Tagungen

Kunstvoller in den Tod? Das Grabmal des Künstlers in kunst-, kultur- und sozialgeschichtlicher Perspektive

VII. Interdisziplinäre Tagung der Reihe »Sterben, Tod und Jenseitsglaube«

Veranstalter: Schwabenakademie Irsee (Allgäu)

 

Die Grabkapelle, das Grabmal oder Grabbild, die für einen Künstler oder in seinem Auftrag gestiftet wurden, stellen besondere, jedoch erstaunlicherweise nahezu unberücksichtigte Artefakte im weiten Feld der Sepulkralkultur dar. Die Tagung möchte das spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Künstlergrabmal fokussieren, darüber hinaus Ausblicke in die Moderne bieten und sowohl die südalpine als auch die zeitlich erheblich versetzte nordalpine Entwicklung der Künstlergrablege einschließen. Der weit gesteckte Rahmen soll primär bildende Künstler (Maler, Bildhauer etc.) und Architekten umfassen, ggf. sind Grabmäler von Kunsthandwerkern als Vergleich hinzuzuziehen.

 

Zum einen gibt es Künstler, die Konzepte für das eigene Grabmal selbst entwickelt und Schüler mit der Ausführung beauftragt haben. Andere Künstler wurden erst mit großer zeitlicher Verzögerung von der Nachwelt mit einer Grablege bedacht, während sie selbst explizit darauf verzichten wollten. Neben Fragen zu Begräbniswunsch, Planung und tatsächlicher Ausführung von Grabmal und / oder vorausgegangenem Katafalk ist zu untersuchen, ob sich anhand der Wahl des Grabmals bestimmte Stereotypen und Abhängigkeiten ausmachen lassen, ob und wie sich das Grabmal in das Œuvre des Künstlers einordnen lässt und welchen Funktionsänderungen es im Laufe der Zeit unterlag. Des weiteren bietet sich das Künstlergrabmal als Quelle an, die zum künstlerischen Anspruch, zur Memoria- und / oder Repräsentationssicherung, zur Jenseitsvorsorge, zur Selbst- sowie Fremdwahrnehmung und -darstellung, zur wirtschaftlichen / gesellschaftlichen Situation und zum Handlungsspielraum des Künstlers sowie zu seiner Mythenbildung und Heroisierung befragt werden kann.

 

Während beispielsweise Michelangelo seine später verworfene Florentiner Pietà ursprünglich für sein eigenes Grab vorgesehen hatte, richteten Andrea Mantegna und Peter Paul Rubens Familienkapellen ein, innerhalb derer sie durch Grabbild und Skulptur ihre eigene Memoria und auch jene ihrer Nachkommen inszeniert wissen wollten. Antonio Canova erbat 1809 von Pius VII. die Erlaubnis, im Pantheon Ehrenbüsten grosser Künstler aufstellen zu dürfen: Kaum zehn Jahre später waren dort über 60 Büsten zu sehen und der Papst veranlasste nunmehr die Räumung des Ruhmestempels, was die bereits in Raffaels Begräbniswunsch begründete Tradition einer Grabstätte für Künstler im Pantheon zunächst beenden sollte.

 

Da kulturgeschichtliche Aspekte der spezifischen Aufgabe »Grab für einen Künstler« behandelt werden sollen, werden selbstredend auch künstlerisch weniger anspruchsvolle Grabprojekte, die sich als sozialhistorische Quelle anbieten, im Focus des Interesses stehen.

 

Vorgesehen sind Vorträge von maximal 30 Minuten mit anschließender Diskussion von 30 Minuten; die Tagungsbeiträge sollen in einem Sammelband publiziert werden.

Bei Rückfragen zur Tagung und für weitere Informationen stehen gerne zur Verfügung

 

Dr. Markwart Herzog
Schwabenakademie
Klosterring 4
D-87660 Irsee
Tel.: ++49(0)8341-906 661
Fax: ++49(0)8341-906 669
markwart.herzog@kloster-irsee.de

 

in Kooperation mit:

 

Cand. phil. Birgit Ulrike Münch M.A.
Kunstgeschichte, FB III
Universität Trier
D-54286 Trier
Tel.: ++49(0)651-201 4481
Fax: ++49(0)651-201 3602
muench@uni-trier.de

 

und

 

Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke
Kunstgeschichte, FB III
Universität Trier
D-54286 Trier
Tel.: ++49(0)651-201 2434
Tel.: ++49(0)651-201 2132 (vormittags)
Fax: ++49(0)651-201 3602
tacke@uni-trier.de

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