Der Mann hat nicht mehr alle Tassen im Schrank! Diese Redewendung ist im Fall des belgischen Malers Laurent Reypens wörtlich zu nehmen, denn die Tassen, Schüsseln und Schalen stehen in seinem Atelier. Mit der anmutigen Darstellung eines alltägliche Gegenstandes erkundet der Künstler das Spiel von Licht und Schatten, die das äußere Gewand der Tassen umschmeicheln, sowie deren kompositorisches Zusammenspiel im Bildgefüge. Ein Tipp von Verena Paul.
„Reypens hat mit den Tassen eine Form gefunden, wie sie andere Maler in der Landschaft, der Stadt oder der Flasche gefunden haben, an denen sie sich künstlerisch abarbeiten“, erklärt Galeristin Ingeborg Besch die Motivwahl. A propos Flasche, war da nicht mal ein Maler namens Giorgio Morandi, der auch immer dasselbe Motiv zeigte? Da schmunzelt die Galeristin und erklärt, dass der Künstler diese ihm oft unterstellte Nähe nicht bestätigen kann. Anders als bei dem bedeutenden italienischen Stilllebenmaler, der jeder Flasche eine individuelle Form gibt, betrachtet Reypens das Ensemble seiner Schüsseln als Ganzes, als eine geschlossene Grundform. Ihm geht es weniger um das Abbilden von Dingen als um die Auseinandersetzung mit Licht und Schatten sowie die Erkundung des Volumens – also den klassischen Malerthemen, die mit viel Freude am Experimentieren neu entdeckt und ausgelotet werden können.