagieren!“
„Ja, das werden wir sehen“, sagte Xaver und fühlte sich sehr erleichtert.

Eine Woche später erhielt Herr Anton Schleicher eine Hirschkuh und eine Familie Wildenten. Er bezahlte 2.000 Euro dafür, bestand aber auf einer Rechnung und schärfte Xaver ein, die Einnahme zu versteuern. Das würde oft von seinen Lieferanten vergessen, die Finanzämter wüssten das aber!

„Ich mache Buchhaltung schon, seit ich die Bilder vom Grafen bezahlt gekriegt hab“, gestand Xaver. „Jetzt mach ich die weiter, auch wenn ich nix mehr an den Grafen liefere.“
„Ach, Sie haben die Produktion für den Grafen Kronsdorf eingestellt?“
Als Xaver nickte, meinte Anton Schleicher: „Das ist gar net gut! Dann verschenkt der Graf nix mehr – dann ist's aus mit den 'Kronsdorf-Viechern'.“
„Aber nein“, meinte Xaver. „Ich mal sie doch weiter!“
„Aber net für den Grafen“, sagte Schleicher. „Da wird sich keiner mehr drum reißen!“
„Können S' mir sagen, warum?“, wunderte sich Xaver.
„I hab schon eins verkauft“, erklärte Schleicher. „An ein' Schauspieler. Der wollt damit so tun, als ob er auch schon beim Grafen eing'laden war. Der Graf lad' nur Leut' ein, die ihm was einbringen, also wichtige Leut'! Wer so ein Kronsdorf–Viech hat, is also wichtig!“, erklärte der Händler. Und dann fügte er hinzu: „Wer's g'malt hat, is völlig wurscht!“

Xaver war etwas gekränkt, bemühte sich aber, das nicht zu zeigen. Herr Schleicher sah auch nicht sehr glücklich aus, als er jetzt sagte: „Bringen S' mir vorläufig keine mehr von den Viechern. I schau einmal, wie i die da verkaufen kann.“

Enttäuscht kam Xaver nach Hause. Und als abends seine Freundin kam, klagte er ihr sein Leid.
Allerdings schien Sara die ganze Angelegenheit nicht allzu tragisch zu nehmen. „Na, wart einmal ab. Vielleicht braucht der Antiqitätenheini eh schon bald neue Bilder von dir.“
„Soll i net den Grafen anrufen? Und ihm sagen, i arbeit' wieder für ihn?“
„Lass den noch warten! Vielleicht ruft ja der dich an! Vielleicht braucht er die Bilder noch!“
Die nächsten drei Wochen waren hart für Xaver. Immer wieder dachte er daran, Graf Rudolf anzurufen und immer wieder verschob er es. Vielleicht hatte Sara ja Recht.

Graf Rudolf hatte tatsächlich ein kurzes Telefonat mit einem ihm bekannten Journalisten geführt und dem mitgeteilt, dass er die Geschenke der „Kronsdorf-Viecher“ einstellen werde. Aber an jenem Tag wurde wieder einmal ein Geldausgabeautomat einer Bank gesprengt und die Zeitung brauchte den Platz für den entsprechenden Bericht. Graf Rudolfs Meldung ging daher nicht in Druck – und wurde anschließend als unerheblich „vergessen“.

Herr Anton Schleicher verkaufte wider Erwarten schon nach elf Tagen das Bild mit den Wildenten an eine unbekannte ältere Dame, die sich genau danach erkundigte, ob es sich tatsächlich um „Kronsdorf-Viecher“ handele. Daraus schloss der Händler völlig richtig, dass es sich noch nicht herumgesprochen hatte, dass der Maler Baumeister nicht mehr für den Grafen tätig war.

Als die Hirschkuh an einen bekannten Architekten ging und noch dazu einen sehr guten Preis erzielte, bestellte Herr Schleicher bei Xaver telefonisch nach.
Xaver war überglücklich.

Und dann verschenkte Graf Rudolf sein letztes Bild von Xaver Baumeister. Jetzt hatte er keines mehr in seinem Vorrat. Und gerade jetzt hatte er die Sache mit dem Rundfunk an der Angel!
Es ging um die viel diskutierte Frage, ob der ORF sein Gebäude in Wien XIII renovieren solle, oder ob der Fernsehsender gleich ein neues Domizil beziehen würde. Der Graf hatte da seine eigenen Pläne und für beide Varianten vorgesorgt. Sowohl für eine Übersiedlung des ORF als auch für eine aufwendige Modernisierung des alten Gebäudes hatte er Partner an der Hand, die jeweils eine Provision an ihn in bedeutender Höhe vorgesehen hatten.

Die Herrschaften des ORF-Stiftungsrates waren jedoch nur so weit zu beeinflussen, dass es zu einer für den Grafen günstigen Entscheidung kam.
Der Graf bereitete die Jagdeinladungen vor.
Als er dann mit dem Stiftungsrat Kontakt aufnahm, fragte einer der maßgeblichen Herren den Grafen anlässlich dessen Einladung gerade heraus: „Gibt's da auch ein Kronsdorf–Viech?“
Graf Rudolf fasste sich trotz seiner Überraschung sofort und sagte: „Na selbstverständlich! Warum sollten gerade Sie keines kriegen?“
„Das Bild bitte mit einer Wildsau!“, verlangte der ORF-Mann.
„Ich lass' sofort ein Wildschwein malen“, sagte der Graf.

Und dann hatte Graf Rudolf von Kronsdorf-Clichy die ihm etwas unangenehme Aufgabe, den Xaver anzurufen und ein Wildschwein versteckt im Unterholz zu bestellen.
Xaver war überglücklich! Er war wieder im Geschäft! Das Warten hatte sich gelohnt!
Der Maler Xaver Baumeister nutzte aber die Verlegenheit des Grafen nicht aus. Er verlangte wiederum seinen üblichen Tausender, wie ihn ja Herr Schleicher auch bezahlte.
Der Graf tobte nur ganz kurz. Dann aber sagte er sich: 'Der Tausender ist eigentlich eine Frechheit! Andererseits ist der Baumeister ein Riesentrottel. Ich hätt' auch mehr bezahlt.'

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