Reiseberichte

Kuriositäten auf der Spur - Unterwegs in Burma

Burma ist als Reiseland noch eher ein Geheimtipp. Nirgendwo sonst sind die Reiserouten so untouristisch, das Leben noch so ursprünglich. Anders ist Burma nicht nur wegen seiner prachtvollen Pagoden und Stupas, sondern auch wegen der von 1962 bis 2011 regierenden Militärjunta, die das Land vom Rest der Welt isolierte. Eugenie von Trützschler und ihr Mann haben sich trotzdem auf den weiten Weg nach Asien gemacht und schildern ihre Eindrücke.

Pagoden in Burma
Pagoden in Burma

Der Stellenwert eines Staates bzw. einer Stadt auf der Skala der Tourismusbesuche lässt sich vielleicht am besten anhand der Flughafengröße, seiner Flugfrequenz und der Flugzeuggrößen betrachten. Burmas Stellenwert erkennt man daran, dass man von keinem anderen Kontinent einen Direktflug buchen kann. Das Flugzeug, das uns Ende Januar 2012 aus Singapur nach Yangon (Rangun) brachte, war eine kleine Maschine, in der außer uns kaum Touristen saßen.

Als wir in Yangon ankamen, wussten wir noch nicht, dass wir uns in diesem Land ausschließlich per Flugzeug fortbewegen würden. Nicht, dass wir am liebsten fliegen und deswegen jede Möglichkeit dazu wahrnehmen. Vielmehr ist es so, dass es den Touristen teilweise untersagt ist, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Mit dieser Maßnahme wird verhindert, dass Touristen mit eigenen Augen sehen, wie es in den Landesteilen zugeht, die nicht für Touristen öffentlich gemacht werden. Auch wenn die strenge Militärherrschaft seit 2011 deutlich gelockert wurde, spürt man noch deutlich, wie beschränkt die Freiheit in diesem Land ist. Während man einige Gebiete ohne besondere Visa und Genehmigungen bereisen konnte, braucht man für den Norden des Landes immer noch eine Sondergenehmigung.

Bereits vor der Reise hatten wir für die erste Nacht Zimmer in einem Privatquartier gebucht. Zum einen deshalb, weil es in Privatquartieren fast immer netter, familiärer und erlebnisreicher zugeht, zum anderen auch, weil die großen, in Reiseführern angeboten Hotels, als regierungstreu angesehen werden können. Unsere Unterkunft lag im Diplomatenviertel der Stadt, deren Erscheinungsbild sowohl von englischen Villen, Überbleibseln aus der Zeit als englische Kronkolonie, als auch von herrschaftlichen Häusern, die von Stacheldraht umgeben sind, gekennzeichnet war. Der Gedanke an die Zeit der englischen Vorherrschaft wird heute gerne verdrängt. So baute das burmesische Militär 2005 eine neue Hauptstadt, Naypyidaw. Die Stadt ist jedoch, von Diplomaten und Regierungsbeamten abgesehen, völlig leer. Eine einheimische Bevölkerung gibt es nicht.

Neugierig auf das uns fremde Land, zogen wir gleich am ersten Tag los, um uns die Stadt anzusehen. Da wir nicht mit den Bussen fahren durften, gingen wir zu Fuß los. Kaum auf der Hauptstraße, leuchtete uns die erste Pagode golden entgegen. Diese großen, turmartigen Bauwerke, die man in ganz Asien findet, haben einzelne Geschosse, die durch Simse oder Dachvorsprünge voneinander abgetrennt sind. Um näher an die Pagode zu gelangen, gingen wir auf einen Hügel hinauf und standen plötzlich vor einem umzäunten Garten mit einem Denkmal in der Mitte. Da das Tor halb offen stand, schlug ich vor, hindurchzugehen. Da die Pagode von hier aus besonders schön aussah, machte ich von ihr einige Fotos. Plötzlich tauchte neben mir ein uniformierter Mann auf und verlangte gestikulierend die Herausgabe des Films. Ich zeigte ihm meine Digitalkamera mit den gerade aufgenommenen Bildern. Als er sah, dass ich nur die Pagode und nicht das Denkmal fotografiert hatte, bedeutete er mir, dass ich weitergehen konnte. Diese kleine Begebenheit zeigte mir nicht nur, wie präsent das Militär in diesem Land ist, sondern auch, wie viel Angst es hat, in der Öffentlichkeit zu stehen.

Man hat mehrere Möglichkeiten auf die Pagode zu gelangen, per Treppen oder Aufzug. Der Eintritt ist für die Einheimischen frei, während wir eigentlich hätten zahlen müssen. Das Problem war, dass der Dame an der Kasse keiner unserer Geldscheine schön genug war. Anders als wohl auf der ganzen Welt, werden in Burma ausschließlich druckfrische Dollar akzeptiert. Da dies so explizit in keinem Führer stand, wussten wir dies nicht. Auch eine Methode Geld zu sparen oder es den Touristen angenehm zu machen. Neben uns besuchten viele Leute den Pagodenhügel, sie beteten, stellten Blumen auf oder übergossen die allgegenwärtigen Buddhas mit Wasser.

Die nächste Station auf unserer Reise war Mandalay. Die Millionenstadt hat zwei Gesichter, das neue und das alte Mandalay. Das neue Mandalay ist eine moderne Stadt mit anonymen Straßenzügen, wie sie in jeder Metropole in Asien zu finden sind. Das alte Mandalay war ursprünglich ein englisches Soldatenfort und wird jetzt vom burmesischen Militär genutzt. Wir sind die einzigen ausländischen Besucher, ansonsten begegnen wir nur Einheimischen. Einige von ihnen sind festlich gekleidet. Vergebens versuchen wir den Anlass zu erraten.

Bei einem unserer Spaziergänge durch Mandalay und Umgebung blieben wir an zwei alten Holzhäuschen stehen, von denen sich eines schließlich als Geschäft entpuppte. Hier befand sich auch eine Werkstatt, in der mehrere Frauen traditionelle Perlentäschchen und Bilder herstellten. Während wir ihnen interessiert bei ihrer Arbeit zusahen, unterhielten wir uns mit einem älteren Mann auf Englisch, der erzählte, dass er Maler und Antiquitätensammler sei.

In Mandalay steht auch der bedeutendste Buddha dieses Staates. Bis zum Jahr 1784 stand er in der Stadt Rakhine im Norden Burmas, danach wurde er umgesetzt. Genaue Gründe für diese Umsetzung sind nicht bekannt. Tatsache ist aber, dass im Jahr 1784 das Reich, dessen Namen die Stadt trug an die Burmesen gefallen war und die Stadt Rakhine sich dann eine Kopie des Buddhas baute. Leider dürfen nur Männer den Buddha berühren und als Glücksbringer goldene Plättchen, die man kaufen kann, an seinem Körper anbringen.

Eine, im Reiseführer angepriesene, eintägige Taxitour haben wir ebenfalls mitgemacht. Diese Reise führte uns über Sagain bis nach Inwa. Vor den einzelnen Sehenswürdigkeiten auf unserem Weg standen Souvenirverkäufer, die selbst angefertigte Steinfiguren für Ausgrabungsstücke ausgaben. Daneben kann man auch Holzfiguren und Postkarten kaufen.

Unser nächstes Ziel hieß Bagan. Unüblicherweise können Touristen diese Stadt auch mit dem Boot erreichen. Ohne Zwischenhalt führt die Fahrt acht Stunden lang durch Flachland und Felder. An der Anlegestelle in Bagan befindet sich ein kleiner Holzverschlag, der das Büro der Tourismusbehörde darstellte. Kein Neuankömmling kommt an den Beamten vorbei und auch hier haben wir wieder das übliche Problem mit den zerknitterten Geldscheinen. 2.200 Stupas und Denkmäler in Grabhügelformen als Symbol für Buddha, kann man in dieser Stadt besichtigen. Mit einer Kutsche fuhren wir von einer Stupa zur nächsten und am Ende zu einigen Geschäften. Da Lackarbeiten die Spezialität dieser Stadt sind, existieren hier mehrere Werkstätten, die gleichzeitig produzieren und verkaufen.

Um nach Alt-Bagan zu kommen, entschieden wir uns, mit einem Sammeltaxi zu fahren. Es war noch recht früh und so saßen wir eingezwängt zwischen den Frauen, während sich die Männer an den Stangen festhielten und mit ihren Körpern außerhalb des Fahrzeuges hingen. Wir schauten uns ein Museum an, dessen Besuch leider nicht hielt, was er versprach.

Natürlich schafft man es nicht, sich alle Stupas anzusehen. Dass wir aber noch weniger sahen als geplant lag an einer Magen-Darm-Verstimmung, die ich gleich am Abend der Ankunft bekam. Als es mir am nächsten Morgen immer noch nicht besser ging, fragte mein Mann im Hotel nach einem Arzt und kurz darauf kam eine etwas ältere Japanerin, die fließend Englisch sprach und mir in Wasser gelöstes Pulver gegen den Flüssigkeitsverlust gab. Als Werner am nächsten Tag in der Apotheke nochmal das gleiche Mittel kaufen wollte, wurden ihm verschiedene Ausführungen des Mittels angeboten, eins davon mit der Aufschrift von UNICEF.

Weil es mir am Abend schon etwas besser ging, ging ich zum Essen und bat um leichte Kost. Die Eigentümerin des Lokals war solche Zustände der Touristen wohl gewöhnt, sie kochte mir extra eine Brühe mit Eieinlage.

Am Ende unserer Reise landeten wir wieder in Yangon, von wo aus es dann mit dem Flugzeug zurück nach Hause ging. Hier gaben wir auch unser letztes Geld aus, unter anderem für einen Frauenkopf, der statt Haaren einen Elefantenrüssel auf dem Kopf trug.

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